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Das Leben ist eine Zumutung. Findet Dennis. Verliebt sein, Sohn sein, einziger Beobachter eines Verbrechens sein – macht sich irgendjemand darüber Gedanken, dass er damit überfordert sein könnte? Aber Dennis lässt sich nicht irremachen und nimmt die Sache in die Hand: Irgendwie wird er das schönste Mädchen der Stadt, seine Mutter und den verdächtigen Kerl von gegenüber in den Griff kriegen. Hoffentlich.

 

  Autor: Oliver Uschmann
Verlag: script5
Erschienen: 15. September 2009
ISBN: 978-3-8390-0100-4
Seitenzahl: 334 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dennis wohnt mit seiner Mutter alleine im 12ten Stock eines Wohnturms in Wesel, nahe des Bahnhofs. Seine liebste Freizeitbeschäftigung ist es, die Bewohner des Turms gegenüber mit seinem Fernrohr zu beobachten. Aber er beobachtet nicht nur: So schickt er einer alten Dame Rätselhefte und einem jungen Paar Briefe, wenn sie sich zu arg streiten. Sein bevorzugtes Beobachtungsziel ist die Familie des Hausmeisters Tange: Vater, Mutter und Sohn, weil sie das repräsentieren, was er nicht hat/gerne hätte: Eine happy Family. Als eines Tages der Sohn nicht mehr auftaucht und das Hausmeisterpaar nur noch streitet, er tagsüber Bier trinkt, ahnt Dennis schreckliches. Da muss er was tun! Wird sich alles aufklären, war alles vielleicht nur ein Missverständnis von seiner Seite her? Und wer ist der Unbekannte Beobachter, der nachts sein Fernrohr auf Dennis' Zimmer richtet? Man darf auf ein überraschendes Ende gespannt sein.


Stil und Sprache
Der Roman wird in Ich-Perspektive aus Sicht von Dennis geschildert. Zudem ist er im szenischen Präsens gehalten, was den Eindruck erweckt, dass alles gerade erst passiert und nicht schon vergangen ist. Das bezieht den Leser mitten ein ins Geschehen und wirkt, als würde man die Welt und was um sie herum passiert mit den Augen von Dennis sehen.
Dennis ist Beobachter und so wirkt auch der Roman: Alles, was beschrieben wird, wird haarklein bist ins letzte Detail dargestellt. Das wirkt nicht außerordentlich spannend, dennoch gibt es dem Buch etwas ganz Besonderes. Dennis bzw. der Autor beschreibt ein ganz genaues Bild seiner Umwelt und seiner Mitmenschen, was den Leser durchaus zu fesseln weiß. Direkte Spannung kommt etwa ab Seite 90 auf, als plötzlich der Sohn der Hausmeisterfamilie verschwunden bleibt. Und auf einmal ist man mitten drin in den Ermittlungen, die Dennis ganz alleine auf die Beine stellt. Er sucht sich Hilfe bei Ingo, dem Videoladen-Betreiber im Wohnturm. Er fragt alle Leute, die ihm helfen könnten. Dabei entwickelt er ein kriminalistisches Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt. Insofern driftet der Roman leicht ins Genre eines Krimis oder gar Thrillers ab. Die breite Mischung aus kriminalisierenden und beobachtenden Elementen geben dem Roman das ganze Besondere Extra, was ihn absolut lesenswert macht. Lustig fand ich auch, das Möchtegern-Computer-Fachsimpeln von Dennis und seinen Kumpels, auch wenn man vielleicht nicht alle Fachbegriffe versteht oder gar nachschauen muss!


Figuren
Hauptfigur ist der 15 jährige Dennis. Er wirkt für sein Alter sehr reif, weil er Dinge weiß, die sogar seinen Lehrer in Erstaunen versetzen. Dadurch erntet er nicht nur Lob. Seine liebste Freizeitbeschäftigung sind neben dem Beobachten des Nachbarturmes seine vielen Videospiele. Da kann er ein wenig die Augen vor der Realität verschließen, in die Welt der Pixel und Superhelden flüchten. Er lebt sehr zurückgezogen, hat wenig Kontakt mit seinen Mitschülern und auch sonst kaum Freunde, außer den Betreiber des Videoladens, Ingo. Der weiß alles über seine Kunden - anhand der Filme, die ausgeliehen werden. Zum Beispiel weiß er genau, wann der Haussegen schief hängt bei dem jungen Paar gegenüber, wenn sie keine Liebesfilme ausleihen. Auch er ist Beobachter, aber lange nicht so gut wie Dennis.
Dennis Mutter hat einen stressig Job, sie leitet eine ganze Etage eines großen Pflegeheims. Und dennoch ist sie immer für Dennis da, kocht für ihn und kümmert sich um ihn. Nur wenn die Rede auf seinen Vater kommt, schweigt sie und reagiert abweisend.
Dann sind da noch Christoph und Henning, mit denen Dennis eigentlich mehr oder weniger gut befreundet ist. Allerdings bringen sie ihn immer wieder in missliche Situationen. Vor allem ziehen sie ihn damit auf, dass er in die Klassenkameradin Lara verliebt ist, es aber nicht auf die Reihe bringt, mit ihr auszugehen. Offensichtlich findet sie ihn nämlich auch ganz nett. Ob es doch ein Happy-End für die junge Liebe gibt?

Die Charaktere sind durchgehend gut entwickelt und relativ überzeugend dargestellt, auch wenn man vielleicht Dennis nicht unbedingt alles abnimmt, was er von sich gibt.


Aufmachung des Buches
Bei dem Roman handelt es sich um eine hochwertige Klapp-Broschur mit leicht geriffelter Oberfläche und als Extra findet man im hinteren Teil ein zum Buch passendes Lesezeichen, das bei Bedarf abgetrennt werden kann. Farblich dominiert das Grau der Hochhaustürme auf dem Cover, in dessen Mitte etwas Grün von Gras zu sehen ist. Besonders auffällig ist, dass im Titel das Wort „oben" spiegelverkehrt ist und durch eine andere Farbe, als der Rest des Titels, hervorgehoben ist. Ich finde das Cover sehr passend, weil es die triste Atmosphäre, wie sie in Wohnblocks herrscht, widerspiegelt, aber dennoch durch das Grün Hoffnung gibt.


Fazit
Oliver Uschman hat einen fesselnden Roman geschrieben, mit sympathischen, liebenswerten Charakteren. Er bietet rasante Spannung, eine überzeugende Geschichte, die aus dem wahren Leben gegriffen sein könnte, mit einem wirklich überraschenden Schluss! Ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung, auch wenn das Buch ein wenig „Anlaufschwierigkeiten" hat, bis es spannend wird. Dafür zieht sich die Spannung aber bis zum Ende durch!


4 Sterne


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