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Weltweite Finanzkrise, Bürgerkrieg in Sri Lanka und eine Firma, die in aller Verschwiegenheit boomt: Love Food fürs Tete-a-Tete. Der neue Roman von Martin Suter!

Maravan, 33, tamilischer Asylant, arbeitet als Hilfskraft in einem Zürcher Sternelokal, tief unter seinem Niveau. Denn Maravan ist ein begnadeter, leidenschaftlicher Koch. In Sri Lanka hatte ihn seine Großtante in die Kochkunst eingeweiht, nicht zuletzt in die Geheimnisse der aphrodisischen Küche.
Als er gefeuert wird, ermutigt ihn seine Kollegin Andrea zu einem Deal der besonderen Art: einem gemeinsamen Catering für Liebesmenüs. Anfangs kochen sie für Paare, die eine Sexualtherapeutin vermittelt. Doch der Erfolg von Love Food spricht sich herum, und eine viel zahlungskräftigere Klientel bekundet Interesse: Männer aus Politik und Wirtschaft - und deren Grauzonen. Maravan hat Sorge, das Geschäft könne "unanständig" werden. Und das wird es.
Doch er benötigt das Geld dringend, um seine Familie in Sri Lanka am Leben zu erhalten.

Tagesaktualität, Exotik und Sinnlichkeit - ein Roman, der keinen Wunsch offenlässt.

 

  Autor: Martin Suter
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2010
ISBN: 9783257861938
Seitenzahl: 312 Seiten


Die Grundidee der Handlung
 Maravan ist ein Meisterkoch - doch keiner weiß es. Durch einen Zufall findet es aber seine bildschöne Kollegin Andrea heraus. Er darf sie bekochen und die Aktion hat ungeahnte Folgen. Leider verliert Maravan auch seinen Job in einem Zürcher Sternerestaurant. Doch bald schon hat Andrea die Idee, Maravans Kochkünste zu vermarkten. Seine Menüs, eine Mischung aus ayurvedischen Ingredienzien und molekularer Küche, haben eine derart aphrodisierende Wirkung, dass nicht nur Ehepartner mit Sexualproblemen, sondern bald auch finstere Gesellen auf Maravans Speisen zurückgreifen möchten. Der junge Tamile gerät zusehends in einen Gewissenskonflikt, denn immerhin sind die Bekochten bald schon keine Ehepaare mehr, sondern "Professionelle". Wie soll er da nur herauskommen? Und wie soll er in Liebesdingen glücklich werden, ohne auf seine speziellen Gerichte zurückgreifen zu müssen?

Martin Suter schafft es geschickt, verschiedenen Themen zu verknüpfen. Die Geschichte um Maravans Werben um Andrea, die verheerende politische Lage in Sri Lanka (Maravan schickt seiner Familie immer Geld und der Leser erlebt mit, welche schrecklichen Dinge in Sri Lanka geschehen) und schließlich die brenzlige Lage auf dem Finanzmarkt. Es geht um illegale Geschäfte mit heißer Ware, um Liebe und um Tod und es geht um die Geschichte eines jungen Mannes zwischen zwei Welten. Inhaltlich hat Suter ziemlich gut meinen Geschmack getroffen, allerdings ist das Buch diesmal schon recht "wirtschaftslastig", was man ja aus Suters "Business Class"-Stories vielleicht schon kennt. Nur leider haben die mich bisher herzlich wenig interessiert. Ich fand seine Romane immer schon spannender.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Erzählers berichtet. Abwechselnd geht es um Maravan und um Dalmann, einen skrupellosen Geschäftsmann, der häufig in dem Sternerestaurant dinniert, in dem Maravan zunächst arbeitet. Später nimmt er auch die Dienste von "Love Food" in Anspruch. Suter erzählt souverän wie eh und je. Allerdings kam es mir erstmals ein bisschen zu souverän vor. Zu glatt, zu sehr "wegerzählt". Die Geschichte ist zwar spannend, weil klar ist, dass die Wege von Maravan und Dalman sich kreuzen werden und auch die Handlung um Maravans Leben ist interessant und bis zum Schluss spannend. Aber irgendwie hat mir hier der gewisse Funke gefehlt. Ein wichtiger Wendepunkt ist z.B. die Stelle, an der "Love Food" plötzlich nicht mehr nur für Ehepaare kocht und es ins Illegale geht. Oder die Nachrichten aus Sri Lanka. Aber irgendwie ging das leider nicht ganz in die Tiefe. Schade!

Im Anhang findet man übrigens noch die Rezepte zu Maravans Liebesmenü!


Figuren
Maravan ist der junge Held, das verkannte Genie, das leider immer ein bisschen als der Gelackmeierte dasteht. Er versorgt seine Familie in Sri Lanka mit und reibt sich für sie auf. Er ist der liebende Verwandte, der auch vor illegalen Geschäften nicht zurückschreckt, einfach, weil ihm nichts anderes übrigbleibt.
Andrea ist die (oft ziemlich kalte) Geschäftsfrau, die Maravan antreibt. Sie ist selbst eine Getriebene, immer auf der Suche nach der großen Liebe, nach dem großen Job. Sie ist nicht so sympathisch wie Maravan aber trotzdem eine "Gute".
Dalmann ist der Inbegriff des skrupellosen Geschäftsmannes. Er wickelt schmutzige Geschäfte ab und wird dafür bestraft. Natürlich ist er der unsympathische Gegenpart zum netten Maravan.

Die Figuren sind mir teilweise etwas zu eindimensional gezeichnet. Sie wirken leider bisweilen etwas blutleer und klischeehaft (der unterwürfige Asiate, der skrupellose Geschäftsmann etc.). 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Cover ist überwiegend weiß (in schöner Diogenes-Optik gehalten), zeigt Titel, Autorenname und das Porträt einer mondän wirkenden Frau, die Kaviar (unechten?) mit dem Zeigefinger zum Mund führt. Das Bild passt gut zur Geschichte, da sowohl die Exklusivität als auch die Erotik der Speisen gut zur Geltung kommen.


Fazit
Wieder einmal hat mich ein Suter-Roman wunderbar bei Laune gehalten. Unterhaltsam und spannend fand ich den "Koch" auf alle Fälle, aber dieser neueste Roman von Martin Suter kommt in meinen Augen nicht an die Vorgänger heran. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mir diese Geschichte einfach zu "businesslastig" war. Wer auf der Suche nach einem guten Unterhaltungroman ist, der auch noch etwas über das aktuelle Tagesgeschehen aussagt, ist hier allerdings sicher richtig!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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