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Seine Arbeit war eigentlich nie langweilig, doch war es in den letzten Jahrhunderten ein wenig ruhig geworden. Als die Nachricht der Gilde der Chronisten bei ihm eintraf, war er schon ein wenig erstaunt. Lange hatten sie sich nicht bei ihm gemeldet. In die kleine, geheime Stadt Orso auf Tesla war etwas mehr Leben eingekehrt, als üblich. Sollte es ein Zeichen sein? Wenn nicht, dann würde es auch nichts machen. Für diese Geschehnisse war ein anderer Chronist zuständig. Wenn ja, dann könnte es auch ihn betreffen. Er war schließlich Stephanus, der Chronist der Erde. Aber er hatte ja Zeit, also würde er wie immer auf die Dinge warten, die da kommen. Oder besser - auf die Schmetterlinge.

 

  Autor: Alexander Ruth
Verlag: BP-Verlag
Erschienen: 07/2007
ISBN: 978-3-9396-9174-7
Seitenzahl: 167 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Nach sehr vielen Jahren beginnen die Ritter endlich wieder zu erwachen. Sie sind die Beschützer des Universums, die für Recht und Ordnung sorgen und hatten einst geschworen, erst dann wieder in Erscheinung zu treten, wenn die Menschheit es wert ist. Und nun ist dieser Zeitpunkt gekommen. Sämtliche noch existierende Ritter befinden sich auf der Erde – alle anderen sind von der Gegenmacht ausgelöscht worden. Daher macht sich Pharso mit mehreren Mannschaften auf den Weg, um die Ritter – und vor allem den Ersten Ritter – zu finden und auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Doch sie ahnen zunächst nicht, dass sie verfolgt werden, denn es gibt Mächte, die die Wiederauferstehung der Ritter um jeden Preis verhindern wollen…

Die Idee, dass das Universum vom Bösen bedroht wird und eine Gruppe Guter die Aufgabe übertragen bekommt – freiwillig oder nicht – dieses zu retten, ist nicht neu. Die Idee, jedem Ritter einen sprechenden Schmetterling zur Seite zu stellen, der dem Ritter charakterlich ähnelt, finde ich sehr schön und verleiht der an sich etwas verbrauchten Idee frischen Wind.

Der Autor selbst bezeichnet sein Buch als Fantasy-Roman, doch in Anbetracht der fremden Planeten, Raumschiffe, dem Beamen und der Spionage-Drohnen handelt es sich meiner Meinung nach mehr um einen SciFi-Roman.


Stil und Sprache
Bis auf zwei Kapitel am Anfang und einen Epilog am Ende hat der Autor auf eine Einteilung in Kapitel gänzlich verzichtet.

Der Roman ist in recht kurze Textblöcke aufgeteilt, die durch eine Leerzeile getrennt sind. Da diese sehr häufig auftreten, wirkt der Text auseinandergerissen, zudem ist der Sinn nicht immer zu erkennen. Mal passiert nichts – kein Szenenwechsel oder Perspektivwechsel – der vorangegangene Text geht einfach weiter, dennoch wurde er durch eine Leerzeile unterbrochen. Besonders negativ ist mir dies aufgefallen, als während eines Dialogs eine Leerzeile eingefügt wurde, obwohl ein und dieselbe Figur spricht. Dies lässt darauf schließen, dass diese Leerzeilen willkürlich eingefügt wurden. Teilweise sind mehrere Textblöcke also aus Sicht einer Figur wiedergegeben, teilweise findet jedoch auch tatsächlich ein Wechsel in der Perspektive statt. Da man als Leser nie weiß, ob sich nun was ändert oder nicht, ist das Ganze sehr verwirrend und man muss einen Textblock des Verständnisses wegen auch zweimal lesen, wenn man endlich bemerkt, dass man sich plötzlich bei einer anderen Figur befindet.
Zudem treten besonders im ersten Drittel des Buches so häufig Perspektivwechsel auf, dass man als Leser regelrecht wie ein Ping-Pong-Ball von einer Person zur nächsten geschleudert wird, ohne auch nur die Chance zu haben, sich mit einer der Figuren näher zu befassen und sich so mit ihr zu identifizieren. Dadurch fällt es unheimlich schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Erst ab Seite 60 bekommt man langsam das Gefühl, den Weg in die Geschichte hinein geschafft zu haben, was daran liegt, dass die Szenen aus der Sicht einer Figur endlich länger werden und der Leser zum Durchatmen kommt. Die Figuren gewinnen langsam an Plastizität und Farbe.

Die Sprache ist schlicht, teilweise sogar schluderig und etwas holprig und der Satzbau lässt stellenweise auch zu wünschen übrig. Es wirkt, als hätte der Autor einfach niedergeschrieben, was er gerade gedacht hat bzw. so geschrieben, wie er auch sprechen würde. So neigt er zu Wortwiederholungen und leider sehr regelmäßig auftretenden Rechtschreib-, Tipp- und Zeichensetzungsfehlern, was das Lesevergnügen beträchtlich schmälert, muss dann manchen Satz zweimal lesen, um den Sinn zu erkennen.
Zudem hält der Autor anscheinend nicht viel davon, jedem Dialogpartner eine eigene Zeile zuzugestehen; so werden Dialoge einfach im Fließtext eingeflochten, die Zeilen nehmen immer die ganze Seite ein, was den Text sehr kompakt wirken lässt.


Figuren
Die Figuren bleiben zunächst sehr unscheinbar und blass, was daran liegt, dass man anfangs regelrecht durch den Text gehetzt wird. Doch nach und nach lernt der Leser die Figuren näher kennen und kann sich in sie – zumindest ein Stück weit – hineinversetzen. Da ist zum Beispiel der Schmetterling Wansul, der sehr alt, sehr vergesslich und sehr verwirrt ist und gerade dadurch liebenswert wird. Judith ist das genau Gegenteil von Wansul: eine aufgeweckte, süße Schmetterlingsdame, die sich in ihren Adepten Garth verliebt hat, worauf der Schmetterling Oskar eifersüchtig ist.
Die Menschen in diesem Roman, die nach und nach herausfinden, dass sie Ritter sind, akzeptieren diese Tatsache für meinen Geschmack etwas zu schnell. Lediglich der Erste Ritter, Sebastian, will das alles nicht, da er nicht seine Familie verlassen möchte und lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Die Sprache Sebastians wirkt stellenweise zu kindlich für einen dreizehnjährigen Jungen, andererseits werden wiederum Begriffe verwendet, die zu „hoch“ für ihn wirken (z.B. „mit philosophieren“). Der Autor fährt hier leider keine klare Linie, was den Stil seiner Figuren angeht. Vielleicht konnte er sich selbst nicht gut genug in sie hineinversetzen, da er sich nicht ausreichend mit ihnen auseinander gesetzt hat?


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist gänzlich in Lilatönen gehalten. Der untere Teil zeigt eine lilafarbene Fläche, in der dunkel alt wirkende Buchstaben zu sehen sind. Im oberen Teil ist eine Winterlandschaft zusehen, bei der ich nicht so recht weiß, was sie mit dem Inhalt des Buches zu tun hat. Ebenfalls komplett in lila prangt ein großer Schmetterling auf dem Cover, der an den Rändern leider etwas pixelig ist.


Fazit
Alles in allem hatte der Autor eine gute Idee, die er jedoch nicht überzeugend umgesetzt hat. Es fällt schwer, in die Geschichte hineinzukommen, wodurch man nicht das Gefühl hat, unbedingt weiter lesen zu müssen. Es ist schade, doch dieses Buch hätte man – ohne ein flaues Gefühl im Bauch – einfach mittendrin zur Seite legen können, um ein Anderes zu lesen. Lediglich die Idee, die hinter dem Ganzen steckt, lässt mich noch zwei Sterne vergeben.


2 Sterne


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