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Kategorie: Krimis

Tempe Brennan fordert höhere Mächte heraus.

Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für die Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln und Vogelschnäbeln liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Blitzartig geht ein Gerücht um: Ritualmord! Ein bibelfester Politiker auf Stimmenfang verdächtigt okkulte Kreise und ruft nach Vergeltung. Noch während Tempe die Tatorte untersucht, bahnt sich in Charlotte eine gnadenlose Hexenjagd an.

 

  Autor: Kathy Reichs
Verlag: Blessing
Erschienen: 10/2008
ISBN: 978-3896673220
Seitenzahl: 352 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Ja, wenn das mal so einfach wäre! Zwar beginnt die Story mit eben dem im Klappentext erwähnten Fund eines Schädels, aber der ist eigentlich für die Handlung gar nicht so wichtig und seine Herkunft kann auch verhältnismäßig schnell ermittelt werden. Allerdings tauchen am Rande des Geschehens noch ein paar weitere Leichen auf, es geht um Satanismus, Wicca und Okkultismus, aber so einen richtigen roten Faden gibt es nicht. Vielmehr verwurschtelt Tempe Brennan, die eigentlich so sympathische Forensikerin, sich nicht nur in ihren verschiedenen Fällen, sondern auch mehr und mehr in ihrem doch sehr anstrengenden Leben. Selbst mir als bekennendem Tempe-Fan ist das einfach alles zu wirr, zu konstruiert und vorhersehbar. Der obligatorische Showdown, wie immer auf Leben und Tod, passt überhaupt nicht zum Rest der Geschichte und bringt zum Glück den bisher schlechtesten Teil der Serie zügig zum Abschluss.


Stil und Sprache

Kathy Reichs hat über die Jahre hinweg einen ganz eigenen Stil entwickelt, der mir wirklich gut gefällt und er ist eigentlich das Einzige, was dieses Buch nicht völlig abrutschen lässt. Die ironische, lakonisch angehauchte Denkweise Tempe Brennans und die oft schnoddrigen Dialoge der Figuren machen einen Gutteil des Reizes aus, besonders wenn wie in diesem Teil die Handlung so wirr und, ja, sprechen wir es aus, langweilig ist. Seitenlange Belehrungen über Wicca, Voodoo und Santería und zu allem Überfluss noch andauernde Monologe über die Geschichte Charlottes und seiner Straßennamen (!), das macht einfach keinen guten Thriller aus. Dazu noch detailreiche forensische Ergüsse, die kaum ein Laie nachvollziehen kann, nein, diesmal übertreibt Kathy Reichs da maßlos!
Ein zusätzliches Ärgerpotential entfalten außerdem die eher plump gestalteten Cliffhanger a la „Wir wussten nicht, dass ein anderer Plan bereits Gestalt annahm, einer der sich auf einem tödlichen Kollisionskurs mit dem unseren befand.“ Das kann man wirklich eleganter machen.


Figuren

Tempe Brennan ist eine der sympathischsten Ermittlerinnen, die mir bisher untergekommen ist. Die Autorin hat ihr nicht nur einen leicht sarkastischen Humor verpasst, sondern auch ein interessantes Leben. Schon lange getrennt lebend, hat sie eine mittlerweile erwachsene Tochter, einen hochnäsigen Kater, einen (in diesem Teil Ex-) Freund, mit dem sie als Polizist immer wieder gemeinsam ermittelt, und ein Alkoholproblem. Dieses hat sie vermeintlich im Griff, ernährt sich fast ausschließlich von Diet Coke und Bagels, ist aber auch einem guten Essen im Restaurant nicht abgeneigt. Wie Kathy Reichs Tempes Leben erzählt, das fügt sich immer gut in die Handlung ein, sie entwickelt ihre Hauptfigur über die Romane hinweg weiter und hält sie glaubwürdig. Dennoch übertreibt sie in diesem Buch auch das wieder: Nicht genug, dass im letzten Teil das Hin und Her zwischen ihrem Freund Ryan und ihrem Exmann Pete etwas anstrengend wurde, nein, jetzt taucht endlich mal ein neuer netter Mann in Tempes Leben auf und bumm, steht Ryan plötzlich wieder vor der Tür! Das ist nicht nur für Tempe, die sich gerade mit der Trennung von ihm abgefunden hatte, ärgerlich, auch der Leser fühlt sich ein bisschen verschaukelt.

Neben der starken Hauptfigur gibt es einige weitere Personen, die Tempe von Anfang an begleiten, der eben schon erwähnte Exmann Pete und die gemeinsame Tochter Katy zum Beispiel, aber eben auch Ryan oder verschiedene andere Kollegen und Polizisten. Da ausschließlich aus Tempe Brennans Sicht geschrieben wird, bleiben sie dem Leser ein Stück weit fremder als Tempe selbst. Gerade Ryan ist und bleibt ein etwas merkwürdiger, undurchsichtiger Typ, mir ist nicht ganz klar, warum Tempe so auf ihn fliegt, aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden … Insgesamt aber bekommen alle notwendigen Figuren den Raum, den sie benötigen, um ihre Rolle passabel zu spielen. Gerade auch optisch werden sie sehr einprägsam beschrieben, so dass man kaum in Gefahr gerät, sie zu verwechseln.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist wie gewohnt düster aufgemacht und zeigt auf der Vorderseite einen Parka mit Kapuze, in dem jedoch niemand zu stecken scheint. Der Titel ist in grüner Schrift gedruckt. Innen gibt es 39 relativ kurze Kapitel sowie am Ende eine Widmung für im Dienst getötete Polizisten der Stadt Charlotte.


Fazit

Mit Abstand der schwächste Band der Tempe-Brennan-Reihe, eine wirre Geschichte mit wenig Spannung, viel amerikanischer Heimatkunde und unpassendem Ende. Nur für Fans halbwegs zu empfehlen, alle anderen sollten lieber die ersten Bände der Serie lesen!


2 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 6: Mit Haut und Haar
Band 7: Totenmontag
Band 8: Totgeglaubte leben länger
Band 9: Hals über Kopf
Band 10: Knochen zu Asche