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Erebos ist ein Spiel.
Es beobachtet dich,
es spricht mit dir,
es belohnt dich,
es prüft dich,
es droht dir.

Erebos hat ein Ziel.
Es will töten.

 

  Autor: Usula Poznanski
Verlag: Loewe
Erschienen: 01/2010
ISBN: 9783785569573
Seitenzahl: 485 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Seltsames geht vor an Nicks Schule. Seit geraumer Zeit wird unter den Schülern heimlich, von Hand zu Hand, ein geheimnisvolles Spiel weitergereicht, das die Schule fortan in zwei Welten trennt: drinnen und draußen. Alle, die ein Teil von Erebos sind, verhalten sich merkwürdig, schwänzen die Schule, wirken unausgeschlafen und schotten sich von den restlichen Mitschülern ab. So auch Nicks Freund Colin, der plötzlich andere Wege geht. Natürlich möchte Nick mitmachen, stößt aber nur auf taube Ohren, wenn er Genaueres erfahren möchte. Bis er das Spiel endlich selbst angeboten bekommt. Mit Feuereifer stürzt er sich in die Fantasiewelt von Erebos und widmet sich voll und ganz seinem Spielcharakter Sarius. Vor lauter Begeisterung merkt er gar nicht, wie seltsam es ist, dass das Spiel zur Anmeldung seinen richtigen Namen fordert und merkt, als er schummeln will. Immer tiefer und tiefer versinkt er in Erebos, rennt von einer Schlacht zur nächsten, um noch höher in der Rangfolge der Mitglieder aufzusteigen und sich für den ultimativen Endkampf zu rüsten. Immer wenn er sich in seinen Quests in eine ausweglose Situation bringt, die das Ende des Spiels bedeuten könnte, taucht ein düsterer, virtueller Bote auf, der ihm Aufgaben erteilt, um seine Figur zu retten. Merkwürdig ist nur, dass diese dann in der Realität stattfinden. Nachdem Nick einige kleine, ihm unbedeutend erscheinende Aufträge erfüllt hat, fordert der Bote schließlich etwas, dass nicht mehr ganz so harmlos ist und Nick verweigert sich. Doch er ist nicht der einzige Spieler, der für Erebos unterwegs ist ...

Erebos kennt deine tiefsten Geheimnisse.
Es kann Wünsche erfüllen.
Es kann bestrafen.
Und es weiß, wenn du lügst.


Die Sogwirkung der Geschichte ist unglaublich, man hat direkt das Gefühl, selbst Bestandteil von Erebos zu werden und mitzuspielen. Da in der heutigen Zeit ähnliche Spiele für Jugendliche alltäglich sind, ist es durchaus vorstellbar, dass sich irgendwann eines auch virengleich verbreitet und derart manipulativ in das Leben der User eingreift.


Stil und Sprache
„Tritt ein.
Oder kehr um.
Dies ist Erebos."
(Seite 33)

Die Geschichte befindet sich im steten Wechsel zwischen grauem Alltag und mystischer Spielewelt. Während die Realität in der Vergangenheitsform stattfindet, die relativ sachlich und nüchtern erzählt wird, spielt Erebos in der Gegenwart und ist um einiges farbenfroher und ausgeschmückter in der Erzählweise. Dadurch wird der Kontrast beider Welten sehr gut verdeutlicht und auch dem Leser wird das Gefühl vermittelt, dass Erebos um vieles mehr erstrebenswert ist als die aktuelle, vergleichsweise langweilige Situation an Nicks Schule. Genauso wie die Schüler empfindet man es als „Pflichtlektüre", sich durch den Schulalltag kämpfen zu müssen, nur um endlich wieder spielen oder lesen zu können. Zwischendrin gibt es noch kurze, düstere Einschübe aus der Ich-Perspektive, die dem Ganzen eine geheimnisvolle und spannende Aura verleihen.

Einen Wendepunkt erfährt die Geschichte, als Nick trotz seiner Begeisterung für das Spiel und seinem Ehrgeiz, möglichst weit in der Hierarchie der Spieler aufzusteigen, Skrupel hat, einen Auftrag des Boten auszuführen und deshalb rausfliegt. Als sein Freund Jamie nach einem Streit mit ihm einen schlimmen Unfall hat und ins Heilkoma versetzt wird, fängt Nick schließlich an, die Spielstrategien von Erebos zu hinterfragen. Zusammen mit seinem heimlichen Schwarm Emily und dem Computerfreak Victor bildet er eine kleine Gruppe von Widerständlern, die versucht, herauszufinden, welches Ziel Erebos wirklich verfolgt. Während sie innerhalb und außerhalb des Spiels Wege abschreiten und Hinweise sammeln, rückt der große Endkampf in Erebos selbst immer näher und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.


Figuren
Nick ist die klare Hauptfigur des Buches. Er ist ein aufgeschlossener und neugieriger Charakter, der gerne am Computer spielt und den Ehrgeiz hat, möglichst viel in Erebos zu erreichen. Zu Beginn verschließt er die Augen vor den seltsamen Regeln und Aufgaben, die ihm gestellt werden, und macht mit. Doch so nach und nach wird ihm klar, welche Macht das Spiel ausübt und wie gefährlich das ist und stellt sich dem entgegen.

Die Nebenfiguren, die offenkundig Erebos spielen, bleiben größtenteils nicht greifbar, da man nicht weiß, hinter welchem Nicknamen sich welcher Mitschüler von Nick verbirgt. Da eigentlich alle Spieler im realen Leben ein zurückhaltendes, abweisendes und stellenweise aggressives Verhalten zur Schau tragen, bilden sie nur eine graue Masse, die die Eigenart des Spiels unterstreichen. Im Spiel sind die Figuren zwar lockerer, jedoch stets auf ihren Vorteil bedacht und Gemeinschaftsgeist ist ein Fremdwort. Bei den seltenen, kurzen Gesprächen, die nur am virtuellen Lagerfeuer erlaubt sind, wird zumeist über kommende Quests und den großen Endkampf gesprochen. Hilfsbereitschaft gegenüber Neulingen ist verpönt und sehr selten wird überhaupt zusammengearbeitet.

Nicks bester Freund Jamie hingegen und Emily, die lieber Gedichte schreibt und zeichnet anstatt zu spielen, und für die Nick heimlich schwärmt, verweigern sich nicht nur der Gemeinschaft der Spieler, sie vertreten sogar öffentlich eine kontroverse Meinung und ziehen so den Unmut des Boten auf sich. Gemeinsam mit Emily und deren Ersatz-Bruder Victor, einem Spiele-Crack, macht sich Nick an die Aufklärung von Erebos' wahren Zielen und plötzlich ist das wahre Leben innerhalb dieser kleinen Gemeinschaft um einiges kostbarer als der Cyberspace.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um eine sogenannte Klappenbroschur, also ein großformatiges Taschenbuch mit Einklappern, auf denen nähere Informationen zum Inhalt und zur Autorin zu finden sind. Der Einband ist aus einem matten festen Naturkarton, der vorn und hinten rot bedruckt ist, während der Rücken schwarz gehalten ist. Die Farbflächen sind nicht komplett deckend und wirken wie ausgefranst und abgenutzt. Das Wort „Erebos", die Autorin und die Abbildung eines Auges, das auf Vorder- und Rückseite zu sehen ist, sind geprägt. Insgesamt wirkt die Ausstattung des Buches sehr edel durch Format, Papier und Prägung. Der gebraucht aussehende Charakter des Einbandes passt sehr gut zum Inhalt – fast wirkt es so, als wäre Erebos schon heimlich von Hand zu Hand weitergereicht worden, um nun seinen Platz beim aktuellen Leser zu finden.


Fazit
Erebos ist ein superspannender, moderner Jugend-Thriller mit ansprechenden Fantasy-Elementen, der den Leser ebenso mitzureißen weiß wie das Spiel im Buch seine Teilnehmer.


5 Sterne


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