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Kategorie: 1450 – 1600 Renaissance

Ein Dorf in der Kurpfalz um 1525. Anna Maria wächst mit vier Brüdern auf einem Hof auf, bis ihr Vater zwei seiner Söhne in den Krieg schickt, damit sie für die Sache der Bauern kämpfen. Anna Maria versucht den Vater umzustimmen, doch vergebens. Bevor die Brüder aufbrechen, geben sie ihrer Schwester das Versprechen, dass keiner ohne den anderen heimkehren wird. Doch dann sieht Anna Maria die beiden eines Nachts im Traum und weiß, dass sie in Gefahr sind. Nun hält sie nichts mehr Zuhause, denn sie verfügt über die Gabe, in ihren Träumen den Tod vorherzusehen …

 

  Autor: Deana Zinßmeister
Verlag: Goldmann
Erschienen: 8. Februar 2010
ISBN: 978-3442470365
Seitenzahl: 512 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein freier Bauer, seine vier Söhne und seine Tochter mitten in der Umbruchzeit des frühen 16. Jahrhunderts. Die Bauern leiden unter der Knechtschaft des Adels und den hohen Abgaben. Joß Fritz, einst einer der Initiatoren der Bundschuh-Bewegung, spielt in diesem Buch eine nicht unerhebliche Rolle, denn er kämpfte mit seinen Anhängern für die Abschaffung des Zehnten und anderer Zölle. Die Familiengeschichte Daniel Hofbauers und seiner Kinder werden in diesem historischen Roman mit der historischen Figur des bäuerlichen Anführers Joß Fritz geschickt und spannend verwoben.


Stil und Sprache
Ein mitreißender und ausgesprochen spannender Erzählstil führen von Beginn an ohne Abriss durch das Buch. Die einfache, klare Sprache der Autorin macht es dem Leser leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren und sich in die vergangene Welt des 16. Jahrhunderts zu begeben.
Anders als in ihrem ersten historischen Roman „Das Hexenmal“, hat die Autorin diesmal viel mehr Wert auf historische Ereignisse dieser Zeit gelegt und diese auch eng mit dem Handlungsplot verknüpft. Dies gibt der Geschichte so wesentlich Authentizität und Glaubhaftigkeit. Mehrere Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt, was den Roman stets auf Spannung hält. Ohne Pathos, aber mit viel Gefühl zeichnet Deana Zinßmeister eine stringente und sehr nachvollziehbare Geschichte. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, wenn gleich die Autorin diese Beziehungen erst im letzten Drittel des Buches mit eingebaut hat. Absolut positiv ist anzumerken, dass jeglicher Kitsch und jede Schwülstigkeit fehlen, was nicht nur alles glaubwürdiger macht, sondern auch das Niveau des Romans hebt.
Einziger Wermutstropfen ist vielleicht der Schluss. Die Autorin lässt den Ausgang der Geschichte relativ offen, was dem Buch eine ganz besondere Note gibt. Schade ist jedoch, dass sie „vergessen“ hat, so manchen Gedankengang ihrer Figuren zu Ende zu bringen. So erfährt man leider nicht, zu welchem Leben Fritz Joß sich nun wirklich entschieden hat oder wie es nach all den Ereignissen Annabelle geht…


Figuren
Anna Maria ist die Protagonistin dieses Buchs, obwohl eigentlich ihre beiden Brüder Peter und Matthias die tragende Rolle spielen. Nicht weniger interessant ist der Vater der Geschwister, Daniel Hofbauer, dessen eigentlicher Name Joß Fritz ist und der seit Jahren ein Doppelleben führt. Auch wenn man die Erlebnisse mehrerer Figuren miterlebt, wird es für den Leser nie schwierig, den Handlungen zu folgen und z.B. von den Taten der Brüder auf die Erlebnisse Anna Marias umzuschwenken.
Den vielen Nebenfiguren hat Deana Zinßmeister ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet wie ihren Protagonisten. So zeichnet sie Veit, den "Wolfsbanner", in einem ganz besonderen Licht und bricht hiermit auf eine sehr subtile und gefühlvolle Art einen Stab für Wölfe. Gerade bei Veits Leben zeigt sich auch die aufwändige Recherche der Autorin sehr gut, da keine Widersprüchlichkeiten oder falscher Volksmeinungen über Wölfe Platz finden.
Vielschichtige Charaktere, eben wie aus dem Leben gegriffen, sind sicher eine Stärke der Autorin.


Aufmachung des Buches
Ein Taschenbuch in ansprechender Aufmachung, auch wenn das Motiv auf der vorderen Umschlagseite - eine junge Frau in einem zarten, duftigen Kleid - nicht aus der Zeit ist, in der das Buch spielt. Mit viel Liebe zum Detail wurde das Buch innen gestaltet. So finden sich nach 21 Kapiteln am Schluss des Romans ein Nachwort, eine Danksagung und eine Bibliographie und in der Mitte des Buches eine Zeichnung der Burg Nanstein, welche die Tochter der Autorin, Madeleine, angefertigt hat.


Fazit
Kein hoch anspruchsvoller, aber ein sehr unterhaltsamer und vor allem spannender historischer Roman, der die Bezeichnung „historisch“ auch verdient. Geschickt wurden belegte Ereignisse mit fiktiven verwoben und fesseln so den Leser von der ersten Seite bis zum Schluss. Eine Empfehlung für alle, die leicht zu lesende, aber spannende Unterhaltung in der Renaissancezeit Deutschlands und gute Recherche lieben und schätzen..


4 5 Sterne


Hinweise
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