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Er war der einsame, mit Deutschland verheiratete "Führer". So wollte es die NS-Propaganda. Tatsächlich hatte Adolf Hitler jedoch eine Geliebte, deren Existenz bis zur letzten Stunde des "Dritten Reiches" geheim gehalten wurde: Eva Braun. Wer war diese Frau, die Hitler noch kurz vor seinem Untergang heiratete? Und was hieß es, mit einem der großen Verbrecher der Weltgeschichte zu leben?
Heike B. Görtemaker ist allen noch vorhandenen Spuren dieser Beziehung nachgegangen und hat sie zu einer fesselnden Biografie zusammengefügt. Dabei entsteht zugleich ein verstörend anderer Blick auf Hitler.

 

  Autor: Heike B. Görtemaker
Verlag: Beck
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3-406-58514-2
Seitenzahl: 366 Seiten


Stil und Sprache
Heike B. Görtemaker ist eine Historikerin, die eine Lücke füllt: Sie hat die erste wissenschaftlich fundierte Biografie über Eva Braun, die Geliebte und zum Schluss Frau von Adolf Hitler geschrieben.
Zwar gab es Ende der 1960er Jahre schon mal eine Biografie über sie, doch hatte der türkisch-amerikanisch Journalist Gün (später Gun) alles andere als sauber recherchiert. Er ließ sich von den Verwandten und Bekannten das Blaue vom Himmel erzählen (z.B. das die Ehe der Familie Braun eine glückliche war) und erfand so manches dazu, um das Buch reißerischer und "spannender" zu machen.
Nicht so Görtemaker. Sie hat recherchiert, Archivalien durchforstet, Briefe gesichtet usw. Herausgekommen ist eine Biografie, die zwar einige Leerstellen aufweist (das räumt die Autorin auch ein), aber gerade dadurch spannend wird.
Hier wird die Geschichte des Paares Braun-Hitler von Anfang an erzählt. Die Begegnung im Fotogeschäft von Heinrich Hoffmann, der Hitlers Leibfotograf und Brauns Arbeitgeber war. Die vermutliche Entwicklung dieser Beziehung zwischen der damals 17-jährigen Braun und dem 23 Jahre älteren Hitler. Es geht um die Vorgeschichte Eva Brauns und um die mehrfachen Selbstmordversuche, um Hitlers Aufmerksamkeit zu erregen. Es geht um das nähere Umfeld Hitlers (v.a. auf dem Berghof auf dem Obersalzberg). Görtemaker stellt die bisherige Deutung der Person "Eva Braun" in Fragen. Sie wird hier nicht mehr als dummes Blondchen, als "Tschapperl" dargestellt, das keine Ahnung von Hitlers schrecklichen Taten hat, sondern als Frau, die durchaus wusste, was vor sich ging - und das wird hier auch eindrucksvoll belegt.
Ganz allgemein geht es um das Privatleben Hitlers, wobei das Buch ein Versuch bleiben muss, einen Eindruck davon zu bekommen, denn Hitler hat noch kurz vor seinem Tod die Vernichtung aller persönlichen Unterlagen angeordnet. Trotzdem sind einige Schriftstücke erhalten geblieben, z.B. Briefe, die Eva Braun an Freundinnen geschrieben hat.
Der kritische Umgang mit den Quellen ist das, was das vorliegende Buch besonders auszeichnet. Görtemaker glaubt nicht einfach alles, sondern hinterfragt alles - z.B. auch Tagebuchaufzeichnungen, oder spätere Auskünfte von Angehörigen der NSDAP, die ihre Schandtaten beschönigen oder verheimlichen wollten und deswegen Schutzbehauptungen zu Protokoll gaben. Die Autorin wägt ab, analysiert und zieht kluge Schlüsse.
Doch trotz der Wissenschaftlichkeit ist das Buch kein bisschen trocken. Görtemaker versteht es, mitunter sogar witzige Details einfließen zu lassen, so musste ich z.B. lachen als Robert Ley zitiert wurde, der über den Landwirt Martin Bormann gesagt hat, er sei ein "ungeschlachteter (!) Bauer". Oder wenn es um das Gerücht ging, Hitler hätte nach dem Krieg gemeinsam mit Eva Braun und Martin Bormann in Amsterdam ein Cafe eröffnet.
Hier ist einfach alles drin, was eine spannende wissenschaftliche Biografie braucht!


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover sieht man Hitler und Braun. Im Innenteil findet man zahlreiche (teilweise farbige!) Fotografien, die Hitler, Braun und andere Angehörige des "inneren Kreises" auf dem Obersalzberg zeigen. Die Bilder ergänzen den Text hervorragend und man bekommt einen guten Einblick in die Stimmung (z.B. auf dem Berghof).


Fazit
"Eva Braun" von Heike B. Görtemaker ist die spannendste wissenschaftliche Biografie, die mir je untergekommen ist. Ich mag fundierte Biografien (z.B. auch von Sigrid Damm usw.) sehr gerne und konnte hier wirklich viele neue Dinge erfahren - nicht nur über Hitler und Eva Braun, sondern über die Zeit und die Stimmung, bzw. über das Umfeld Hitlers. Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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