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Die Welt dieses spritzigen Romans ist ganz von Frauen beherrscht, die mit ihren schillernden Charakteren die Männer ihrer Umgebung völlig in den Schatten stellen. Es ist ein sinnenfroher Roman voller Ränke und Rezepturen, dessen übermütigen Charme Elena Poniatowska als Lichtblick in der oft allzu ernsten mexikanischen Literatur pries.

 

Bittersuesse_Schokolade  Autor: Laura Esquivel
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: Neuauflage 12/2009
ISBN: 978-3518388914
Seitenzahl: 278 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Zur Zeit der mexikanischen Revolution herrscht bei der Familie De la Garza ein eisernes Familiengesetz. Dieses besagt, dass Tita als jüngste von drei Töchtern ihrer Mutter Elena, einer verwitweten und herrischen Gutsbesitzerin, zeitlebens zur Seite stehen, ihr den Haushalt führen und unverheiratet bleiben muss. So wächst sie in der Küche bei der liebevollen Nacha auf, die sie in die mexikanische Kochkunst einweiht. Als sich Tita in den jungen Pedro Muzquiz verliebt, erscheint die Situation ausweglos, bis dieser, nur um ihr nahe sein zu können, ihre Schwester Rosaura heiratet. Fortan lebt Tita ihre Gefühle für Pedro in der einzigen ihr erlaubten Leidenschaft aus, dem Kochen. Immer raffinierter, köstlicher und sehnsuchtsvoller werden die Gerichte, die sie ihrer Familie serviert, und schließlich spürt jeder, der davon kostet, Titas Liebesmagie, was mitunter ungeahnte Folgen hat.

Die Idee einer unerfüllten Liebe, die sich nur in speziell zubereiteten Speisen offenbaren und ausdrücken darf, habe ich in dieser Umsetzung als sehr stimmig empfunden.


Stil und Sprache
Die Besonderheit dieses Buches sind die mexikanischem Rezepte, die jedem der zwölf Kapitel vorangestellt sind und von Tita, eingeflochten in die Handlung, zu speziellen Anlässen gekocht werden. Man kann die Weihnachtstortas, das Torreja-Cremekonfekt und die schäumend heiße Schokolade förmlich riechen, was beim Lesen eine sehr angenehme und warme Atmosphäre erzeugt.
Stets beginnen die Kapitel mit der Zubereitung der mexikanischen Speisen, deren Schwierigkeitsgrad von einfach bis hin zu sehr aufwändig reicht. In einer bildhaften, appetitanregenden Sprache werden die Zutaten und Arbeitsschritte beschrieben, die zum Gelingen der Gerichte notwendig sind. Auch kleine Tipps werden dem Leser von der Autorin an die Hand gegeben: „Will man vermeiden, dass einem beim Zwiebelschneiden die Tränen in die Augen schießen, ist es ratsam, sich ein Stückchen Zwiebel auf den Scheitel zu legen."

Je nachdem, in welcher Gemütsverfassung Tita beim Kochen ist, löst der Verzehr ihrer Kreationen mannigfaltige Eindrücke bei den Genießern dieser aus, die zumeist im zweiten Teil eines jeden Kapitels beschrieben werden. „Es machte tatsächlich den Eindruck, als habe ihr Geist sich durch irgendeinen mysteriösen Vorgang der Alchemie in der Rosenblütensauce, in den Wachteln, im Wein und in jedem einzelnen der Düfte dieser Speise aufgelöst. Auf diese Weise drang sie in Pedros Körper ein, wollüstig, aromatisch, wohlig erhitzt und voller Sinnenlust." (seite 61).

Erzählt wird die Familiengeschichte durchgängig aus der Sicht von Titas Großnichte, die die Geschehnisse in der dritten Person schildert. So haben die einzelnen Kapitel schon fast etwas Märchenhaftes, wenn von Titas fantasievollen Schöpfungen und deren immer machtvolleren Auswirkungen auf ihre Mitmenschen berichtet wird, die einem unaufhaltsamen Höhepunkt entgegen steuern. Einzig das letzte Kapitel macht einen größeren Zeitsprung, der einen Bogen zu Titas Großnichte selbst schlägt. Es ist nicht nur die bittersüße Liebesgeschichte von Tita und Pedro, die einen immer weiter in den Handlungsverlauf zieht. Auch die anderen Frauen aus dem Haus der Familie De la Garza suchen ihr Schicksal und finden es oft an unvermuteten Orten.


Figuren
Bittersüße Schokolade ist vor allem ein Buch über die Frauen der Familie De la Garza. Ob es nun die leidenschaftlich liebende Tita ist, die fürsorgliche Nacha, die treue Chencha, die eifersüchtige Rosaura, die wilde, ungezügelte Gertrudis oder die grausame, und doch einsame Mama Helena - keine der Frauen bleibt eindimensional. Mit allen kann man fühlen, leiden, lieben, hoffen und weinen, auch wenn man sie vielleicht nicht direkt ins Herz geschlossen hat. Die beiden Männer der Geschichte, Pedro und Doctor Brown, bleiben dementsprechend mehr im Hintergrund und gewinnen nur durch Titas Blickwinkel an Bedeutung.


Aufmachung des Buches
Die Neuauflage der Taschenbuchausgabe ist von der Gestaltung her eher schlicht gehalten: auf dem weißen Einband ist in einem schmalen Ausschnitt eine Szene aus dem gleichnamigen Film abgebildet, der die Leidenschaft und Tragik dieser Liebesgeschichte sehr gut verdeutlicht. Tita und Pedro scheinen sich bei der ersten Betrachtung zunächst sehr nahe zu stehen, die Gesichter dicht beieinander, und doch berühren sie sich nicht und ihre Blicke schlagen fehl.


Fazit

Ich habe dieses Buch schon unzählige Male mit Begeisterung gelesen und erlag immer wieder der Magie von Laura Esquivels Erzählweise und Titas Kochkünsten. Wer tragisch-romantische Familiengeschichten aus Südamerika liebt, wird begeistert sein! Wirklich empfehlenswert ist auch die gleichnamige Verfilmung von 1992, die als bester ausländischer Film für den Oscar und den Golden Globe nominiert wurde.


5 Sterne


Hinweise
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