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Ein Mädchen auf der Flucht.
Ein tödlicher Elfenzauber.
Eine unmögliche Liebe.

Als die siebzehnjährige Valerie davonläuft, will sie vor allem eins – vergessen. In New York findet sie eine Gruppe Gleichgesinnter, die auf der Straße lebt und Kontakt hat zu einer geheimnisvollen Welt – eine Welt voller Wesen, die Valerie magisch anziehen. Doch als ein Mord geschieht, gerät Valerie zwischen die Fronten ...

 

  Autor: Holly Black
Verlag: cbt
Erschienen: 08.12.2009
ISBN: 978-3-570-30625-3
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Val erwischt ihren Freund, wie er ziemlich wild mit ihrer Mutter ‚rummacht‘ und haut daraufhin ohne ein weiteres Wort von zu Hause ab. Sie setzt sich in den Zug, schneidet sich dort ihre Haare ab und hilft mit dem Rasierer nach, sodass sie nun eine Glatze hat. In New York angekommen, trifft sie schon bald auf Lolli, Dave und Luis und lebt gemeinsam mit ihnen in einer verlassenen, stinkenden und vermüllten U-Bahn-Station. Gemeinsam mit ihnen durchsucht sie die Mülltonnen nach etwas Essbarem oder Gegenständen, die man zu Geld machen kann. Sie trinkt Alkohol und verfällt einer ungewöhnlichen Droge, die ihr Macht verleiht. Schon bald muss Val entdecken, dass es neben der ihr bekannten Welt noch eine magische Welt gibt. Doch diese Welt birgt Gefahren. Eh Val sich versieht, wird sie in die mysteriösen Mordfälle an magischen Wesen hineingezogen …

Es handelt sich hierbei um den dritten Band der Elfentrilogie von Holly Black. Doch was „Elfenherz“ mit den vorangegangenen beiden Büchern zu tun haben soll, ist mir bis zum Ende des Buches nicht klar geworden. Bis auf die Erwähnung des Seligen und des Unseligen Hofes und der dort Herrschenden Könige erinnert nichts auch nur im Entferntesten an die anderen beiden Bücher. Weder die Begebenheiten, noch die Figuren sind – bis auf die erwähnten Herrscher über die Höfe – identisch.


Stil und Sprache
Der erste Satz des Prologs macht direkt neugierig und zieht in die Geschichte hinein: „Die Baumfrau würgte am Gift; der langsam fließende Saft ihres Blutes brannte.“ Anschließend findet der Leser sich in einer recht normalen Geschichte über die Probleme der siebzehnjährigen Val wieder. Die Autorin schafft es hervorragend, dem Leser Vals Gefühle, ihre ohnmächtige Starre durch den Tonfall der Geschichte und Vals Gefühle und Handlungen nahezubringen.

Holly Blacks Stil ist flüssig zu lesen, ihre Sprache direkt und schonungslos. Die Autorin nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund – egal, ob es sich dabei um Beleidigungen oder Sex handelt. Sie trifft den jugendlichen Ton sehr gut und gibt diesen authentisch wieder. Doch neben dieser Direktheit ist die Sprache stellenweise auch sehr bildlich. So heißt es auf Seite 264/265: „[…] die Worte strömten wie etwas Lebendiges über ihre Lippen, wie Spinnen, Würmer und Käfer, die es nicht abwarten konnten, aus ihrem Mund zu krabbeln.“
Wie sinnvoll es jedoch ist, vor allem dem jungen Leser recht detailliert den Umgang mit Drogen aufzuzeigen, empfinde ich als fraglich. Einerseits sollte man natürlich nicht die Augen vor solchen Dingen verschließen und ‚einen auf heile Welt machen‘, andererseits wird in diesem Buch sehr genau gezeigt, wie die Drogen zubereitet und gespritzt werden – und wie gut sich die Figuren mit den Drogen fühlen. Die anschließende Mattigkeit und Leere wird hingegen nur flüchtig gestreift, was zunächst einen positiven Eindruck hinterlässt. Für ein Buch, das ab 14 Jahre empfohlen wird, finde ich diese Details schon krass.

Schade ist zudem, dass die Geschichte zwar einen gewissen Reiz hat und stellenweise auch spannend ist, den Leser jedoch nicht richtig zu packen versteht. Es kommt einfach nicht der Wunsch auf, dieses Buch unbedingt weiterlesen zu wollen. Es fehlt das gewisse Etwas. Das mag jedoch zum Teil auch daran liegen, dass es – besonders am Anfang - schwer fällt, sich auf die Figuren einzulassen und so mit ihnen zu fühlen und zu leiden. Erst zum Ende hin gewinnen Val, Luis und Ravus mehr Substanz, sodass der Leser zumindest ein Stück weit an ihrem Schicksal interessiert ist.

Ein weiteres Manko an dem Buch ist das unzureichende Lektorat. Immer wieder trifft man auf kleinere Fehler im Satzbau, die durchaus zu vermeiden gewesen wären. An dieser Stelle möchte ich zwei Beispiele anführen: Seite 246: „Er drehte seine Handgelenke, seine eigenen Zöpfe waren darum fest darumgewickelt.“ und auf Seite 263: „Mabry hat etwas darüber gesagt, dass sie als Agentin am Unseligen Hofes arbeitet.“ Es wirkt, als wären die Sätze im Nachhinein umgestellt und dabei nicht mehr gründlich gelesen worden. Schade, das hätte nicht sein müssen!


Figuren
Es fällt schwer, sich auf die Figuren einzulassen und ihr Handeln nachzuvollziehen. Ob es nun Val ist, die von zu Hause wegläuft, nachdem sie ihren Freund mit ihrer Mutter in Flagranti erwischt hat – was durchaus verständlich ist -, die sich dann aber von heute auf morgen auf ein Leben auf den Straßen von New York einstellt, Alkohol trinkt, Drogen nimmt … Das geht zu schnell, zu reibungslos, ohne großartigen inneren Widerstand. Daher dauert es auch fast bis zum Ende des Buches, bis der Leser endlich mit der Hauptfigur des Romans warm wird. Auf jeden Fall kann Val sich glücklich schätzen, eine so gute Freundin wie Ruth zu haben, die ihr zur Seite steht, für sie da ist und sie selbst dann nicht aufgibt, als sie ein ausgemergelter, drogensüchtiger und scheinbar durchgeknallter Mensch geworden ist.
Weitere wichtige Personen sind Dave und sein Zwillingsbruder Luis, der das zweite Gesicht hat – also die Welt der Elfen sehen kann – und Lolli. Während die ersten beiden undurchsichtig sind und den Leser am Ende der Geschichte zu überraschen wissen, verschwindet Lolli einfach in der Versenkung.

Alles in allem können die Figuren nicht überzeugen, bleiben größtenteils blass und farblos. Schade, Holly Black hat in den vorangegangenen beiden Büchern bewiesen, dass sie das deutlich besser kann.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist ansprechend Gestaltet: Auf mattem Hintergrund, der wie eine verzierte Steinmauer aussieht, prangt ein gelb-grünes, mit Spotlack aufgebrachtes Schwert. Beim Lesen des Buches wird deutlich, dass dieses Schwert eine besondere Bedeutung in der Geschichte hat, wodurch das Cover gut zum Romaninhalt passt. Weniger schön ist leider der Buchrücken gestaltet, ist dieser doch fast gänzlich in Grün gehalten, lediglich oben ist das Covermotiv klein und hochglänzend abgebildet.


Fazit
Holly Black legt mit „Elfenherz“ den dritten Band der Elfentrilogie vor. Was dieser mit den vorangegangenen beiden Büchern zu tun hat, bleibt ein Rätsel. Leider weiß auch die hier gebotene Geschichte nicht zu überzeugen, die Figuren bleiben ebenfalls größtenteils farblos. Schade, das kann die Autorin deutlich besser!


2 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Elfentochter
Band 2: Elfenkönigin

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