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Im Heiligen Land rüsten sich die Kreuzritter, um die Stadt Hierus Halem zu erobern und den Leib des erhabenen X3 zurückzuholen.
Gunther von Flandern stellt sich diesem in seinen Augen irrsinnigen Feldzug entgegen. Im glühenden Herzen der Wüste versucht er, die Juden Samarand auf seine Seite zu ziehen. Doch er ist nicht der Einzige, der neue Bündnisse eingeht, um seine Position nachhaltig zu stärken: Gunthers machthungrige Ehefrau Eleonore und der vom Qa`dj geprägte Herzog von Tarent erkaufen sich die Unterstützung beim „Herr der Maschinen“. Verrat, Liebe, Hass und dunkle Mächte sind in den Kriegswirren untrennbar miteinander verwoben.

 

  Autor: Jean Dufaux
Illustration: Philippe Xavier
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3-940864-38-3
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die Beschreibung der Buchrückseite gib eine recht gute, wenn auch eher allgemein gehaltene Zusammenfassung dessen, was den Leser in Band 2 der Serie erwartet. Da ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte, füge ich der Zusammenfassung hier nichts weiter hinzu. Wie sich schon aus dem Vorwort ableiten lässt, ist auch Jean Dufaux' Folgeband von „Kreuzzug“ ein Mix aus Historik und Mythen, aus christlichen Kreuzzüglern und den Wesen, Gefahren und Begebenheiten aus 1001 Nacht, aus arabischen Legenden, aus Leben und Märchen. Der Leser wird - wie schon beim Auftaktband - zwar unterhalten, dennoch hat mich auch dieser Band nicht fesseln können.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen zu Beginn des zweiten Teils fallen eher einfach und gröber denn wirklich fein aus. Zwar sind die Figuren, wenn sie als Portrait hervorgehoben werden, akzeptabel und realistisch – wenn auch nicht allzu aufwendig – aufs Papier gebracht, die Genauigkeit lässt jedoch noch mal ein gutes Stück nach, werden sie nur noch zum Bestandteil eines Bildes. Sind Figuren, Gegenstände oder Teile von Räumen nicht das zentrale Motiv, sondern bilden sie in der Grafik ein Gesamtes, lässt die Exaktheit der Arbeiten zum Teil so drastisch nach, dass Verzierungen und Malereien, Strukturen und Personen nur noch schemenhaft zu erahnen sind. Auch die Landschaft fällt – wenn auch zur Umgebung passend – stark eintönig aus. Zwar arbeitet der Kolorist gerne mit Farbverläufen, aber der Gesamteindruck ordnet sich lediglich im Mittelfeld ein. Die Farben sind von zurückhaltender Sättigung, die Bilder recht kontrastreich, erreichen aber trotzdem oft nur eine verringerte Plastizität und Tiefe, was an Xaviers Stil als solchem liegen mag. Hier konnten mich andere französische Zeichner wie Laurent Paturaud, Jacques Lamontagne oder Eric Bourgier viel stärker überzeugen.

Die Bildinhalte sind teilweise recht bizarr, so z.B. als Gunther von Flandern auf die „Kum Dirvha“ feiernden Gläubigen trifft. Ein mit Schmuck behangener Mann, vom Aussehen her mehr tot als lebendig, betet von einem Kreuz herab, an das er geschlagen wurde. Die Gläubigen mit dem versehrten Fleisch wirken, als wären sie alle von Lepra oder einer anderen Krankheit befallen. Sarek Pascha ist ein grausamer Kriegsherr, der am Übel der Isis – vermutlich ebenfalls Lepra – leidet und in voller Hässlichkeit skizziert wird. Er hat és sich daher zu einer seiner Aufgaben gemacht, Schönheiten zu schänden. Er entführt Syria von Arkos, lässt ihr die Kleider vom attraktiven Körper reißen und sie in seinen Harem einführen, wo sie ein ungewisses Schicksal erwartet. Aber es gibt nicht nur diese krassen Bilder. Die untreue Intrigantin Eleonora liebt es, ihre Vorzüge durch sehr freizügige Kleidung zu unterstreichen. Etwa zur Hälfte der Szenerie des zweiten Teils hat sie einen kurzen Auftritt, in dem sie völlig nackt im Bett des Robert von Tarent zu sehen ist. Auch Syria von Arkos wird diesmal völlig entkleidet dargestellt: in sinnlichen Zeichnungen wälzt sich die mit Drogen gefügig Gemachte in den Laken des Harems.

Xaviers zeichnerische Qualität scheint zum Ende hin tatsächlich zuzulegen. Dann wird auch die Festung, in der u.a. der Prälat Primas von Venedig wohnt, mit hochwertigeren Bildern dargestellt, wobei sich der Grafiker exakter den Details, wie den Torbeschlägen an der Tür zum Turm, gewidmet hat. Kurz darauf (auf den Seiten 34 & 35) trifft man auf die schon allein wegen ihrer Größe genauesten und eindrucksvollsten  Portraits, die Gesichtszüge von Eleonora und Robert von Tarent kommen sehr schön heraus, auch wenn Eleonoras Antlitz – auch ob ihrer Jugend – schon sehr glatt wirkt. Eine ebenfalls eindrucksvolle Erscheinung ist der „Herr der Maschinen“, dessen Bildnis auf Seite 35 ähnlich stark hervorgehoben ist. Die Details auf Seite 45 und das Pferdeportrait auf Seite 46 sind ansprechender skizziert als noch zu Beginn des zweiten Teils. Last but not least ist der Saal der Ritter, den es auf der 52. Seite zu bestaunen gibt, fast schon überwältigend. Schade, dass der Illustrator erst so spät mit anspruchsvolleren Arbeiten aufwartet und insgesamt einen eher schwankenden Stil hat -  hätte er diese Mühe dem gesamten Werk zugute kommen lassen, wäre „Kreuzzug“ ein grafisch wirklich hochwertiger Comic.

Eine Novität dieser Comicserie sind die ausklappbaren Seiten, auf denen der Leser Zeichnungen im Panoramaformat findet, die sich über die Breite von vier DinA4-Seiten erstrecken.  Nur die Reihenfolge der Seitenzählung wird hierdurch gestört.


Aufmachung des Comics
Verlagstypisch wird auch „Kreuzzug“ als Hardcover im Überformat angeboten, die Verarbeitung ist tadellos, sowohl von der Außenhülle als auch vom griffigen Papier im Comic selbst. Die Vorsatzpapiere sind dunkelgrün getönt und zeigen eine der Erfindungen des „Herrn der Maschinen“. Das Cover selbst zeigt die attraktive Syria von Arkos in zerrissenem Kleid, mit entsprechender Bewaffnung und einem abgetrennten Kopf, den sie an den Haaren hält. Die Umgebung hat hier durchaus apokalyptische Züge. So recht will sich mir dieses Bild, das mit den Handlungen dieses Comics nichts zu tun hat, nicht in den Sinn kommen – es bleibt die Vermutung, dass durch die schöne und kriegerische Frau mehr männliche Leser angesprochen werden sollen.


Fazit
Da mich auch der zweite Band von „Kreuzzug“ nicht so richtig überzeugen konnte,  werde ich die Serie nicht weiter verfolgen. Die Szenerie ist insgesamt unterhaltsam, aber wenig fesselnd, die Zeichnungen von Xavier haben einen stark zwischen „plump“ und „hochwertig“ schwankenden Charakter und können erst dann stärker – aber auch nicht kontinuierlich – überzeugen, als die Handlungen dieses Bandes zum Ende kommen. Daher gibt es von mir leider keine Empfehlung.


2 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Simoun Dja

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