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London - das ist seine Stadt.

Und über den Dächern von London - dort hat David sein zweites Zuhause gefunden. Hier oben kann er den Schatten der Vergangenheit entfliehen. Bis er eines Tages auf ein Mädchen trifft, das alles auf den Kopf stellt, woran er bisher geglaubt hat. Ihr Name ist Heaven. Sie ist wunderschön. Und sie behauptet, kein Herz mehr zu haben. Ehe David begreifen kann, worauf er sich einlässt, sind sie gemeinsam auf der Flucht. Und sie werden nur überleben, wenn sie Heavens Geheimnis lüften ...

 

  Autor: Christoph Marzi
Verlag: Arena Verlag
Erschienen: August 2009
ISBN: 978-3-401-06382-9
Seitenzahl: 358 Seiten


Die Grundidee der Handlung
David liebt es durch London zu streifen, doch nicht wie normale Menschen, nein er zieht den Weg über die Dächer vor, springt über Abgründe und genießt die Freiheit dort oben. Eines Abends trifft er dort ein Mädchen an, die sich ihm als Heaven vorstellt. Sie ist zutiefst verstört, behauptet, dass ihr kurz zuvor von einem seltsamen Mann das Herz gestohlen wurde. Er glaubt ihr zunächst nicht, doch als selbst die Ärzte im Krankenhaus keinen Herzschlag feststellen können, beschließt er schließlich, ihr zu helfen, denn sie wird noch immer verfolgt. Es beginnt ein spannender Wettlauf, bei dem der Feind immer einen Schritt voraus zu sein scheint.

Es ist ein schönes, kurzweiliges Buch, das recht unterhaltsam und ein wenig romantisch ist. Es besitzt nicht die Tiefgründigkeit und Komplexität wie sie die "Uralte Metropole"-Serie des Autors aufweist - auch wenn beide in London spielen, weisen sie ansonsten kaum Gemeinsamkeiten auf. Man hat jedoch ab und an das Gefühl, dass eine recht ähnliche Atmosphäre aufkommt. Es ist jedoch klar erkennbar, dass es sich hier um ein Jugendbuch ab 12 Jahren handelt, denn es ist deutlich leichtere Kost. Eine Szene passt allerdings überhaupt nicht zu dieser Zielgruppe: David hat ziemlich zu Beginn des Buches Geschlechtsverkehr auf der Toilette, und zwar mit seiner Sozialarbeiterin. Man fragt sich doch sehr, was dies in einem Jugendbuch ab 12 verloren hat. 


Stil und Sprache

Heaven ist ein Buch im typischen Marzi-Stil. Es spielt, wie auch seine bisher besten Bücher, im London der Gegenwart. Schnell fällt aber auf, dass Heaven eine Ecke leichter und einfacher zu lesen ist, als zum Beispiel Lycidas. Doch obwohl die Geschichte eher gradlinig ist, weiß sie doch sehr zu fesseln. Die Story wird aus der dritten Person erzählt, der Blickwinkel verweilt, bis auf wenige Ausnahmen, bei den beiden Hauptfiguren David und Heaven. Das Erzähltempo ist angenehm flüssig, so dass man sehr rasch die ersten zweihundert Seiten hinter sich bringt. Obwohl man schon nach etwa der Hälfte ahnt, was das Geheimnis von Heaven ist, schafft es Marzi, die Spannung bis zum Ende des Buchs aufrecht zu erhalten. Dies gelingt ihm, indem er eine Verfolgungsjagd inszeniert, die sich praktisch durch das gesamte Buch zieht, um in einem Showdown zu gipfeln. Auf diese Art passiert ständig etwas, was die Handlung am Laufen hält.

Auch sprachlich ist der Roman sehr gelungen. Die Sprache ist einfach zu lesen und verzichtet auf komplizierten Satzbau, ohne dabei plump zu wirken. Ein wenig störend sind die ständigen Verweise auf Kinofilme und alle möglichen Lieder. Dies ist irgendwie typisch Marzi, aber es nimmt ab und an überhand und vermittelt einem das Gefühl, dass der Autor mit seinen Musikkenntnissen prahlen wolle. Die Verweise auf viele Kinofilme wollen zudem nicht so recht passen. David scheint mir eigentlich nicht jemand zu sein, der oft ins Kino geht, zumal der das Fernsehen hasst und verachtet. Trotzdem zieht er Vergleiche herbei, die sich sehr oft auf Charaktere aus dem Kino beziehen. Das ist leider etwas widersprüchlich.


Figuren

Die beiden Hauptcharaktere Heaven und David sind sehr schön ausgearbeitet und wirken ausgesprochen lebensnah. Man erfährt vieles über ihre Kindheit, versteht, warum zum Beispiel David so gerne auf den Dächern unterwegs ist, und kann auch ihre Gefühle gut nachvollziehen. Die Nebencharaktere sind hingegen reine Statisten und werden dem Leser kaum nähergebracht. Dann wäre da noch der mysteriöse Gegenspieler mit den vielen Namen, der Freema Mirrlees alias Heaven das Herz raubte. Bei ihm empfand ich es doch als recht störend, dass sich Marzi ihm nicht näher widmet. Diese mysteriöse, unerklärliche Type ist viel zu interessant, um ihn einfach so links liegen zu lassen. Man erfährt aber leider gar nichts über ihn, obwohl man doch wirklich gerne erfahren würde, was er eigentlich ist und was sein ganz eigenes Geheimnis ist. Schade, hier wurde viel Potenzial verschenkt, welches das Buch um eine dunkle, mysteriöse Facette bereichert hätte. 


Aufmachung des Buches
Das Buch liegt in einer wunderschön gestalteten, gebundenen Ausgabe vor, die keine Wünsche offen lässt. Selbst das Lesebändchen wurde nicht vergessen. Die Gestaltung des Covers zeigt die Skyline von London unter einem riesigen Mond. Die ganze Szenerie betrachtet man durch ein verschnörkeltes, schmiedeeisernes Tor, das mit silbernen Akzenten zusätzlich in Szene gesetzt wird. Dies verleiht dem Einband einen edlen Look. Farblich wurden vorwiegend blau- und violett-Farbtöne verwendet. Auch das Lesebändchen ist violett, ebenso wie das Vorsatzpapier. Alle diese Kleinigkeiten wurden perfekt aufeinander abgestimmt, so dass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt.

Karten, Bilder oder Personenverzeichnis gibt es nicht, wobei man dies aber auch nicht vermisst. 


Fazit

Ein gelungenes Jugendbuch mit kleinen Mängeln. Für Fans von Urban-Fantasy eine absolute Empfehlung.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Arena-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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