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Kategorie: 1100 – 1250 Hochmittelalter (Gotik)

Bingen, 1152: Gegen alle Widerstände gründet Hildegard von Bingen ihr Kloster auf dem Rupertsberg, in dem auch die junge Theresa Schutz sucht. Doch als diese sich verliebt, muss sie das Kloster verlassen. Die berühmte Äbtissin vertraut Theresa einer Hebamme an, bei der die junge Frau ihre wahre Berufung findet. Blind vor Liebe sieht Theresa jedoch nicht, dass William einer gefährlichen Ketzersekte angehört. Helfen kann allein Hildegard, doch gerade die scheint ihre größte Gegenspielerin zu werden …

 

  Autor: Brigitte Riebe
Verlag: Diana
Erschienen: 25.01.2010
ISBN: 978-3453290792
Seitenzahl: 560 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Hildegard von Bingen ist wohl jedem ein Begriff. Ob Hildegard von Bingen-Naturprodukte, Hildegard von Bingen-Gesundheitsschule, Kräuter, Elixiere, Kosmetik, Edelsteine und noch Unmengen dergleichen, alle Produkte werden mit viel Erfolg vertrieben. Dass Hildegard von Bingen mit dem Großteil dieser Produkte nur den Namen gleich hat, ist dem Konsumenten anscheinend egal. Wer aber war diese Frau wirklich und wie war ihr Leben in der Hochzeit des Mittelalters? Dieses Thema hat sich die Autorin vorgenommen und bietet mit diesem Roman einen kleinen Einblick in das Leben und Schaffen dieser außergewöhnlichen Frau.


Stil und Sprache
Brigitte Riebes Sprache ist glatt und schnörkellos, aber keinesfalls platt oder banal. Mit direkten und wohlüberlegten Worten baut sie nicht nur die Stadt Bingen im gotischen Zeitalter nach, sondern lässt den Leser auch durch die Gassen dieser Stadt, aber auch durch das Kloster auf dem Rupertsberg und seinen Kräutergarten streifen.
Das Buch ist prall gefüllt mit Ereignissen und lässt niemals Längen aufkommen. Durch hervorragende Recherche der Autorin erfährt der Leser nicht nur viel über den Alltag der Hebammen oder eines Sarwürkers, sondern bekommt einen ausgesprochen interessanten Einblick in die Welt der Katharer (die „guten Christen“).
Der Roman liest sich, wie alle Bücher der Autorin, sehr flüssig und mitreißend und die drei Erzählstränge, die die Figuren Hildegard, Theresa und Gero durch ihre Handlungen separieren, verhelfen dazu, den Spannungsbogen stets zu halten.


Figuren
Lebendig, glaubwürdig und mit charakterlichen Stärken und Schwächen sind Brigitte Riebes Figuren gezeichnet. Theresa ist die wohl sympathischste Gestalt dieses Buches und mit ihr ist es für den Leser ein Leichtes, sich zu identifizieren und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Auch Theresas Bruder, Gero, weckt beim Leser Sympathie und man empfindet mit, mit seinen Ängsten und Sehnsüchten. Leider schenkte die Autorin ihm nicht so viel Aufmerksamkeit wie Theresa, so dass man wesentlich weniger über ihn als Mensch erfährt.

Hildegard von Bingen ist dem Titel nach die vorrangige Protagonistin. Ihre Charakterstärke, ihr Kampfeswille und auch ihre Kraft, sich für ihre Anliegen und die ihrer Mitschwestern einzusetzen, werden anschaulich und stringent gezeichnet. Jedoch lässt Brigitte Riebe bei Hildegard etwas von der Lebendigkeit, der Wärme und des dadurch resultierenden Respekts und Ansehen eines Menschen etwas missen, dessen Name sich über Jahrhunderte in die Köpfe der Leute geprägt hat, und so wird Hildegard als Mensch nicht richtig „greifbar“. Gerade bei dieser Figur wäre mehr Empathie wünschenswert gewesen und hätte so dem Leser die Größe und das Schaffen ihres Lebenswerkes noch näher gebracht. So jedoch bleibt sie lediglich eine Äbtissin, wie es sie zu tausenden gegeben hat.


Aufmachung des Buches
Ein schönes, gebundenes Buch, auf dessen Schutzumschlag das halbe Porträt einer jungen Frau (die wohl ein paar hundert Jahre später gelebt haben muss…) zu sehen ist. Die Grundfarben des Umschlages sind satte Rot- und Schwarztöne und in großen Lettern prangen Titel und Autor auf der Vorderseite. Sehr schön ist die auf den inneren kartonierten Umschlagseiten beigefügte alte Ansicht der Stadt Bingen. Ein ausführliches Nachwort mit dem Aufzeigen der historischen Tatsachen und der künstlerischen Freiheiten der Autorin runden ein insgesamt ansprechendes Werk perfekt ab.


Fazit
Ein sehr kurzweiliges und unterhaltsames Buch, das einem ein paar schöne Stunden bereiten wird. Allerdings bleibt gerade die Figur der Hildegard selbst etwas zu farblos und ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über die „Prophetin am Rhein“ zu erfahren, als die Erlebnisse von Theresa und Gero nachzuverfolgen. Dies bleibt aber letztendlich Geschmacksache. Sicher sein kann sich der Leser jedoch, dass ihm mit diesem Buch ein kurzweiliges und äußerst interessantes Vergnügen bereitet wird.


4 Sterne


Hinweise
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