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Frankreich..

während der Belle Epoque:

Absinth mit Opium ist eine teuflische Mischung, doch der junge Student Thomas sucht Vergessen um jeden Preis. Denn sein nahezu wahnsinniger Onkel versucht seit 20 Jahren, Thomas´ Mutter wieder zu Leben zu erwecken, aber die Experimente schlagen alle fehl. Bis Thomas ein lange verschollen geglaubtes Buch in die Hände fällt: der Codex Angelique! Eine Anleitung um die Grenzen der Existenz zu überschreiten und Toten wieder Leben einzuhauchen...

 

  Autor: Thierry Gloris
Illustrationen:  Mikael Bourgouin
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: Januar 2010
ISBN: 978-3-7704-3339-1
Seitenzahl: 145 Seiten
Altersgruppe: ab 18 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Ein Krimi in bester "Jack the Ripper" Manier, durchzogen von religösen Mythen, Elementen des Horror-Genres (Edgar Allan Poe lässt grüßen) und psychotischem Wahnsinn. Frankreich zur Zeit der Belle Epoque, die Zeit, in der auch Jack the Ripper sein Unwesen trieb. In Paris geht ein Mörder um, genannt "Der Herzensbrecher". Seine Opfer sind ausschließlich Prostituierte und allen Opfern wurde mit chirurgischer Präzision das Herz entfernt.

Ernest Devisse, ein reicher Waffenfabrikant, ist dem Wahnsinn verfallen. Seit 20 Jahren versucht er seine Schwester Freeda, die Mutter seines Neffen Thomas, von den Toten zu erwecken. Er selbst ist an ihrem Zustand schuld. Bei einem Experiment zur Erforschung eines künstlichen Winterschlafes verfiel sie in eine vollkommene Starre, in der sie nun seit bereits 20 Jahren liegt. Um seinem Ziel näher zu kommen, ist er bereit, alles zu tun und jede Grenze zu überschreiten. Eines Tages fällt ihm ein Buch in die Hand, das den Schlüssel des Lebens, die Mysterien um den Atem der Schöpfung, enthalten soll. Ernest Devisse wittert seine große Chance... 

Eine Erzählung voller Mysterien und abgründigem Horror. Düster, psychotisch und geheimnisvoll. Gepaart mit einem prächtigen Artwork, hat es das Zeug zum Riesenhit. Die Handlung weist jedoch ein paar Schwächen auf und weiß nicht immer zu überzeugen. Zu viel bleibt im Dunkeln, wird dem Leser nicht enthüllt...


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wie bereits erwähnt, ist das Artwork wahrhaft prächtig. Lediglich die Gesichter der Charaktere sind hin und wieder etwas plump gezeichnet, was aber selten ins Auge springt. Die Mimik der Charaktere ist sehr ausgeprägt. Eindrucksvoll werden Wut, Hass, Gier, Angst, der völlige Wahnsinn und viele andere Emotionen dargestellt. Im weiteren Verlauf der Geschichte, die sich zunehmend mit menschlichen Abgründen auseinandersetzt, werden auch die Darstellungen immer düsterer. Auch fablich dominieren am Ende Braun- und Blautöne. Gibt es zu Beginn noch hell und freundlich kolorierte Bilder, so fehlen sie im letzten Drittel völlig. Leuchtende Farben finden sich jedoch im gesamten Werk nicht. Dies würde auch an keiner einzigen Stelle passen. Inhaltlich und Thematisch ist also das gesamte Werk vollkommen stimmig. Allerdings dürften sie nicht jedermanns Geschmack treffen, denn die Darstellungen sind hart, ausgesprochen realistisch und absolut schonungslos. Ein Comic, das daher nicht in Kinderhände gehört.

Vom Stil her kommen in "Codex Angelique" kaum kolorierte Tuschezeichnungen zum Einsatz. Vielmehr sehen die Zeichnung oft so aus, als wären sie direkt mit Buntstift gezeichnet. Allerdings sind die Farbverläufe oft völlig übergangslos abgestuft, so das man sich fragt, mit welchen zeichnerischen Mitteln dies erreicht wude. Eventuell kamen hier digitale Hilfsmittel zu Einsatz, das würde zumindest ein vor Neid erblassender Hobbyzeichner behaupten. Ich vermute viel mehr, dass die Zeichnungen im Nachhinein noch verkleinert, und im Original deutlich größer gearbeitet wurde. Bourgouin liefert hier auf jeden Fall eine Meisterleistung ab. Drei volle Jahre wurde übrigens an diesem Werk gearbeitet, das merkt man dem Ganzen auch an. Es ist schade, dass es beim Ehapa Verlag keine Online-Leseproben gibt.

Die gesamte Erzählung ist in drei Teile gegliedert. Der Beginn eines jeden Kapitels schmückt jeweils eine ganzseitige Illustration die allesamt perfekt ausgearbeitet sind. Auf der Rückseite findet sich dann eine weitere Grafik, die zwar deutlich spartanischer gehalten ist, jedoch aber sehr atmosphärisch wirkt. Die Bilder sind komplett mit weißem Rand gedruckt und auch zwischen den einzelnen Abbildungen ist immer ein weißer Steg. Das Layout der Seiten ist immer rechteckig und weist keine nennenswerten Eigenheiten auf. Auch ganzseitige Darstellungen gibt es ab und an. 

Die Textdarstellung entspricht dem im Genre üblichen Standart. Alles ist in Grossbuchstaben gedruckt. Die Anordnung der Sprechblasen ist stets logisch und gibt keine Rätsel auf.


Aufmachung des Comics
Die Aufmachung des Comics ist ausgesprochen hochwertig und wird dem stolzen Preis von knapp 40 Euro völlig gerecht. Wunderschönes, in Grüntönen koloriertes Vorsatzpapier. Hochwertige Leinenbindung. Mit Hochglanzfarben bedruckte Buchdeckel aus robustem Karton. Seidenmattes Papier von sehr guter Qualität, mit angenehmem Griff. Was will mann mehr? Nun, ein paar Informationen zu Autor und Zeichner wären durchaus wünschenswert gewesen. Aber es findet sich noch nicht einmal eine Kurzvita. Aber hier zu meckern ist wirklich Jammern auf höchstem Niveau.

Das Cover zeigt Thomas, der neben seiner toten Mutter sitzt. Es ist sehr dunkel und nur wenn man es in der Hand hält, kann mann die Darstellung richtig erkennen. Auch im Innern finden sich immer wieder solch düstere Darstellungen, in denen Bourgouin zeigt, wie meisterlich er mit Licht und Schatten umzugehen weiß.             


Fazit
Ein absolutes Meisterwerk. Wer auf düstere Geschichten mit einer ordentliche Portion Mystik und Psychohorror steht, sollte hier unbedingt zugreifen. Das Ende ist zwar ein wenig unbefriedigend und einige Dinge bleiben unerklärt, aber gerade dies übt auch einen gewissen Reiz aus. Auch beim zweiten Durchlesen kann man auf diese Weise noch einiges entdecken und man beginnt, dass eine oder andere zu begreifen.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Ehapa-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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