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Eine uralte Prohezeiung. Ein dunkles Geheimnis. Und eine Liebe, die alle Schranken überwinden muss.

Das Wasser des Flusses Shanu droht zu versiegen und der Kaiserstadt den Tod zu bringen. Sayuri und Marje sind gezwungen, in die Wüste zu fliehen. Als sie dem Neffen des verhassten Herrschers begegnen, nimmt ihr Leben eine unvorhergesehene Wendung. Denn Kiyoshi ist auf der Suche nach der Auserwählten, in deren alleiniger Macht es liegt, das tödliche Schicksal aller Stadtbewohner abzuwenden.

ACHTUNG SPOILER (Original Klappentext):

Sayuri nahm Kiyoshi lächelnd das Paddel aus der Hand. Es war ein Leichtes, das Boot gegen den Strom zu wenden und flussaufwärts schwimmen zu lassen. Sayuri sah nur den Fluss und das Boot. Wellen glätteten sich vor ihnen und Schaum verlor sich in der spiegelglatten Oberfläche des Wassers. Sie schob die Strömung in die Tiefe und hielt das Wasser in der Höhe an, sodass es keinen Widerstand mehr bot. Das Boot setzte sich auf einer Welle aus Magie in Bewegung, erst langsam, dann immer schneller, atemberaubend schnell. Marje klammerte sich an den Bootsrand, ihre wilden Locken flogen. Sayuri schloss die Augen und gab sich dem Gefühl hin. So schwebten sie dahin, endlos, zeitlos - eine Reise wie ein Traum. Erst als sie das Wasser spürte, das aus der Höhe hinabfiel und bis ins Boot spritzte, schlug Sayuri die Augen wieder auf. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie Tshanils warme Sonnenstrahlen spürte. Liebevoll strich Marje über ihren blassen Arm. "Wir haben es geschafft" flüsterte sie leise. "Du hast es geschafft, Sayuri".

 

  Autor: Carina Bargmann
Verlag: Arena
Erschienen: Januar 2010
ISBN: 978-3-401-06446-8
Seitenzahl: 515 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Keine Ahnung, was sich der Verfasser des Klappentextes bei seiner Arbeit gedacht hat. Da wird gespoilert ohne Ende und der sonstige Text hat mit dem Buch irgendwie nicht viel zu tun. Da ist von einer Prophezeiung die Rede, die im Buch praktisch gar keine Rolle spielt. Dann ist da noch von einer Auserwählten die Rede, die Kiyoshi sucht - auch dies ist im Buch nicht existent. Die Liebe, die alle Schranken überwinden muss, taucht dann auch nur noch kurz vor Ende auf, um ein kurzes Gastspiel zu geben. An alle, die dachten, dass hier eine Liebesgeschichte erzählt wird: Fehlanzeige. Der Klappentext gibt übrigens einfach eine Textstelle aus dem Buch wieder, die man auf Seite 470 findet, also kurz vor dem Finale. Daher folgt nun eine eigene Zusammenfassung:

Marje lebt in einer Stadt inmitten einer endlosen Wüste. Die gesamte Stadt ist vom Wasser der kaiserlichen Quelle abhängig, die den mächtigen Strom Shanu speist. Der Herrscher missbraucht seine Macht jedoch, die Reichen haben Wasser im Überfluss, während den Armen in ihren Vierteln sprichwörtlich der Hahn zugedreht wird. Doch die Taller (die Menschen aus diesen Vierteln) begehren gegen das Regime auf. Die Situation eskaliert, als bekannt gegeben wird, dass alle Kinder im Alter von 16 Jahren die Stadt verlassen müssen, weil sie laut einer Prophezeiung das Versiegen der Quelle bewirken. Kiyoshi, der Neffe des Kaisers, beginnt die Dinge zu hinterfragen und erkennt, dass er von Lügen umgeben ist. Er schließt sich Marje und den Tallern an, um die Wahrheit herauszufinden.

Carina Bargmann reiht sich mit ihrem Debüttitel in die Reihe der extrem jungen Autoren ein. Sie ist Jahrgang 1991 und hatte bereits mit 15 Jahren zwei große Fantasyromane verfasst (die meines Wissens nicht erschienen sind). Ihr Erstlingswerk liest sich recht flüssig und bietet gute Unterhaltung. Es weist aber auch noch einige Schwächen auf und verschenkt einiges von seinem Potential.


Stil und Sprache

Sayuri ist in einer einfachen, leicht verständlichen Sprache geschrieben, wodurch es sich angenehm flüssig liest. Die Namen sind klangvoll und weisen einen leicht asiatischen Touch auf. In der eher orientalisch anmutenden Wüstenwelt wirken sie daher ein wenig deplaziert. Auch sie lassen sich angenehm, ohne Krampf in den Hirnwindungen, lesen und prägen sich dem Leser schnell ein. Hier vermeidet sie schon mal einen Fehler, den viele Newcomer im Bereich Fantasy heute machen: der Hang zu Namen, die kein Mensch aussprechen kann, und die im Gedächtnis der Leser wenig präsent bleiben. Eine schreckliche Unsitte, mit der offenbar bewiesen werden soll, welch kreative Wortschöpfungen die Autoren doch hervorbringen können. Carina Bargmann kann hier mit ihrem einprägsamen, prägnanten Stil voll überzeugen.

Es gelingt ihr recht gut die Spannung aufrecht zu erhalten, indem sie bestimmte Puzzleteile der Lösung bis zum Schluss vorenthält. Auch wenn man schon ahnt, wie des Ganze ausgehen wird, fiebert man dem Ende doch entgegen. Langeweile kommt jedenfalls keine auf. Ständig passiert etwas, so dass der Erzählfluss ein konstantes, angenehm zügiges Tempo aufweist. Das Drumherum bleibt dabei nicht auf der Strecke, aber hier weist Sayuri auch die ersten Schwachpunkte auf. Die Welt von Sayuri ist wunderbar detailliert, viele fremdartige Wesen leben in ihr. Viele dieser Wesen bleiben jedoch einfach nur Namen, man erfährt nichts über sie, weder wie sie aussehen, noch was ihre Eigenschaften sind. Die Wiljar zum Beispiel - bis zur Hälfte des Buchs ist das einfach ein Name, sonst nichts. Später erfährt man hier ein wenig mehr, aber es ist immer noch sehr dürftig, zumal eine Wiljar eine wichtige Rolle in der Erzählung spielt. Auch der Landschaft widmet sie nur wenig Aufmerksamkeit, hier wäre eine etwas bildhaftere Sprache angesagt gewesen. Alle, die nicht so auf abschweifenden Ausschmückungen stehen, werden hier natürlich perfekt bedient. Die Erzählerin widmet sich immer ausschließlich ihrem Plot und treibt diesen konsequent voran. Auf den letzen Seiten verfällt sie dann aber in einen abgehackten Stil, irgendwie scheinen ihr da plötzlich die Ideen oder aber die Lust vergangen zu sein. Der Showdown ist wirr und bruchstückhaft und längst nicht so angenehm flüssig zu lesen wie der Rest. Vielleicht war auch der Abgabetermin schuld daran. Schade, denn das hätte nicht sein müssen.


Figuren

Die Hauptfiguren sind gut ausgestaltet, könnten aber durchaus einiges mehr an Tiefe vertragen. Die Nebenfiguren sind dann nur noch stereotyp und bestenfalls genretypische Standardfiguren, die ihre vorgefertigte Rolle spielen und nicht von Belang sind. Lediglich Kiyoshi und Marje sind gut genug ausgearbeitet, um mit ihnen mitfühlen zu können und sich in sie hineinzudenken. Die Zusammenhänge und das Leid der Taller werden trotzdem gut transportiert, so dass man sich nicht wie ein reiner Beobachter fühlt.
Das Handeln von Kiyoshi und und Marje ist gut nachvollziehbar. Sayuri, die in der ersten Hälfte des Buches nur gelegentlich auftaucht, ist und bleibt irgendwie seltsam. Rajar, Kiyoshis bester Freund, ist eine reichlich dämliche Figur. Er ist zwar ein herrlich mieser Drecksack, aber er ist auch ziemlich unterbelichtet. Er schafft es leider nicht über das Statistendasein hinaus, hätte er doch einen brillianten Gegenspieler für Kiyoshi abgegeben. Ich konnte mich jedoch trotzdem mit keiner der Figuren so recht identifizieren. Entweder, weil sie lediglich Randfiguren waren, oder weil ich einfach nichts mit ihnen anzufangen wusste. Jüngeren Mädchen geht es hier aber vermutlich anders, denn Marje verkörpert die Rolle eines starken jungen Mädchens. 


Aufmachung des Buches
Das in dunkelviolettes Leinen gebundene Buch ist ein echtes Schmuckstück. Die Gestaltung ist wunderschön - sowohl handwerklich, als auch gestalterisch wird hier perfekte Arbeit abgeliefert. Bereits der Schutzumschlag ist ein echter Eye-Catcher, der jedem Bücherliebhaber laut zuruft: "Nimm mich in die Hand... Lies mich...". Er zeigt drei schwarze Gestalten, die als Gruppe beisammen stehen. Im Hintergrund ein blühender Baum im asiatischen Stil und der untergehende Mond. Über die ganze Szenerie sind metallic-blaue Regentropfen verteilt, die erhaben in das Papier geprägt wurden.
Als nächstes fallen die Buchdeckel aus außergewöhnlich dickem Karton auf, die mit einem Papier in geprägter Leinen-Optik veredelt wurden. Das gesamte Artwork wurde in Violett-Tönen gestaltet, selbst das Vorsatzpapier ist in einem etwas helleren Violett-Farbton. Auch das Lesebändchen, welches das hochwertige Gesamtbild wunderbar abrundet, ist in einem metallisch glänzenden Violett gehalten.

Karten und Personenregister gibt es nicht. Auf den letzen Seiten findet sich lediglich etwas verlagseigene Werbung für andere Buchtitel. Illustrationen gibt es leider ebenfalls nicht, wären sie doch geeignet gewesen das zu vermitteln, was dem Buch inhaltlich fehlt.


Fazit

Ein sehr schönes Jugendbuch mit Fantasy-Thematik, das solide Unterhaltung bietet. Wer die Titel von Jenny Mai Nuyen mag, wird auch Carina Bargmann mögen, denn der Stil ist sehr ähnlich.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Arena-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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