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Können Trüffeln tödlich sein?
Leonardo, dem Trüffelschwein mit dem feinen Riecher für Delikatessen und Verbrechen, ist langweilig. Denn seit er den Mord an seinem Herrn Matteo Gobetti aufgeklärt hat, ist dem exzentrischen Schwein mit der langen Ahnenreihe das Leben im Piemont eine Spur zu ruhig geworden. Umso freudiger reist er mit seiner Padrona Eleonora Gobetti, einer studierten Historikerin, nach Umbrien. Dort sollen die beiden für die Mönche eines kleinen Benediktinerklosters herausfinden, was sich hinter der Legende um den goldenen Trüffel verbirgt: ein Buch, ein Quell vergessener Weisheit, eine Götzenfigur – vielleicht gar ein kostbarer Schatz? Doch bald wird Eleonora und ihrem Gefährten Leonardo klar, dass es hinter den Klostermauern nicht ganz so heilig zugeht, wie es den Anschein hat.

 

  Autor: Wolfgang Zdral
Verlag: Piper
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-492-25486-1
Seitenzahl: 350 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eleonora Gobetti lebt zusammen mit ihrem Freund Enrico Fabris und den beiden Trüffelschweinen Leonardo und Caruso auf dem von ihrem verstorbenen Mann geerbten Bauernhof. Das Trüffelgeschäft ist erträglich aber eben nicht erfüllend. Schließlich hatte sie nicht umsonst Historik studiert. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie auf die Anfrage einer früheren Studienkollegin, die Geschichte einer Abbazia in Umbrien zu erforschen, mit 'ja' beantwortete. Natürlich durften die beiden Spürnasen bei diesem Abenteuer nicht fehlen.
Die Forschungsarbeit ging nur schleppend voran und immer wieder legte Abt Aviano Eleonora diverse Steine in den Weg. Seine Auffassung von dem, was gefunden werden sollte, war eben eine andere wie die von Eleonora. Doch als Fra Stephanus, der nach einem Unfall bettlägerig war, nach dem Genuss eines Trüffelessens einen Herzanfall erlitt und verstarb, wurden Leonardo und sein Lehrling Caruso hellhörig. Leonardo roch Gift in den Tartufi von Stephanus' Teller und begann, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Zwei weitere Morde bestätigten seine Theorie und ohne es zu merken, gerieten sie zusammen mit Eleonora selbst in Gefahr. Doch wer ist der Mörder und welches Geheimnis will er schützen? Wird es Leonardo gelingen, seiner Padrona zu helfen und nebenher den Nebel um seine Vorfahrin Lucrezia zu lichten?


Stil und Sprache
Auch bei Wolfgang Zdrals zweitem Kriminalroman ist Leonardo, das Trüffelschwein aus dem Piemont, der Hauptdarsteller. Das Schwein erzählt die Geschichte aus seiner Sichtweise und dabei erfährt der Leser so bahnbrechende Neuigkeiten wie dass zum Beispiel Demetrius, ein Ururgroßonkel von Leonardo, Gaius Julius Cäsars Manuskript ‚Über den Gallischen Krieg‘ in eine lesbare Form gebracht und ins Griechische übersetzt hat. Bereits im ersten Buch wurde auf diverse Irrtümer und Irrglauben der Menschheit hingewiesen und auch im zweiten Buch sorgen diese Aufdeckungen für Überraschungen und den einen oder anderen Schmunzler.
Wolfgang Zdral schreibt in einer einfachen Sprache, lässt die Schweine aber trotzdem sehr gebildet und wohlerzogen wirken. Im Gegensatz zu den oft rüpelhaften und unerzogenen Menschen - zumindest sehen es die Schweine so. Besonders hatte mir dabei die Szene gefallen, als Caruso auf den Opernstar Rinaldo Battistini trifft. Das Schwein war doch tatsächlich der Meinung, dass dieser Mensch nicht richtig singen kann und stimmt, als der Star gerade eine Kostprobe seines Könnens präsentiert, in seinen Gesang mit ein. Klar, dass er dafür unsanft aus dem Raum befördert wurde. Die Szenen und Orte werden natürlich aus Sicht der Schweine gezeigt, was aber für den Leser eher unauffällig passiert. Man fühlt sich sozusagen als Schwein und fängt bald an, sich genauso wie die Schweine über diverse Verfehlungen der Menschen zu wundern. Neben den vielen interessanten Fakten über die Geschichte der Mönche und der Schweine, hat Wolfgang Zdral die Atmosphäre des ländlichen, abgeschiedenen Klosters Mitten in Umbrien perfekt umgesetzt. Besonders interessant sind auch die vielen kulinarischen Schätze, die von den Schweinen mit viel Sachverstand beschrieben werden. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, vor allem im letzten Drittel des Buches geht es ganz schön zur Sache und nicht nur die Schweine geraten oft in Schwierigkeiten.


Figuren
Eleonora Gobetti, die seit den Todesfällen auf dem Bauernhof ihres Mannes lebt, die Padrona des Gutes und natürlich der beiden Trüffelschweine Leonardo und Caruso ist, freut sich darüber, wieder in ihrem alten Metier, der Historik, tätig zu werden. Für Leonardo ist Eleonora so etwas wie eine Göttin. Er ist von ihrem Geruch betört und von ihrem Anblick begeistert, obwohl sie nur ein Mensch ist. Und in Leonardos Augen sind Menschen - vor allem wenn sie nackt sind - nicht gerade ansehnlich. Ihnen fehlen neben den Borsten auch noch die guten Manieren. Schweine sind da natürlich anders. Leonardo und sein Lehrling Caruso sind aber nicht nur bei der Trüffelsuche richtige Spürnasen. Seit den Gegebenheiten auf dem Hof der Gobettis ist die Kriminalistik ein weiteres Hobby der beiden. Dabei ist Leonardo eindeutig der Rädelsführer. Er ist Älter, besonnener und schlauer als der Junior. Und der sieht seinen Lehrmeister oft als Besserwisser - die typischen Generationenkonflikte eben. Die Schweine plagen sich neben dem Ermitteln in den diversen Todesfällen in der Abbazia auch mit ihren eigenen Gefühlen herum. Die Sau Tiffany hat es Caruso angetan, Tiffany selbst würde aber lieber Leonardo bevorzugen und macht ihm bei jeder Gelegenheit den Hof. Leonardo hat aber nur Gedanken für seine Cleopatra und tappt so von einem Fettnäpfchen in das nächste. Und dabei darf er den Blick auf seine Ermittlungen nicht verlieren ...


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Blautönen gehalten und zeigt auf dem Cover die Zeichnung eines Schweins vor einem Kirchenfenster sowie im Vordergrund einige Pilze. Am Anfang des Buches befindet sich neben einer kurzen Einleitung und der Vita des Autors eine Zeichnung Umbriens. Eine Danksagung des Autors schließt die Geschichte ab.


Fazit
Überraschend und erfrischend - man glaubt kaum wie spannend die Hobby-Ermittlungen eines Trüffelschweins sein können. Nach dem Auftakt der Serie ist Wolfgang Zdral eine gelungene Fortsetzung geglückt. Witzig, spannend und lehrreich.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Tartufo

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