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Es ist kein schöner Anblick, der sich Kommissar Maurice LaBréa am Tatort bietet. Der Tote liegt auf dem Bett. Hände und Füße mit dünner Nylonschnur an die Bettpfosten gebunden. Der Mund ist mit einem großen Heftpflaster verklebt. Auf der Brust hat der Mörder eine Kassette deponiert, auf der Ravels Boléro zu hören ist. Die Polizei vermutet zunächst einen Racheakt, doch kurz darauf geschieht ein zweiter Mord, und LaBréa steht vor einem Rätsel.

 

  Autor: Alexandra von Grote
Verlag: Heyne
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-453-43379-3
Seitenzahl: 349 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar LaBréa wird zu einem Selbstmord in die Santé, ein Gefängnis in Paris, gerufen. Obwohl der Tote, ein Vergewaltiger in Untersuchungshaft, von den sogenannten Sprayerfrauen im Genitalbereich mit Lila Farbe gezeichnet wurde, deutet sonst nichts auf Fremdeinfluss hin. Anscheinend kam er mit dem auf ihm lastenden Druck nicht mehr klar. Doch kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse. Ein weiterer Toter wird gefunden. Diesmal keine symbolische, sondern eine echte Kastration. Pascal Masson, der bis vor kurzem in der Santé einsaß, wurde an sein Bett gefesselt und bei lebendigem Leib entmannt. Es sind zwar Parallelen zu den Sprayerfrauen erkennbar, doch warum wurde der Tote diesmal wirklich kastriert? Als dann 24 Stunden später ein weiterer kastrierter Toter gefunden wird, spitzt sich die Lage für das Ermittlerteam um Kommissar LaBréa zu. Sollte es sich um einen Serienkiller handeln, bleibt nicht viel Zeit. Maurice LaBréa versucht über die militanten Frauen auf eine Spur zu kommen und deckt dabei Geschehnisse aus der Vergangenheit auf, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Doch ist er auf der richtigen Spur und wird ihm dies bei der Lösung des Falles weiterhelfen?


Stil und Sprache
Alexandra von Grotes Geschichte um den alleinerziehenden Kommissar LaBréa war mir bereits aus der gleichnamigen Fernsehserie bekannt. Umso gespannter war ich, nun eines der Bücher, aus denen die Serie abgeleitet wurde, zu lesen. Gleich vorab: ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin schafft es mit einfachen Worten die Lebensgeschichte des Kommissar Maurice LaBréa zu erzählen und umhüllt das Ganze mit spannenden Fällen in der Hauptstadt Paris. Mit detailgenauen und liebevollen Beschreibungen der Szenen und Orte baut sie das Bild seiner Umwelt und transferiert es in die Köpfe der Leser. Auch wenn sie dabei nicht die Intensität eines Georges Simenon erreicht, erzeugt sie doch genug Atmosphäre, um tief in die Geschichte eintauchen zu können. Parallelen zu Donna Leons Kommissario Brunetti, der in Venedig ermittelt, sind zwar erkennbar, aber Alexandra von Grote verleiht ihrem Krimi eine eigene Note.
Was positiv auffällt ist, das sie nicht nur den Kriminalfall erzählt, sondern eben auch auf das Leben ihres Kommissars eingeht. So sorgt sie für ein hohes Maß an Authentizität und Wiedererkennung. Denn ihr Kommissar kämpft genauso mit den Schwierigkeiten des Lebens wie du und ich. Die Französischen Namen sind zwar eindeutig landestypisch, aber einfach genug, so dass sie den Lesefluss nicht stören.
Auch die während des Fortlaufens der Geschichte immer wieder vorkommenden Briefe und Tagebucheinträge einer Unbekannten dienen sehr schön dazu, die Spannung zu erhöhen und bringen dem Leser wichtige Informationen, die am Schluss zusammengeführt werden und ein Ganzes ergeben.


Figuren
Sympathie und Antipathie sind zwei wichtige Aspekte, wenn man über die Charaktere einer Geschichte spricht. Für ein richtiges Lesevergnügen sollte, zumindest in meinen Augen, ein Sympathieträger vorhanden sein. Am besten natürlich die Hauptfigur. Maurice LaBréa zählt für mich zu diesen Typen. Mit dem, wie der Charakter geformt wird, steht und fällt die Geschichte, vor allem wenn mehrere Bände geplant sind. Schöne Beispiele sind hier Cammilleri’s Montalbano, Simenons Maigret oder eben auch Leon’s Brunetti. Alexandra von Grote reiht sich hier nahtlos ein. Sie gibt ihrem Kommissar ein Gesicht und eine Geschichte, eine Vergangenheit, die ihn angreifbar, verletzlich macht. Er ist nicht der unbesiegbare Held, sondern zeigt Schwächen und Gefühle. Er musste seine Frau ermordet auffinden und erzieht seitdem seine Tochter allein. Er Kämpft für die Liebe zu seiner Nachbarin Celin mit den Schwierigkeiten, die seine Arbeit mit sich bringt - wenig Zeit und viele Versuchungen. All das macht ihn sehr natürlich und eben sympathisch.

Den Verdächtigen verrät oft irgendeine Schwäche, so auch hier. Erst das unnachgiebige ermitteln LaBréa’s und seines Teams sorgen dafür, dass Doktor Payan, die traumatisierte Frauen betreut, Stück für Stück ihre Maskerade fallen lässt und am Ende zur Aufklärung der Morde beiträgt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist komplett in Schwarz gehalten und zeigt auf dem Cover eine nur von spärlichen Sonnenstrahlen beschienene Treppe. Der Buchtitel ist in schöner Silberschrift ebenfalls auf dem Cover. Am Ende des Buches befindet sich noch eine Leseprobe von LaBréas neuestem Fall ‚Der letzte Walzer in Paris‘. Eine schwarz-weiß-Karte von Paris am Anfang des Buches rundet das Gesamtbild ab.


Fazit
LaBréa ist ganz klar der Brunetti von Paris. Wer Donna Leons Romane mag, wird die Serie um den Pariser Kommissar lieben. Spannung und Atmosphäre pur!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Mord in der Rue St. Lazare
Fall 2: Tod an der Bastille

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