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Fritz Walter beschreibt in Drachenliebe die Entwicklung einer SM-Beziehung vom Kennenlernen bis zur absoluten Hingabe Katharinas an ihren Meister. Jede der sechs Geschichten steht für eine Phase dieser Liebesgeschichte. Die detailliert und realistisch beschriebenen Episoden zeigen ihren Weg: Prüfungen für die Bereitschaft zur Hingabe und Demut. Die Geschichte, die dem Buch ihren Namen gab, erzählt von einem Katharinas Körper umschließenden Drachentattoo, welches im Spiel mit Schmerz, Stolz und Macht langsam seiner Vollendung entgegen geht. Das Beziehungsgeflecht zwischen dem traditionellen japanischen Tätowierer, seiner Sklavin und dem Protagonisten des Buches zeigt mehr als nur die üblichen sadomasochistischen Klischees. Der Autor verliert niemals aus dem Auge, dass auch die andere Seite mehr bieten muss, als Konsequenz und Härte: Liebe, Zärtlichkeit, Respekt und Achtung.

 

  Autor: Fritz Walter
Verlag: Charon
Erschienen: 05/1999
ISBN: 978-3931406172
Seitenzahl: 181 Seiten


Die Grundidee der Handlung
„Mann, 43, sucht die Frau, für die es sich lohnt, eine Reitpeitsche zu kaufen. Die Realität kann unsere Träume nie erreichen - aber sie kann sie vor sich hertreiben!" (Seite 9). Mit der Schaltung dieser Kleinanzeige beginnt die Geschichte vom dominanten Fritz und der willensstarken Katharina, die gemeinsam ihre dunkelsten Fantasien in einer sadomasochistischen Liebesbeziehung ausleben. Mit jedem Kapitel testen die beiden mehr und mehr ihre Grenzen aus, um schließlich ein ganz neues Level zur erreichen. Die klare Rahmenhandlung bietet viel Spielraum für ausgefallene SM-Spiele und neuartige Kulissen und wirkt dabei sehr authentisch.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird durchgängig aus der Ich-Perspektive und im Präsens erzählt, wobei der Schwerpunkt deutlich auf Fritz liegt, der in vier von sechs Kapiteln seine Sichtweise beschreibt. In den verbliebenen zwei, vergleichsweise kurzen Kapiteln kommen Katharinas Gedanken zur Geltung. Die Sprache ist direkt und eher umgangssprachlich. Man hat fast das Gefühl, Fritz würde dem Leser persönlich die Geschichte erzählen. Dadurch wirkt alles viel intimer und man erhält einen besonderen Einblick in die Beweggründe und Leidenschaften von Sadomasochisten. „Es stimmt, ich bin kein Sadist. Aber ich würde sehr gerne der Liebhaber einer Masochistin sein! Verstehst du? Ich würde dich gerne fesseln und schlagen und andere Sachen mit dir machen. Aber nicht, um mich an deiner Hilflosigkeit zu weiden oder an deinen Schmerzen, sondern daran, dass es dir gefällt." (Seite 11)

Spannung kommt in jedem Kapitel auf, da man, zumindest als unbedarfter Leser, nicht weiß, wohin das Spiel der beiden um Dominanz und Unterwerfung führen wird. Man merkt im Laufe der Seiten deutlich, wie sich die Beziehung der beiden immer mehr wandelt, bis sie schließlich von absolutem Vertrauen, Liebe und Leidenschaft geprägt ist.


Figuren
Durch die Perspektiv-Wechsel in der Ich-Form und die totale Bezogenheit der beiden Hauptfiguren aufeinander lernt man Fritz und Katharina sehr gut kennen. Fritz ist ein Mann mit selbstgewählten Prinzipien und vor allem ein Mann der Tat, wenn es um die Umsetzung seiner Wünsche und die seiner Auserwählten geht. Geradezu akribisch, mit viel Liebe zum Detail, plant er die Szenarien, die er dann mit Katharina genießt, ist aber auch stets zu spontanen „Schandtaten“ bereit und betrachtet sich selbst mit einer gesunden Portion Selbstironie. Katharina ist eine Frau mit einem sehr starken Willen, die genau weiß, was sie braucht, und doch ist sie immer wieder von Fritz' Einfallsreichtum überrascht, der die Gratwanderung zwischen Lust und Schmerz und der Lust am Schmerz perfekt beherrscht. Da Fritz und Katharina nicht platt auf ihre Sexualität reduziert sind, findet man bei beiden Persönlichkeiten Aspekte, in denen man sich als Leser wieder finden kann.

Die Geschichte kommt ansonsten mit relativ wenigen Nebenfiguren aus, die nicht speziell ausgearbeitet sind, was aber dank der dicht gezeichneten Hauptcharaktere nicht weiter stört. Erwähnenswert ist zum einen die Verkäuferin Zumurrud, eine dominante Afrikanerin, die mit Fritz und Katharina ein Verkaufsgespräch der besonderen Art führt, und zum anderen Akido-San, der Tätowierer, der Katharinas Demut und Leidensfähigkeit auf eine ganz neue Probe stellt.


Aufmachung des Buches
Drachenliebe ist ein fest gebundenes Buch ohne Schutzumschlag. Das Cover ist tiefschwarz und wird nur durch die weiß gerahmte Abbildung eines Frauenrückens, auf dem ein tribal-artiger Drache tätowiert ist, unterbrochen. Die sündig-roten Vorsatzblätter bilden beim Aufblättern einen schönen Kontrast zum Einband. Die Textgestaltung ist, eingedenk des Erscheinungsjahres, ein bisschen altmodisch, passt aber vom harten, kantigen Schriftbild her gut in den SM- Kontext.


Fazit
Für Neugierige, die mit dem Abseitigen kokettieren, und Neulinge ist dieses Buch sicherlich zu empfehlen, um einen guten Einblick in eine authentische SM-Beziehung, diverse Praktiken und interessante Schauplätze zu bekommen. Und auch die Liebesgeschichte zwischen den beiden sympathischen Protagonisten kommt nicht zu kurz. Hart gesottenen, praktizierenden Sadomasochisten wird diese Geschichte jedoch nicht viel Neues bieten.


4 Sterne


Hinweise
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