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Niemand sah ihn kommen, plötzlich war er über der Stadt: ein unheimlicher, eisig kalter Sturm: Als der 14-jährige Matt die blauen Blitze bemerkt, will er seine Eltern warnen - doch zu spät: Matt wird von einem Blitz getroffen und verliert das Bewusstsein. Als er wieder aufwacht, ist er allein. Seine Eltern sind verschwunden, ebenso die Nachbarn und die Menschen auf den Straßen ... Was ist geschehen?

Zusammen mit seinem Freund Tobias macht sich Matt auf die Suche nach weiteren Überlebenden. New York wirkt menschenleer - doch sie sind keineswegs ganz allein: Seltsame Wesen mit gleißenden Augen jagen sie, und ihnen bleibt nur die Flucht aus der Stadt.

Die Welt, die Matt und Tobias nun betreten, ist gefährlich und wild geworden. Zuflucht finden sie schließlich auf einer abgelegenen Insel im Westen, bei einer Gruppe von Kindern, die sich >Die Pans< nennen. Und Ambre, ein ebenso schönes wie kluges Mädchen, wird den Jungen schnell zu einer unverzichtbaren Freundin. 

Als >Die Gemeinschaft der Drei< wollen sie sich den Gefahren der neuen Welt stellen und die Pan-Gemeinschaft vor dem Untergang retten. Denn vom Norden aus nähert sich ein bedrohlicher Schatten, und die einzigen Erwachsenen, auf die die Kinder noch stoßen, sind zu Kinderjägern geworden.

 

Alterra  Autor: Maxime Chattam 
Verlag: PAN Verlag
Erschienen: September 2009
ISBN: 978-3-426-28300-4
Seitenzahl: 393 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext bleibt nichts hinzuzufügen, denn er gibt einen weitreichenden Einblick in die Handlung. Das Szenario ist postapokalyptisch, eine Welt, in der die Natur die Menschheit und ihre technischen Errungenschaften auf eine Schlag auslöscht und fast nur die Kinder übrig bleiben. Dies klingt zuerst mal nicht gerade sonderlich innovativ. Doch Maxime Chattam versteht es, den Leser zu fesseln und ihn in die Handlung seines Buches hineinzuziehen. Er verknüpft bewusst und gekonnt die besten Stilelemente verschiedener Literaturgenres und bindet sie in seine Erzählung ein. Dabei klaut er nicht wahllos Storyelemente aus anderen Geschichten, sondern er verwendet viel mehr gängige Grundgerüste, die sehr beliebt sind. Beispielsweise die Dreier-Gemeinschaft von Ambre, Matt und Tobias. Ein Mädchen und zwei Jungs, eine typische Konstellation, derer sich auch J.K. Rowling mit viel Erfolg bedient hat. Eine Gemeinschaft aus Kindern, bekannt aus "Peter Pan" oder "Der Herr der Fliegen". 


Stil und Sprache
Maxime Chattam fasziniert von Anfang an mit einer Welt, die vor geheimnisvollen Ereignissen nur so strotzt. Geschickt baut er so in kürzester Zeit immens viel Spannung auf. Lange Zeit scheinen ihm die Ideen nicht auszugehen und es wird immer noch mysteriöser und unerklärlicher als es eh schon war. Doch dann kommen die ersten Auflösungen, gleichzeitig spitzt sich jedoch die Lage zu. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Das Ende ist kein Cliffhanger, denn das erste größere Ereigniss, das gleichzeitig den Showdown darstellt, ist in sich abgeschlossen.

Die Sprache ist klar, direkt und unkompliziert. Weitschweifige Formulierungen gibt es nicht. Der Text lässt sich sehr flüssig lesen. Das Tempo ist hoch und die Handlung weist keine Längen auf. Das Geschehen ist komplett aus der Perspektive des neutralen Erzählers geschrieben. Die Namen der Charaktere sind kurz und einprägsam, keine seltsamen Namen, bei denen keiner weiß, wie man sie eigentlich korrekt ausspricht und sich schon beim Lesen ein Knoten im Gehirn bildet. Viele, die meinen, das Fantasy-Genre neu erfinden zu müssen, haben ein Fable für solche obskuren Wortschöpfungen. Chattam verzichtet zum Glück darauf, er bedient sich einer schnörkelosen Sprache, die jedermann entspannt lesen kann. Man legt das Buch nur sehr ungern wieder aus der Hand, am liebsten würde man es auf einen Rutsch durchlesen, was viele sicher auch tun werden.

Stilistisch begegnen dem Leser viele bekannte Elemente. Ein wenig Peter Pan, ein zarter Hauch vom Krieg der Welten (die Stelzenläufer erinnern ein wenig an die dreibeinigen Zerstörungsmaschinen der Marsianer), ein Schuss Harry Potter (die Pangemeinschaft lebt in Gotischen Villen, die ein wenig an Hogwarts erinnern, vor allem da sie ebenfalls in verschiedene "Häuser" unterteilt sind) und viele Elemente, die sich in nahezu jedem Jugendbuch wieder finden. Chattam bedient sich dieser Elemente meisterhaft, er formt daraus eine Story, die viel Eigenständigkeit besitzt und nicht dreist von anderen Werken kopiert, er nutzt lediglich sehr alte Stilmittel der Erzählkunst. Denn das klassische Dreiergespann wurde nicht von J.K. Rowling erfunden, ebenso die englische Internatsgeschichte. Dreist kopiert sind andere Werke, dieses hier aber nicht.


Figuren

Die Ausarbeitung der Figuren ist ebenso gelungen wie in Harry Potter. Jugendliche mit all ihren Problemen, Sorgen, dem ersten Verliebtsein, Gruppenbildungen ..., kurz: alles, was die Charaktere sehr natürlich und greifbar erscheinen lässt.

Der große Bösewicht bleibt im ersten Band nicht mehr, als eine dunkle Vorahnung. Auch die mutierten Erwachsenen treten nur spärlich in Erscheinung. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Charakterentwicklung und dem Einfinden in die neuen Gegebenheiten. Chattam baut dabei dermaßen viel Spannung auf, dass es kein bisschen langweilig wird. Ganz am Ende kommt es dann zu einer ersten Konfrontation mit einer feindlichen Partei. Welche das ist, möchte ich hier jedoch nicht verraten.

Die Nebenfiguren kommen bisher auch reichlich kurz, deren Gefühlswelt ist auch absolut nicht relevant und würde das Ganze nur mit unnützem Inhalt in die Länge ziehen. Ein wenig mehr Interaktion mit den anderen Pans wäre allerdings wünschenswert gewesen. Die Motive der "Drei" Hauptfiguren sind gut nachvollziehbar. Ihre Unsicherheit angesichts des kürzlichen Verlustes von Familie, ihrem bisherigen Leben, dabei die typische Sorglosigkeit von Kindern, die die erstaunliche Gabe besitzen, sich sehr schnell an Veränderungen anzupassen. Das Verhalten der Kinder ist von einer gesunden Portion Misstrauen zueinander geprägt. Jeder misstraut prinzipiell erst einmal jedem. Nach und nach bilden sich kleine Gruppen. Doch eine richtige gesellschaftliche Ordnung, oder etwas vergleichbares, entstehen zunächst nicht. 


Aufmachung des Buches
Alleine die großartige Aufmachung des Buches wäre schon eine 5 Sterne-Bewertung wert. Das Buch schreit förmlich danach gelesen zu werden. Der Schutzumschlag zeigt die Silhouette einer Großstadt, über die ein Schwarm Vögel hinwegfliegt. Darunter, in großen Lettern, der Name des Autors und der Titel des Romans. Das ganze umgeben von Insekten und Blumenranken. Der Clou dabei: Das gesamte Artwork ist geprägt und gedruckt mit einer hochglänzenden Farbe, die an stumpfes Kupfer erinnert. Der Hintergrund ist matt-schwarz, was den edlen Schimmer des Prints noch hervorhebt. Das Ganze hat einen zauberhaften Schimmer, der sich stetig verändert, je nachdem, wie das Licht auf das Buch fällt. Der Roman selbst befindet sich zwischen Buchdeckeln aus Matt-Schwarzem Karton. Buchtitel und Name des Autors wurden mit Kupferfolie auf den Buchrücken aufgeprägt. Das Vorsatzpapier changiert irgendwo zwischen Bronze und Orange-Ocker und weist ebenfalls einen metallischen Schimmer auf.

Im Innern treffen wir dann auf weitere Kleinigkeiten, die das Erscheinungsbild perfektionieren: Am Anfang eines jeden Kapitels wurden die Seiten mit einem floralen Ornament verziert, das Lichtgrau gedruckt wurde. Zeitweise wirkt dies so, als wäre es in dezentem Silber gehalten, aber der Schein trügt. 

Abgerundet wird das Ganze mit einem schwarzen Lesebändchen. Das Einzige, was man sich noch wünschen könnte, wäre ein Personenregister. Bei weniger als 10 Handlungsrelevanten Personen macht dies aber wenig Sinn. 


Fazit
Ein flüssig geschriebenes, sehr spannendes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Das Ganze in einer Präsentation, die man nur als "Perfekt" bezeichnen kann. Wunderschönes stimmiges Artwork, hochwertige Materialien, und das alles zu einem absolut fairem Preis. Man achte auch auf die kleinen Details: Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass ausgerechnet der PAN-Verlag ein Buch über die "Pans" veröffentlicht ...

Kurzum: Urban Fantasy vom Feinsten. Wer das nicht liest, ist selber schuld!



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den PAN-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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