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Der Bau einer Brücke treibt die bedeutende Stadt Quedlinburg und das vornehme Domstift in eine wahrhaft mörderische Fehde. Die junge Schreiberin Alena riskiert Kopf und Kragen – und die Liebe -, um zu verhindern, dass ihr Leben und das der Domfrauen zerstört wird.

 

  Autor: Helga Gaesener
Verlag: List Verlag
Erschienen: 08/2000
ISBN: 978-354601489
Seitenzahl: 469 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Alena, eine junge Mutter, hat im Stift von Quedlinburg ein Zuhause und eine Arbeit gefunden, nachdem ihr Mann verstorben ist. Es herrscht eine strenge Hierarchie und die Bevölkerung der Stadt beginnt sich gegen die Gewaltherrschaft der Ritterbande, welche die Domfrauen beschützen sollen, aufzulehnen. Dann kommt noch ein Baumeister in die Stadt, der es sich in den Kopf gesetzt hat, eine Brücke über den Sumpf zu bauen. Ausgerechnet dort, wo Alenas Mann umgekommen ist. Dies will Alena unbedingt verhindern. Auch im Stift geschehen plötzlich dubiose Dinge und die Stimmung heizt sich immer mehr auf.


Stil und Sprache
Dieses Buch lebt nicht von einer spektakuläre Geschichte oder nervenzerreißender Spannung, sondern von der ungewöhnlichen, aber sehr plastischen Sprache und dem eigenwilligen Erzählstil. Helga Glaesener lässt ihre Figuren so sprechen, wie sie es auch in der Realität tun würden. Während üblicherweise ein Autor eine Szene beschreibt, lässt Glaesener ihre Figuren agieren.
Beispiel: eine Mutter wischt mit einem Tuch der kleinen Tochter über den Mund um sie zu säubern. In der Regel wird diese Aktivität beschrieben. Glaesener jedoch lässt die Mutter aber handeln: „Komm meine Kleine, du bist ja ganz bekleckert, lass dich mal abwischen….“ Dies bewirkt beim Leser, dass er in die Handlung mit einbezogen wird und nicht von außen zusieht. Er steht quasi mitten im Geschehen.

Die Erzählung ist flüssig, aber nicht unbedingt spannungsgeladen und die Bezeichnung „Krimi“ bekommt durch die Autorin eine etwas andere Bedeutung, da sie das Geschehen von einer ganz anderen Perspektive beleuchtet. Der Leser weiß beinahe bis zum Schluss nicht, ob hinter den Todesfällen nun ein Mord oder ganz einfach Unfälle stecken. Passiert in einem üblichen Krimi, auch in einem historischen, zuerst einmal ein Mordfall, um den Täter jagen zu können, so zeichnet die Autorin dies von einem anderen Licht und führt den Leser somit oft in die Irre. Es wird kein Täter gesucht, da es ja kein Verbrechen im eigentlichen Sinne gibt.
Die Schauplätze sind mit viel Liebe nachgezeichnet und man bekommt Lust, das schöne Quedlinburg zu besuchen.


Figuren
Diese Figuren leben! Ob vom einfachen Handlanger über den brutalen Ritter bis hin zu den Protagonisten sind alle mit Leben gefüllt und agieren nachvollziehbar und glaubhaft. Mut hat die Autorin bewiesen, ihrer Hauptfigur Alena ein behindertes Kind an die Seite zu stellen. Lisabeth, ihre noch keine zwei Jahre alte Tochter, ist geistig zurückgeblieben und kann nicht sprechen oder laufen. Im 13. Jahrhundert muss es enorm schwer gewesen sein, Akzeptanz für so ein Kind zu finden. Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin die Liebe Alenas zu ihrer Tochter, aber auch wie schwer es für sie oft ist, mit der Situation zu Recht zu kommen.
Bei Maarten, dem Baumeister, weiß man lange nicht, ob man Sympathie für ihn empfinden soll oder nicht, da sein Charakter nicht einfach offen dargelegt wird. Erst nach und nach lichtet sich auch sein Leben. Dies trägt aber zu der gespannten Situation zwischen Alena und Maarten bei, da Alena den Bau der Brücke um jeden Preis verhindern will.
Auch die Domfrauen sind so real beschrieben, dass man froh sein kann, nicht bei ihnen leben zu müssen. Die strenge Erziehung ihrer Schützlinge, junge Mädchen aus gutem Hause, denen sie eine gute Erziehung angedeihen lassen sollen, ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben.
Ob herrschsüchtig, ungerecht, brutal, berechnend oder auch liebenswürdig, findet man alle Facetten des menschlichen Charakters auf diesem Schauplatz.


Aufmachung des Buches
Der innere kartonierte Umschlag der gebundenen Ausgabe ist in sehr dunklem braun und ganz schlicht gehalten. Die Innenseite dieses Umschlages – vorne wie hinten – ist mit einer alten gezeichneten Ansicht des Stiftes Quedlinburg versehen. Der Schutzumschlag in schwarz zeigt vorne das Bildnis einer junge Frau aus dem Mittelalter. Ein kurzes Nachwort der Autorin und ein Lesebändchen machen dieses Buch komplett.


Fazit
Ein flüssig zu lesendes Buch, an dessen etwas ungewöhnlichen Schreibstil man sich schnell gewöhnt. Keine übertriebenen Helden oder blendend schöne Frauen, sondern realistische Menschen wie man sie überall findet.
Wer einen spannungsgeladenen Krimi sucht, wird enttäuscht sein. Keine Jagd nach einem Mörder oder nervenkitzelndes Rätselraten, sondern eine schöne Geschichte mit interessanten Wendungen, die einen mitnimmt in das 13. Jahrhundert.


4 Sterne


Hinweise
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