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Sind Sie schon einmal einem Drachen begegnet?

Als plötzlich ein ihm unbekanntes Mädchen verletzt vor der Tür seiner Moskauer Wohnung liegt, ahnt Viktor, dass sich in seinem Leben einiges ändern wird. Doch wie einschneidend diese Veränderung tatsächlich ist, wird ihm erst bewusst, als ihn das Mädchen in eine magische Welt mitnimmt. Eine Welt, die auf die Ankunft eines Drachen wartet. Und auf einen Mann, der sich diesem Drachen entgegenstellt ...

 

  Autor: Sergej Lukianenko & Nick Perumov
Verlag: Heyne
Erschienen: 01.12.2009
ISBN: 978-3-453-26641-4
Seitenzahl: 640 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In Viktors Leben geht einiges schief. Dass ständig die Sicherung in seiner schäbigen Wohnung, an der sich die Tapeten schon von den Wänden schälen, raus knallt, ist er bereits gewohnt, doch als sich der Sicherungskasten wie von Geisterhand komplett aus der Wand löst, beginnt er sich arg zu wundern. Wie können sich Schrauben von alleine aus der Wand drehen? Doch damit nicht genug, plötzlich liegt ein scheinbar schwer verletztes Mädchen vor seiner Tür! Viktor schmeißt seine Bedenken bezüglich geschickt geplanten Raubs über Bord und versorgt die Schnittwunde des Mädchens. Diese redet seltsames Zeug und ringt Viktor schließlich das Versprechen ab, sie am nächsten Morgen nach Hause zu bringen. Er konnte ja nicht ahnen, dass ihr Zuhause nicht in der ihm bekannten Welt ist und ihn der Weg in ein Leben voller Gefahren führt …


Stil und Sprache
Die Autoren Sergej Lukianenko und Nick Perumov empfangen den Leser mit einem lebendigen, bildhaften, ja für Lukianenko typischen und einzigartigen Schreibstil. Doch nicht nur dieser zieht den Leser sogleich in die Geschichte hinein, sondern auch die seltsamen Ereignisse, die von Anfang an dafür sorgen, dass man Seite um Seite weiter blättert. Dabei gibt es mehrere Handlungsstränge, die sich mehr oder minder regelmäßig abwechseln und so die Möglichkeit bieten, die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven bzw. an verschiedenen Schauplätzen zu verfolgen. Meist wird jedoch, in der dritten Person, aus Viktors und Ritors Sicht erzählt, sodass der Leser diese beiden Figuren sehr gut kennen lernt. Die spannenden Szenen werden immer wieder von ruhigen oder mysteriösen Szenen abgelöst, sodass ein stetiger Wechsel herrscht.

Die Autoren verstehen es wie kaum andere, aufgrund eines Stichworts in die Vergangenheit zu schwenken, den Figuren und der Geschichte so ein Fundament zu verleihen, ohne dass der Leser dies als störende Unterbrechungen der aktuellen Handlung empfindet. Die atmosphärische, dichte Sprache nimmt den Leser gefangen, beschwört Bilder und Emotionen herauf, sodass man sich in dem Buch regelrecht verlieren kann. Dabei ist der Stil anspruchsvoll und das Buch nicht einfach so weg zu lesen, denn nur ein aufmerksamer Leser vermag durch die Geschichte zu steigen und das Spektrum der Worte, das sich vor ihm entfaltet, voll zu erfassen. Es braucht eine ganze Weile, bis man nach und nach durch die Ereignisse und Hinweise blickt und das Wesen der Geschichte, das, was zwischen den Zeilen steht, zu begreifen. Dabei ist der Roman stellenweise auch ein wenig langatmig, doch gehört dies zu Lukianenko einfach dazu. An anderen Stellen wünscht man sich hingegen detailliertere Erklärungen, um die Geschichte besser greifen zu können.

Das Ende ist ein richtiger Abschluss und die einzig logische Auflösung dieser Geschichte und doch überlassen die Autoren einiges der Fantasie des Lesers.


Figuren
In diesem Roman trifft der Leser auf nicht gerade wenige Figuren, wobei nur einige davon in den Fokus der Geschichte rücken. Allen voran Viktor, ein seltsamer, aber sympathischer Kauz, dessen Charakter sich im Verlauf der Geschichte enorm ändert, dies aber durchweg gut nachvollziehbar. Begleitet und geleitet wird er dabei von Tel, einer geheimnisvollen Figur, die viel weiß und wenig preis gibt. Loj vom Clan der Katzen ist eine ebenso veranlagte Figur, die stets auf ihren Vorteil bedacht ist und dafür im wahrsten Sinne des Wortes durch nicht gerade wenige Betten hüpft. Sie weiß mit ihren Reizen zu spielen und versteht es, Intrigen zu erkennen, aber auch selbst einzufädeln.
Es gibt noch viele weitere Figuren, auf die ich gerne eingehen, damit jedoch den Rahmen dieser Rezension sprengen würde. Doch so viel sei gesagt: Jede einzelne hat ihren Platz in der Geschichte und ist liebevoll und dreidimensional ausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag der Hardcover-Ausgabe ist interessant und ansprechend gestaltet. Das Auge des Drachen schaut den Betrachter direkt an und zieht damit gekonnt die Aufmerksamkeit auf das Buch, die pastelligen Farben sind ebenfalls schön gewählt. Das Buch selbst ist in Dunkelgrün gehalten, ein gleichfarbiges Lesebändchen fehlt selbstverständlich nicht. Ein schönes Detail ist, dass sich um die groß abgedruckten Zahlen der einzelnen Kapitel stets ein schlanker Drache rankt. Das einzige, das ich vermisst habe, ist eine Karte, auf der man den Weg der Figuren hätte mit verfolgen können.


Fazit
Ein Fantasy-Roman, der nicht den ausgetretenen Pfaden folgt, sondern sich einen eigenen, unabhängigen Weg gesucht hat. Die Autoren haben die Geschichte in wunderbare Worte gehüllt und so ein lesenswertes Buch geschaffen.


4 5 Sterne


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