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Niemand kann ewig davonlaufen…

In ihrer Kindheit musste Annabelle von Stadt zu Stadt ziehen – immer auf der Flucht vor einer Gefahr, die nur ihr Vater kannte. Als in einer Gruft die Leichen von sechs Mädchen gefunden werden, von denen eines ein Medaillon mit ihrem Namen trägt, weiß Annabelle, dass ihr Vater tatsächlich vor einem Mörder davongelaufen ist. Doch nun beginnt der Alptraum von vorn.

 

  Autor: Lisa Gardner
Verlag: Aufbau Verlag
Erschienen: 10/2009
ISBN: 978-3746625485
Seitenzahl: 360 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Auf dem Gelände einer alten psychiatrischen Klinik werden in einer Art unterirdischen Gruft die Leichen von sechs Mädchen gefunden. Sie sind offenbar schon lange tot und praktisch nicht zu identifizieren. Nachdem bei einer der Leichen ein Medaillon mit Namen gefunden wird, glaubt man zunächst, zumindest eines der Mädchen identifiziert zu haben. Doch Annabelle, der das Medaillon gehört hat, lebt noch, wenn auch unter einem anderen Namen. Detective Bobby Dodge und seine Chefin D.D. Warren müssen alles geben, um zum einen den Mörder der sechs Mädchen zu finden, zum anderen Licht in Annabelles dunkle Geschichte zu bringen. Diese hat ein Leben auf der Flucht hinter sich, ohne zu wissen, wovor sie eigentlich flieht.


Stil und Sprache
Um es direkt zu Anfang zu sagen: Dieses Buch ist eines der spannendsten, das mir in letzter Zeit untergekommen ist. Dazu trägt zum einen die Geschichte bei, die einen von der ersten Seite an mitreißt, zum anderen die ungewöhnliche Idee der Autorin, nicht nur ihren Detective ermitteln zu lassen, sondern auch Annabelle in der Ich-Perspektive ihre Geschichte parallel erzählen zu lassen. Dabei werden auch Passagen, in denen beide agieren, mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht geschildert, was interessante Einblicke in die jeweiligen Charaktere zulässt. Dabei verbreitet Annabelle stets eine Atmosphäre von Angst und Misstrauen um sich. Sie beginnt den Roman mit einem Rückblick auf ihre erste Flucht, als kleines Mädchen und ohne zu verstehen, was vor sich geht. Dann geht es Schlag auf Schlag, als sie sich – jetzt in der Gegenwart – dazu entschließt, sich bei der Polizei zu melden, als ihr Medaillon gefunden wird. Von da an wird sie Teil der Ermittlungen und erlebt hautnah mit, was es heißt, einen Mörder zu suchen.
Diese Ermittlungen sind sehr realistisch geschildert, bis hin zu der Frage, ob die Polizei nun alle anderen Fälle ruhen lassen kann, weil sie einen Mörder sucht. Das kann sie eben nicht, auch der Papierkram muss erledigt werden und tausend andere Kleinigkeiten. Im Gegensatz zu oft gegenteiligen Schilderungen in anderen Romanen ist es hier sehr wohltuend zu erleben, dass jemand offenbar weiß, was den Polizeialltag ausmacht. So ergibt sich eine dichte Atmosphäre, die sehr zur Spannung beiträgt.

Dass „Kühles Grab“ sich äußerst spannend liest, hatte ich ja bereits erwähnt, dennoch muss ich darauf noch einmal zurückkommen: Bis kurz vor Schluss war kaum auszumachen, worauf das Ende zusteuert, so geschickt werden hier falsche Fährten gelegt und der Leser immer wieder in die Irre geführt, einfach toll! Einziges Manko: wirklich Mitraten kann man nicht, dazu reichen die Informationen dann doch nicht aus und am Ende wird noch jemand aus dem Hut gezaubert, den man vorher nicht auf dem Zettel haben konnte.


Figuren
Auch wenn man es zunächst nicht erwartet, ist Annabelle Granger hier die eigentliche Hauptfigur. Nach einer Kindheit auf der Flucht hat sie sich zu einer Einzelgängerin entwickelt, sie traut niemandem, hat keine Freunde und Angst vor allem und jedem. Es fällt ihr unsagbar schwer, sich der Polizei zu offenbaren, zumal sie ja nicht einmal wirklich weiß, wovor sie sich fürchten soll. Dass ihre Geschichte eigenartig klingt, ist ihr durchaus bewusst, trotzdem kann sie nicht aus ihrer Haut. Sehr sensibel beschreibt Lisa Gardner hier einen Menschen, der einem einerseits unglaublich leid tut, andererseits kann man sich direkt in Annabelles Ängste einfühlen und mit ihr leiden, wenn sie sich danach sehnt, endlich jemandem vertrauen zu können.

Bobby Dodge ist ebenfalls ein gebranntes Kind. Auch in seiner Vergangenheit gibt es Dinge, über die er nicht gern spricht und die trotzdem immer wieder an die Oberfläche kommen. Dieser Kniff gibt ihm ein sympathisches Gesicht, genau wie seiner Chefin und ehemaligen Freundin D.D. Warren und einigen anderen Nebenfiguren. Sie alle haben Konturen und wirken sehr authentisch und liebevoll gezeichnet.


Aufmachung des Buches
Das komplett in schwarz gehaltene Taschenbuch ist vorn mit dem Titel in großen, stahlblauen Lettern bedruckt, dabei ist die Schrift glänzend und etwas eingeprägt. Zusätzlich laufen Fußspuren aus der Schrift heraus vom Betrachter weg. Eine für mich sehr ansprechende Aufmachung, die die etwas bedrohliche Grundstimmung des Buches gut wiedergibt. Leider bekommt der Buchrücken trotz vorsichtigen Lesens schnell Knicke, was den edlen Eindruck etwas schmälert.


Fazit

Ein von Anfang bis Ende spannender Thriller der Sonderklasse, mit außergewöhnlicher Story abseits der üblichen Wege der Thrillerwelt. Sympathische Protagonisten runden das Bild ab und ergeben fast eine Höchstwertung!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Lauf, wenn du kannst

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