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„Rose war ihr Name, und als sie starb, war sie neun Jahre alt. Nicht dass ich mich für das, was ich getan habe, entschuldigen will. Ich will die Geschichte so erzählen, wie sie war und ist.“

Fast ihr ganzes Leben schon hat Grace in dem kleinen Ort Silver Cross an der Ostküste Schottlands verbracht. In dem beschaulichen Küstendörfchen kennt jeder jeden. Grace ist froh über das ruhige Dasein, das ihr dort beschieden ist. Seit Jahren führt sie eine harmonische Ehe mit Paul. Die Zwillingstöchter machen das Familienglück perfekt. Doch dann droht ein Anruf alles zu zerstören. Denn seit fünfundzwanzig Jahren verdrängt Grace ein dunkles Geheimnis. Nun muss sie sich fragen, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihre Familie zu schützen.

 

  Autor: Julie Corbin
Verlag: rowohlt
Erschienen: 04/2010
ISBN: 978-3499252839
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Alles beginnt mit einem Anruf: Grace Adams wird aus ihrem ruhigen Leben gerissen, als eine frühere Schulfreundin von ihr nach Jahren plötzlich bei ihr anruft. Die beiden Frauen teilen ein Geheimnis, von dem sie geschworen haben, es für immer für sich zu behalten. Als Orla sie zu einem persönlichen Treffen drängt und bei dieser Gelegenheit androht, ihr Schweigen zu brechen, sieht sich Grace einer Bedrohung für ihr Leben gegenüber, die sie nicht mehr ignorieren kann. Orla setzt sie immer mehr unter Druck, schleicht sich in ihr Leben ein und setzt alles daran, Grace zu schaden. Aber Grace hat noch einiges mehr zu verbergen und bittet Euan, ihren Freund aus Kindertagen, um Hilfe. Irgendwann gerät die Situation dann völlig außer Kontrolle und steuert auf eine Katastrophe zu, die alles ändern wird …


Stil und Sprache

Dass „Dann schweige für immer“ Julie Corbins erster Roman ist, merkt man diesem in keiner Weise an. Sehr routiniert und mit leichter Hand führt sie den Leser ohne große Umschweife direkt hinein in Graces Welt, ein kleines schottisches Küstendorf. Unvermittelt beginnt die Geschichte gleich mit dem unheilvollen Anruf, der eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die Grace nicht mehr zu stoppen vermag. Dabei schafft die Autorin es hervorragend, die Atmosphäre des Örtchens Silver Cross lebendig werden zu lassen, hier kennt jeder jeden, alle haben sich seit Jahrzehnten gegenseitig im Blick und Familienbande bedeuten alles.

Neben der eigentlichen Handlung in der Gegenwart wird parallel die Geschichte des Mädchens Rose erzählt, das 1984 mit neun Jahren starb. Was Grace damit zu tun hat, wird hier natürlich nicht verraten, aber soviel sei gesagt: Nichts ist so, wie es am Anfang scheint, praktisch jeder im Ort hat sein Geheimnis und genau das macht diesen Roman spannend bis zum Schluss. Dabei bringt Julie Corbin geschickt die immer drückender werdende Atmosphäre im Dorf an ihre Leser, was am Anfang wie ein hübsches, sonniges, pittoreskes Ferienörtchen erscheint, wird im Laufe des Buches immer enger und bedrohlicher für Grace. Auch die Erzählweise in Ich-Form und im Präsens trägt maßgeblich dazu bei, dass man sich mit einbezogen fühlt und manchmal am liebsten eingreifen möchte. Grace enthüllt ihre Gefühle und Gedanken sehr eindringlich und nimmt den Leser quasi mit in ihren Kopf, zeigt ihm ihre Ängste und Sehnsüchte. Lediglich die Passagen aus der Vergangenheit sind manchmal etwas zu ausführlich geraten und nehmen dann etwas den Schwung aus der Handlung, aber das ist auch das einzige Manko!


Figuren

Über Grace erfahren wir erst nach und nach mehr, als in den ersten Sätzen angedeutet wird: Auf den ersten Blick ist sie eine ganz normale Frau Anfang vierzig, die ein ruhiges Leben mit ihrem Mann und den beiden Teenagertöchtern führt. Sie ist Künstlerin und teilt sich ein Atelier mit ihrem Freund und Nachbarjungen aus Kindertagen. Erst im Laufe der Handlung zeigt sich, dass etwas ganz Bestimmtes hinter ihrer Fassade versteckt ist, dass es einen guten Grund gibt, warum sie so lebt, wie sie es tut. Das ist geschickt gemacht von Julie Corbin, entfaltet sich doch Graces ganze Persönlichkeit erst nach und nach und gibt nicht sofort alles preis. Auch dass sie nicht durch und durch sympathisch ist, sondern durchaus ihre Schwächen hat, macht sie authentisch, ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht nur mit Orla, sondern auch auf vielen kleinen Nebenschauplätzen zu kämpfen hat.
Da sind einmal ihre Töchter, die gerade erwachsen werden und ihre Grenzen austesten wollen, dann ihr Mann Paul, der plant, mit der ganzen Familie beruflich nach Australien zu gehen, ihr Schwiegervater, der an Alzheimer leidet und viele andere Charaktere mehr, die aus der Szenerie eine runde Sache machen. Auch die Randfiguren bekommen durch präzise Schilderungen ein Gesicht und wirken wie aus dem echten Leben genommen und in diesen Roman hineinversetzt. Graces Widersacherin Orla hingegen ist die wirklich Geheimnisvolle in dieser Geschichte. Über sie erfahren wir nur das Allernötigste, sie ist berechnend, eiskalt und geht buchstäblich über Leichen, wenn sie etwas durchsetzen will. Allein der Gedanke, dass man gegen einen solchen Menschen kaum ankommen kann, wenn es hart auf hart kommt, lässt es einem eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Die perfekte Antagonistin!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine weite schottische Küstenlandschaft, mit einer kleinen Insel und einem Schlösschen darauf, im Licht der Abendssonne. Sehr stimmungsvoll in Gelb- und Brauntönen gehalten, passt es gut zur Atmosphäre des Buches. Innen gibt es siebzehn relativ lange Kapitel, in denen die Rückblenden jeweils mit Jahreszahl oder Datum abgesetzt sind.


Fazit

Eine faszinierende Geschichte von Liebe, Lügen, Hass und Eifersucht, sehr gelungen erzählt und mit tollen Figuren ausgestattet. Wer spannende Unterhaltung mag, wird diesen Roman, der durchaus Thrillerqualitäten aufweist, gerne lesen!


4 5 Sterne


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