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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Die Antiquitätenhändlerin Claire kämpft mit einem Haufen Schulden, bis sie eine unerwartete Erbschaft aus dem Alltagstrott reißt. In der alten Eichentruhe findet sie eine geheimnisvolle Dose. Als sie sie öffnet, steht vor ihr Cameron MacLeod aus den schottischen Highlands des 17. Jahrhunderts. Seine Ankunft in der Moderne gestaltet sich schwierig, doch schon bald kommen sich die beiden näher ...

 

  Autor: Sandy Blair
Verlag: Weltbild
Erschienen: November 2009
ISBN: 978-3-86800-223-2
Seitenzahl: 335 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Claire MacGregor macht eine unerwartete Erbschaft. Unter allerlei Einrichtungsgegenständen und Gerümpel befindet sich eine mysteriöse alte Truhe, die zu öffnen eine Herausforderung für die Antiquitätenhändlerin darstellt. Nach mehreren beharrlichen Versuchen schafft sie es schließlich, und wie aus heiterem Himmel steht ein nackter und unübersehbar gut gebauter und attraktiver Mann vor ihr. Nach einigen Missverständnissen kristallisiert sich heraus, dass der Fremde aus den Highlands des Jahres 1745 stammt.
Der übergroßen Liebe seiner Ziehmutter hat Cameron MacLeod seine Zeitreise zu ‘verdanken‘. Mhairie Stewart, die über Hexenkünste verfügt, sah voraus, dass in der bevorstehenden Schlacht von Culloden die Schotten von den Engländern nicht nur vernichtend geschlagen werden, sondern sie ahnte auch den grausamen Tod nahezu aller teilnehmenden schottischen Krieger. All ihrer Überredungsversuche zum Trotz ist Cameron im Begriff, sich Prinz Charles‘ Kampf anzuschließen. Also verzaubert sie ihren Ziehsohn kurzerhand.
Nun steht Cameron vor der Herausforderung, sich im modernen Amerika zurechtzufinden, was ihn in mehrere haarsträubende Situationen katapultiert. Gemeinsam mit Claire sucht er nach einer Möglichkeit, in seine Zeit zurückzukehren, um seinen Clan zu retten, der nahezu ausgerottet wurde. Womit die beiden allerdings nicht rechnen: Aus der gegenseitigen Anziehung, die sie anfangs füreinander empfinden, erwächst eine große Liebe.


Stil und Sprache
Zunächst möchte ich festhalten, dass sich in obigem Klappentext ein kleiner Fehler einschlich. Cameron stammt nicht aus dem 17., sondern aus dem 18. Jahrhundert.

Eines vorweg: Ich liebe Zeitreise-Liebesromane! Nichtsdestotrotz gehe ich mit einigen Vorbehalten an die Lektüre derselben. Denn schon des Öfteren passierte es mir, dass ich das Gähnen unterdrücken musste, weil es dem Autor nicht gelungen war, die richtige Zeitspanne zu bestimmen, in der der Zeitreisende und die unmittelbar betroffenen Personen verstehen, was mit ihnen geschah. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es nicht einfach ist, diesen Zeitrahmen exakt auszuarbeiten. Geht die Entwicklung zu schnell, wirkt sie unglaubwürdig, und dauert sie zu lange, wird’s für den Leser ermüdend. Sandy Blair hat meines Erachtens diese Herausforderung perfekt gemeistert. Auch ihre Idee, wie die Zeitreise zustande kommt, ist erfrischend anders. Cameron fällt weder in ein Erdloch oder eine Felsspalte noch wird er durch irgendein Portal geschleust. Er wird schlichtweg verzaubert.
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der in Schottland im Jahr 1745 spielt. Ab dem 1. Kapitel geht es in den USA der Gegenwart, kurz vor Weihnachten, weiter. Die folgenden Seiten dienen der Einleitung und dem Vorstellen von Claire und einiger Nebenfiguren. Richtig los geht es mit Camerons spannend geschildertem Auftauchen. Und von da an war ich nicht mehr in der Lage das Buch zur Seite zu legen. Ich erlebte spannende, romantische, nachdenkliche, anrührende, traurige und viele heitere Momente. Mehrere Höhepunkte hielten mich ebenso am Ball wie ein paar gefühlvoll präsentierte, an den richtigen Stellen platzierte Erotikszenen. 
Auch wenn viel Fantasie im Spiel ist wird Historisches, das Erwähnung findet, exakt wiedergegeben.

Blair entschied sich für die Erzählform in der 3. Person aus Claires bzw. Camerons Blickwinkel. Eine Ausnahme bildet der Prolog, den sie aus Mhairies Sicht schildert. Ihr wundervoll eingängiger und bildhafter Schreibstil sorgt für ein rundum gelungenes Lesevergnügen.


Figuren
Blair vermag sich vorzüglich in ihre Figuren hineinzudenken. Insbesondere Cameron macht sie dadurch herrlich glaubhaft. Es gelingt ihr hervorragend, seine Verwirrung ob der modernen technischen Errungenschaften darzustellen. Ob es nun pferdelose Kutschen sind, Fernseher, Telefon oder Rolltreppen in riesigen Kaufhäusern, nach dem ersten Staunen ist er schnell bereit, diese Dinge auszuprobieren. Die Abenteuer, die Cameron erlebt, sind haarsträubend und ungemein komisch. Weil er sich mit den Gepflogenheiten der heutigen Zeit nicht auskennt, gerät er mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt. Auch wenn er den einen oder anderen Fehler begeht, ist er sehr charmant und liebenswert. Trotzdem spürt man stets unterschwellig eine bedrohlich-gefährliche Wildheit. Etwas, das einem Krieger aus früherer Zeit offenbar bereits mit der Muttermilch verabreicht wurde. Zudem besitzt er großes Verantwortungsbewusstsein und ein immenses Ehrgefühl. Seine Attraktivität ist eine nicht zu verachtende Zugabe. Welche Frau würde bei einem solchen Mann nicht schwach werden?
Claire zumindest kann ihm nicht lange widerstehen. Dabei ist sie normalerweise ein eher pragmatischer Typ, steht mit beiden Beinen auf der Erde und hat mit ihrem nicht gerade einträglichen Antiquitätengeschäft eigentlich genug am Hals. Dass sich der gutaussehende Highlander für sie erwärmt, kommt in ihren Augen einem Wunder gleich, sieht sie sich selbst doch eher wie eine graue Maus, besitzt nicht das tolle Aussehen wie beispielsweise ihre hübsche aber oberflächliche Freundin Tracy. Trotzdem es bedeutet, dass Cameron sie verlässt, ist Claire ihm loyal behilflich bei seiner Suche, einen Weg nach Hause zu finden. Aber sie besitzt auch eine harte, unnachgiebige und nachtragende Seite, was diesen Charakter vielschichtig macht.

Ebenso wie die Hauptprotagonisten sind die Nebenfiguren dreidimensional gezeichnet. Ob es sich nun um Claires Freundin Tracy, ihre mütterliche Mieterin Mrs. Grouse, ihren vorbestraften Vater oder den Anwalt Wesley Brindle handelt, sie alle wirken mit ihren Schwächen und Stärken überaus real. Und selbst die Handlungsweise von Camerons Ziehmutter Mhairie ist durchaus nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist als deutsche Erstausgabe im Weltbild-Verlag erschienen. Die Aufmachung passt vorzüglich zum Inhalt. Für die Hauptzielgruppe, die weibliche Leserschaft, stellt der abgebildete gutaussehende ‘Highlander‘ einen wahren Augenschmaus dar. Ich bin immer wieder begeistert, wenn die Covermodels Ähnlichkeit mit den Hauptprotagonisten besitzen, was hier zutrifft.
Die Geschichte beginnt in der Vorweihnachtszeit und endet ein Jahr später an Weihnachten. Aus diesem Grund finde ich den Buchtitel absolut perfekt gewählt.

Noch ein Wort zum Preis-Leistungsverhältnis: Die Qualität des Taschenbuches ist zwar nicht die höherwertigste, nichtsdestotrotz stellt der Preis von zurzeit 4,95 Euro ein absolutes Schnäppchen dar.


Fazit
Eine wundervolle Zeitreise-Liebes-Tragikomödie von einer Autorin, von der ich liebend gern mehr lesen würde. Gefühlvolle, rundum gelungene Unterhaltung mit allem, was das Romantik-Leser-Herz begehrt – und das nicht nur zu Weihnachten!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch ist bei amazon.de leider nicht neu erhältlich, sondern lediglich bei Weltbild.

Bis zur Lektüre dieses bezaubernden Romans war mir der Name ‘Sandy Blair‘ kein Begriff. Also eruierte ich ein wenig und fand heraus, dass sie, teilweise unter dem Pseudonym ‘Terry Spear‘, zwar mehrere Zeitreise- und Historische Liebesromane geschrieben hat, ‘Ein Highlander zu Weihnachten‘ jedoch das einzige ins Deutsche übersetzte Buch ist. Nun wünsche ich mir mehr von ihr, und ich könnte mir vorstellen, dass auch andere Leser/innen diesen Wunsch hegen. Es wäre wirklich schön, wenn sich der eine oder andere Verlag fände, der bereit wäre, weitere Übersetzungen von Sandy Blair bzw. Terry Spear ins Auge zu fassen.