Als Tochter des Advokaten wächst das Findelkind Sophie Fouquet behütet in der Provence auf. Doch Sophie träumt von Paris. Ohne zu zögern folgt sie der Adeligen Cécile de Montfort als Gesellschafterin in die Stadt. Schon bald verbindet sie mit Céciles Ehemann Jules mehr als nur Freundschaft. Doch die Nähe Sophies zu Jules bleibt Cécile nicht verborgen. Aus Rache schlägt sie sich auf die Seite der Royalisten, während Jules und seine Freunde für die Ideen der Revolution eintreten.
Paris um 1789: Gefahr und Verrat liegen in der Luft, aus Freunden werden Feinde – und die großen Ideale der Revolution drohen an der Realität zu zerbrechen. Wird es Sophie und Jules gelingen, ihre Liebe zu leben?
Autor: Kirsten Schützhofer Verlag: gebundene Ausgabe: Der Club / Weltbild; Taschenbuch: Diana Verlag Erschienen: 1999 als geb. Buch, als Taschenbuch 2006 ISBN: 978-3453351096 Seitenzahl: 447 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Die französische Revolution steht in diesem Buch eindeutig im Vordergrund. Das Leben von Sophie Fouquet und ihren Freunden dient lediglich dazu, den politischen Ereignissen Leben zu verleihen und damit auch die furchtbaren Ereignisse der damaligen Zeit empathisch zum Ausdruck zu bringen.
Vier Freunde, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, zwei Paare, die sich lieben, und die politische Lage die gegen alles spricht, vor allem einer gemeinsamen glücklichen Zukunft.
Stil und Sprache
Das Erstlingswerk der Autorin, die ein begnadetes Gefühl für die Sprache hat, ist ein Werk, das einen nachdenklich zurück lässt. Niemals erscheinen Worte und Sätze leer und nur Seiten füllend, sondern jeder noch so kurze Satz ist Teil eines großartigen und brillanten Kapitels, welches das Gesamtwerk vollkommen macht.
Kirsten Schützhofer führt den Leser behutsam in die damalige Zeit und politische Lage ein. Die Kluft zwischen arm und reich, sowie die Standesdünkel werden greifbar. Das minderwertige Pack, das „Untervolk“, versucht sich langsam aber stetig aufzulehnen. Durch das Findelkind Sophie und die Erlebnisse ihrer Freunde, werden aus der trockenen Politik plötzlich Schicksale. Durch die eindrucksvolle Sprache und die geschickte Platzierung der Ereignisse, spürt man beim Lesen förmlich, wie es damals in der Bevölkerung gebrodelt haben muss, bis sich alles mit einem einzigen gewaltigen Knall der Spannung entledigt. Dass es aber mit dieser Explosion nicht getan ist und welche katastrophalen Ereignisse dies nach sich zieht, zeigt die Geschichte.
Allerdings tut man sich bei diesem Buch leichter, wenn man etwas geschichtlich historisches Hintergrundwissen mitbringt. Oft werden von der Autorin nur Bemerkungen eingestreut, die aber bei näherer Betrachtung einen großen Part im Gesamtgeschehen haben. Man wird auch dazu verleitet, die Begebenheiten nach zu recherchieren, um einzelne Punkte besser verstehen zu können.
Das Buch im Gesamten ist wie ein zeitgeschichtlicher Film. Hier werden historische Ereignisse lebendig.
Figuren
Man liebt oder hasst die Figuren, man leidet mit ihnen mit oder gönnt ihnen einen Verlust, man leidet, man liebt und fühlt mit und wenn eine dieser Personen „verloren“ geht, so trifft es einem förmlich. Alle Figuren haben ihre Stärken und Schwächen, bei allen lässt sich ihr Handeln nachvollziehen, auch wenn man selber anders agiert hätte. Ob es Sophie ist, die als Findelkind wohlbehütet bei einem Advokaten aufwächst, Jules de Montfort, der durch einen Unfall als Kind ein steifes Bein hat und mit den Anforderungen seines Vaters Henri nicht zu Recht kommt, Jean-Marie, der unbekümmerte Halbbruder Henris und Lebemensch, Pierre, der tiefsinnige Schreiber, Daniel der immer fröhliche Beschützer seiner Schwester Adrienne. Cécile, die gezwungen wird, Jules zu heiraten.
Sie alle bilden die Front, hinter der sich die Hauptgeschehnisse, der Umbruch der Zeit, abspielen. Und sie alle hauchen der Geschichte Lebendigkeit und Realismus ein. Greifbar, nachvollziehbar, plastisch und wunderbar lebendig sind nicht nur die Protagonisten, sondern auch alle anderen Figuren.
Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch ist es mir wichtig wie bei keinem anderen, beide verlegte Ausgaben zu kommentieren.
Gebundene Ausgabe: der kartonierte Umschlag ist in tiefem rot gehalten. Der Schutzumschlag zeigt eine junge Frau, die, in einem Bett auf dem Bauch liegend, einen (Liebes-?)Brief in der Hand hält. Treffend ist die Farbe ihres Kleides mit der Korsage und der rückwärtigem Schnürung gewählt – blutrot. Manko ist, dass weder ein Nachwort, noch eine Zeittafel oder Glossar vorzufinden sind.
Taschenbuch: bei dieser Ausgabe fällt der Titel auf, der nicht von der Autorin gewählt wurde und so gar nicht zum Inhalt des Buches passt. Der Umschlag zeigt auf schwarzem Hintergrund eine junge Frau des 18. Jahrhunderts, die einen duftigen Schal von einem Hocker zieht. Zwar nur ein Taschenbuch, aber mit Zeittafel und Glossar versehen! Ein Buch dieser Qualität nur mehr als Taschenbuch aufzulegen, ist beinahe ein Frevel.
Fazit
Ein wunderbares Buch welches mit der gefühlvollen Hintergrundgeschichte der damaligen Politik Leben verleiht. Die Inhaltsbeschreibung auf der Rückseite ist irreführend, es ist kein Liebesroman, sondern es geht rein um die französische Revolution.
Wer sich für exakt recherchierte, historisch politische Begebenheiten interessiert, wird in diesem Buch ein Juwel finden.
Hinweise
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Das Buch ist auch erschienen unter dem Titel „Die Tochter des Advokaten“.