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Wenn kein Gesetz mehr gilt, zählt nur der Kampf ums nackte Überleben.

Urplötzlich stülpt sich eines Tages eine unsichtbare Kuppel über Chester's Mill. Die Einwohner der neuenglischen Kleinstadt sind komplett von ihrer Umwelt abgeschnitten. Und auf einmal gilt kein herkömmliches Gesetz mehr ...

 

  Autor: Stephen King
Verlag: Heyne
Erschienen: 11/2009
ISBN: 9783453266285
Seitenzahl: 1280 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Aus heiterem Himmel wird die Kleinstadt Chester's Mill grenzgenau vom Rest der Welt getrennt, als eine unsichtbare Kuppel unbarmherzig wie eine Guillotine herunter fährt und fortan drinnen und draußen unterscheidet. Schnell nimmt dies der lokale Kleinstadt-Boss zum Anlass, die Macht an sich zu reißen und einen Polizeistaat zu gründen, dem unter dem Deckmantel der Vorsorge jedes Mittel recht ist, um die Kontrolle zu behalten. Fortan sind Gewalt, Mord, Korruption, Brandstiftung und Massenunruhen an der Tagesordnung. Nur eine kleine, mutige Gruppe wagt es, ihm die Stirn zu bieten, und macht sich auf die Suche nach der eigentlichen Ursache der Barriere.
Die Kuppel erweist sich in mehrfacher Hinsicht als tickende Zeitbombe. Zum einen werden neben Ressourcen- und Lebensmittelverknappung auch Klimaveränderungen und Umweltverschmutzung zu einem großen Thema. Zum anderen steuern die Pläne vereinzelter Bewohner auf eine Katastrophe immensen Ausmaßes zu, die das Leben unter dem Dome sprichwörtlich zur Hölle machen wird.

Stephen King gibt an, die Idee zu diesem Buch bereits vor über 30 Jahren gehabt zu haben. Gut, dass er sich noch ein wenig Zeit gelassen hat, denn gerade in der heutigen Zeit des technologischen Fortschritts und der Terrorismusakte ist ein derartiges Szenario nicht nur denkbar, sondern auch erschreckend leicht vorstellbar. Das Verhalten der Bewohner von Chester's Mill, das wir unter einem Brennglas zu sehen bekommen, ist zwar meiner Meinung nach stark überzeichnet, jedoch nichtsdestotrotz nicht unwahrscheinlich, wie leider unsere geschichtliche Vergangenheit beweist.


Stil und Sprache
Stephen Kings Stil ist eher schlicht, schnörkellos und auf das Wesentliche konzentriert. Ausufernde Beschreibungen sind selten zu finden und haben dann auch einen guten Grund. Und gerade das, was er ungesagt im Raum stehen lässt, ist oft das, was einem eine wohlige Gänsehaut über den Rücken laufen lässt.

Erzählt wird hauptsächlich in der Vergangenheitsform in der dritten Person durch einen allwissenden Erzähler, der die Einwohner von Chester's Mill auf ihren Wegen begleitet und ihre Handlungen kommentiert. Meist wird am Ende eines Kapitels schon vorweg genommen, ob die Vorhaben dieser von Erfolg gekrönt werden oder nicht. Zwischendurch gibt es auch Einschübe, die im Präsens erzählt werden. Hier hat man als Leser das Gefühl, Chester's Mill wie der Rest der Welt von oben durch die Kuppel zu beobachten. Ein sehr geschickter Schachzug, wie ich finde, da hier die Charakteristik der Arena besonders zum Tragen kommt.
Durch diese Erzählweise und die zahlreichen Personen und Schauplätze ist man als Leser immer bestens informiert, was sich unter der Kuppel entwickelt und auf welche Höhepunkte die Handlung zusteuert. So erweist sich das Buch als wahrer Pageturner, weil man gespannt darauf wartet, wann sich die losen Fäden zu einem Ganzen finden und welchen Ausgang das dann nimmt. Und schließlich, wann die allumfassende Katastrophe passiert, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht und von der die Kinder und wenige Erwachsene in ihren Anfällen sprechen.

Einzig was das Leben außerhalb des Domes betrifft, lässt uns Stephen King im Dunkeln. Hier sind wir auf denselben Stand wie die Eingeschlossenen. Nur über Fernsehen, Internet oder Telefon findet ein geringer Informationsaustausch statt. Und so ist es auch für uns Leser lange Zeit das größte Geheimnis: Was ist die Kuppel? Woher kommt sie? Ist es ein geheimes wissenschaftliches Experiment, Terrorismus, hat es gar natürliche Ursachen oder findet sich die Antwort ganz woanders?


Figuren
„Its a small town, we all support the team."
(Zitat zu Beginn des Buches)

Zu Anfang des Buches findet man eine Auflistung von 60 handelnden Personen und 3 erwähnenswerten Hunden von insgesamt 2000 Einwohnern in Chester's Mill. Im Buch vorgestellt werden zwar noch einige andere Einwohner, jedoch segnen diese meist ziemlich bald das Zeitliche.

Bei so einer Vielzahl an eingeschlossenen Bewohnern wird an Charakteren eigentlich alles abgedeckt, was das Herz begehrt. Da gibt es die religiösen Eiferer, tumbe Schläger, kriecherische Mitläufer, zurückgebliebene Hinterwäldler, machtvolle Intriganten, verrückte Drogenköche ... aber auch gutherzige Arzthelfer, neugierige Journalisten, tapfere Ex-Soldaten, mutige Alte und clevere Kinder. Und auch einige wenige, die gute und schlechte Eigenschaften in sich vereinen, wie der rechtschaffene Polizist, der die Augen vor dem Unrecht verschließt, die gerechtigkeitsliebende Pfarrerin, der das Temperament durchgeht oder die von Drogen betäubte Stadtverordnete, die ihre Sucht besiegt, um endlich vor allen zu sprechen.

Während viele Charaktere doch etwas stereotyp und klischeemäßig gezeichnet sind, gibt es auch Ausnahmen, die die eigentlichen Hauptfiguren des Romans bilden. Hier hat King besonderen Wert auf die Vielschichtigkeit der Persönlichkeiten gelegt und verrät uns mehr über ihre Beweggründe und die Vergangenheit.

Die Guten:
Klare Hauptfigur ist Dale Barbara, genannt Barbie, ein ehemaliger Soldat, der im Irak stationiert war, und in Chester's Mill eine Weile als Grillkoch arbeitete, bis er sich mit den hiesigen Schlägern anlegte. Eigentlich ist er am Tag der Kuppel auf dem besten Weg, die Stadt zu verlassen, um sich dann plötzlich eingeschlossen mit seinen Widersachern vorzufinden, die nur auf eine Gelegenheit warten, es ihm heimzuzahlen. Barbie trägt einige schlimme Erinnerungen an den Irak-Krieg mit sich herum, die immer wieder hervorzubrechen drohen. Doch seine Kriegserfahrungen haben auch sein Gutes - als einziger behält er den Überblick und sieht etliche Schachzüge und Methoden seiner Gegner voraus. Ihm zur Seite steht die couragierte Journalistin Julia, Herausgeberin der örtlichen Zeitung, deren größtes Ziel es ist, über die Katastrophe und die daraus resultierende Ungerechtigkeit und Gewalt zu berichten. Schon früher musste sie für ihre ehrgeizige Art unangenehme Konsequenzen tragen. Schnell gerät sie dadurch auf den Radar der Verursacher. Rusty, der tatkräftige Krankenpfleger, erkennt schnell, dass in Chester's Mill nun andere Gesetze herrschen und auf welcher Seite er steht. Zunächst durch seinen Status als einzig medizinisch Befähigter geschützt, macht er den folgenschweren Fehler, seine Gegner zu unterschätzen. Von den Erwachsenen zu Beginn übersehen, macht sich der Jugendliche Joe mit seinen beiden Freunden Norrie und Benny bald mit schneller Auffassungsgabe und detektivischem Spürsinn unentbehrlich.

Die Bösen:
Der Gegenspieler von Barbie ist Big Jim Rennie, Gebrauchtwagenhändler, zweiter Stadtverordneter, und Zieher der Fäden hinter den Kulissen. Für ihn ist die Kuppel ein Glücksfall, endlich kann er aus dem Schatten treten und selbst an die Macht gelangen. Jahrelange Intrigen und Geldverschiebungen sichern ihm seine Unternehmungen und kaum einer wagt es, ihm zu widersprechen. Und die, die es wagen, müssen es entweder direkt mit dem Leben bezahlen oder werden öffentlich als Sündenbock angeprangert. Sein Sohn Junior ist ein fast noch beängstigenderer Charakter. Grundsätzlich auch sehr gewaltbereit wird er durch einen schnell wachsenden Gehirntumor beeinflusst, der ein extrem grausames und unkontrollierbares Verhalten bei ihm auslöst.


Aufmachung des Buches
Man sagt, je berühmter der Autor, desto größer wird sein Name auf dem Cover eines Buches abgedruckt. Logisch also, dass Stephen King in schwarzer Schrift nahezu die komplette obere Hälfte des weiß grundierten Covers einnimmt. Erst darunter ist in kleineren, blutroten Lettern der Titel zu lesen und danach, nochmals größenmäßig abgesetzt, hellgrau die Bezeichnung „Roman“. Die Schrift erscheint roh und plakativ, wie schnell hingepinselt, und passt gut zu Genre und Inhalt des Buches.
Die Illustration einer Schneekugel, in der die Straße einer Kleinstadt zu sehen ist und in deren Inneren ein großer Blutfleck am gesplitterten Glas hängt, nimmt im Vergleich zum Text relativ wenig Platz ein und geht somit zumindest auf der Vorderseite fast ein wenig unter. Dabei verdeutlicht gerade diese perfekt den Inhalt des Buches, bis auf den kleinen Unterschied, dass die Kuppel um Chester's Mill kein Loch aufweist. Zum Ausgleich wird die Schneekugel auf der Rückseite des Schutzumschlags wiederholt und kann dadurch ihren Eyecatcher-Charakter entfalten.

Es handelt sich um ein dickes und schweres gebundenes Buch mit schwarzem Lesebändchen. Der Einband unter dem Schutzumschlag ist rot-schwarz changierend und erscheint wie eine Mischung aus Blut und Rauch, was sich sehr gut im Buch wieder finden lässt.

Der Geschichte vorangestellt ist eine Karte von Chester's Mill, auf der alle wichtigen Straßen, Gebäude und Orte verzeichnet sind, um dem Leser einen Überblick zu geben. Ebenfalls hilfreich ist eine Auflistung der wichtigsten handelnden Personen, die direkt darauf folgt.


Fazit
Sobald man als alter Stephen King-Fan Die Arena aufschlägt, fühlt man sich schon fast wie zu Hause. Nur zu bekannt ist einem schon die typische Kleinstadt aus Maine mit ihren vielfältigen Bewohnern. Aber auch als Neuling wird man direkt in die Geschichte gezogen und fiebert mit den Eingeschlossenen, verfolgt ihre Pläne und rätselt um das Entstehen und die Eigenschaften der Kuppel. Stephen King ist wahrlich ein Meister darin, menschliche Abgründe aufzuzeigen und Spannung zu erzeugen. Abgesehen von wenigen Längen und stellenweise etwas stereotypen Charakteren ist Die Arena gerade aufgrund seiner Aktualität absolut empfehlenswert.


4 Sterne


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