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Veneto, 1594: Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen – eine bezaubernde Hauptdarstellerin, ein waffenstarrender Zwerg, ein schlitzohriger Intendant und dessen bockige Enkelin. Mitten hinein in dieses schillernde Ensemble gerät der achtzehnjährige Marco, der noch nicht viel von der Welt gesehen hat.

Der unerfahrene Jüngling ist begeistert von der faszinierenden Welt des Theaters und zieht mit der Truppe nach Venedig, wo es bald um Sein oder Nichtsein geht: Nur ein neues Stück kann das Ensemble noch vor dem Ruin retten. Vom Kulissenschieber steigt Marco zum Gehilfen des trunksüchtigen Bühnendichters auf und dann zum Autor seines eigenen Stücks. Doch bis er dieses auf die Bühne bringen kann, muss er noch viel lernen. Über das Schreiben. Über die Liebe. Und vor allem über das Leben selbst.

 

  Autor: Charlotte Thomas
Verlag: Luebbe
Erschienen: März 2010
ISBN: 978-3431038071
Seitenzahl: 704 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Wer Charlotte Thomas' Bücher kennt, weiß, dass diese immer in Venedig spielen. Auch in diesem neuen Werk bedient sich die Autorin wieder dieser schönen Kulisse. Kulisse im wahrsten Sinn des Wortes, denn es geht um eine Theatergruppe die, wie kann es anders sein, auch in Venedig gastiert. Die Autorin gestaltet wieder ein zauberhaftes Bild der Lagunenstadt und man kann nicht umhin, ihre Liebe zum damals großen Handelszentrum herauszulesen. Durch ihre detaillierten Beschreibungen bekommt man Lust, die Stadt zu besuchen und all die beschriebenen Plätze, Gässchen und Kanäle aufzusuchen, um den magischen Flair selbst auf sich wirken zu lassen. Anders als in ihren vorhergehenden Büchern, hat Thomas diesmal die Perspektive gewechselt und lässt einen jungen Mann seine Erlebnisse selbst erzählen.


Stil und Sprache
Bunt, prächtig, prall. Eine Farbenpalette wie sie schillernder nicht sein kann. Sprach- und bildgewaltig lässt die Autorin den jungen Marco Ziani seine Geschichte erzählen. Charlotte Thomas bietet dem Leser ein Theater über ein Theater. Eine leicht-luftige Erzählung mit ungeheurem Tempo und immenser Empathie. Dies ist kein Buch mit psychologischem Tiefgang, sondern eine feine, subtile Komödie mit explosiver Farbenvielfalt, lebendiger Szenerie und ausgefeilter Hintergrundbeleuchtung. Die Autorin bewegt sich sicher auf der Bühne, überlässt aber den Darstellern die Präsenz und zieht unsichtbar, aber perfekt, die Fäden. Ganz nebenbei, aber durchaus zu den Szenen passend, wirft die Autorin noch Zitate von Shakespeare ein oder kommt auf die - schon damals in Venedig sehr bekannte – Malerfamilie Robusti (bekannt unter Tintoretto) zu sprechen.
Ist man von den Büchern „Die Madonna von Murano“ oder „Der Löwe der Lagune“ eine ebenso perfekte Erzählung, aber mit sehr viel – oft auch düsterer - Dramatik gewöhnt, so scheinen in diesem Buch so manch „schlimme Unfälle“ – wie z. B. das Eindringen eines Bösewichtes in das Heim der Truppe mit tödlichem Ausgang - wie kleine Hoppalas, denen man sich dann Nächtens entledigen muss. Da es von Beginn an um das nicht unbeträchtliche Erbe Marcos geht, das mit dem Geheimnis um seine Herkunft verbunden ist, hält sich der Spannungsbogen von Beginn bis zur Auflösung am Schluss des Buches sehr straff.


Figuren
Ein ganzes Ensemble hat man hier zu verfolgen. Der Protagonist ist zweifelsohne der junge und unerfahrene Marco, der durch Zufall zu den „Incomparabilis“ (ich brauchte beinah bis zum Schluss des Buches, bis ich mir den Namen merken konnte…) stößt. Die Gruppe ist wahrlich ein bunter Haufen. So unterschiedlich die Figuren sind, so verschieden sind auch die Charakterzüge jedes einzelnen Darstellers. Die Autorin hat ein breites Spektrum an Charakteren ausgeleuchtet und obwohl in diesem Buch sehr viele Figuren mitspielen, bleiben die Handlungen aller sehr übersichtlich (wenngleich ein Personenverzeichnis sehr hilfreich gewesen wäre).
Marco ist mit seinen 18 Jahren ein junger Mann mit wenig Lebenserfahrung und so ist man als Leser dem Protagonisten gegenüber im Vorteil, da man auf jeden Fall mehr Erfahrung als er hat (auch, wenn man noch ein sehr junger Leser ist) und sich öfter dabei ertappt, wie sich einem ein Lächeln auf die Lippen stiehlt, ob der oft naiven Handlungsweise des Jünglings oder auch der dramatisch kuriosen Szenen, in die sich so manche Darsteller hineinmanövrieren. Charlotte Thomas hat Marco absolut glaubhaft dargestellt und aus ihm keinen kraftvollen und jeder Gefahr trotzenden Helden gemacht. Jede Figur ist mit Liebe gezeichnet, alle haben ihre Stärken und Schwächen und gerade diese Vielschichtigkeit haucht der Erzählung Authentizität und Leben ein.


Aufmachung des Buches
Wie man es von Charlotte Thomas' Büchern schon gewohnt ist, ist auch dieses Buch eine sehr schöne, gebundene Ausgabe. Auf dem in verschiedenen, satten Gelbtönen gehaltenen Schutzumschlag, sieht man im Hintergrund den bekannten Markusplatz mit dem Campanile in Venedig und passend zum Titel wurde schön zentriert eine venezianische Halbmaske in Hochglanz platziert.
In die insgesamt neun Kapitel führen feine, elegante Zeichnungen von Jan Balaz, passend zum Grundthema des Werkes. Eine Danksagung der Autorin und das rote Lesebändchen machen die schöne Ausgabe (fast) komplett –  allerdings wäre ein Personenverzeichnis aufgrund der vielen Darsteller sehr hilfreich für den Leser gewesen.


Fazit
Ein heiter mitreißendes Buch, das einem einige kurzweilige und auch amüsante Stunden bereitet. Man begleitet sympathische und durchwegs glaubhafte Figuren nicht nur im Alltag, sondern steht mit ihnen quasi auf der Bühne und schnuppert Theaterluft. Wer leichte, aber keinesfalls flache, Unterhaltung liebt, sollte sich von Charlotte Thomas entführen lassen in das bildgewaltige und farbenprächtige Venedig des späten 16. Jahrhunderts. Ein etwas anderes Buch der Autorin, das auch die Fans positiv überraschen wird, da sie diesmal eine etwas andere Seite ihres Erzählstiles zeigt.
Ein empfehlenswertes Buch, an das man sich gerne erinnert.


5 Sterne


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