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Kategorie: 1100 – 1250 Hochmittelalter (Gotik)

Wie Tausende „Soldaten Christi“ folgt der junge Edelmann Jaufré Montalban 1096 dem Aufruf des Papstes, Jerusalem von den „Ungläubigen“ zu befreien. Doch viele grausame Schlachten später beginnt er am Sinn dieses Krieges zu zweifeln. Als seine Geliebte brutal niedergemetzelt wird, beschließt er, sich auf seine Burg nahe dem heutigen Toulouse zurückzuziehen. Doch dort erwartet ihn eine Gattin, die er nur unter Zwang geheiratet hatte - und eine tödliche Intrige um das Rätsel seiner Herkunft.

 

  Autor: Ulf Schiewe
Verlag: Droemer Knaur
Erschienen: 2. November 2009
ISBN: 978-3426198414
Seitenzahl: 928 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Kreuzzüge. Im Namen der Kirche wurde geraubt und gemordet, auch wenn der eigentliche Grundgedanke ein ganz anderer war. Von den stolzen und tapferen Ritter – nicht zuletzt auch den Tempelrittern – gibt es Unmengen an Bücher und auch Verfilmungen, sodass die Kreuzzüge jedem ein Begriff sind.
Ulf Schiewe hat in seinem Debutroman diesen Schlachten ein Gesicht gegeben und die Geschehnisse durch seinen Protagonisten wieder lebendig werden lassen. Jaufré Montalban folgt seinem Lehnsherrn in den Krieg und die Erlebnisse im gelobten Land sind fern jeglicher Vorstellung.


Stil und Sprache
Ein Erstlingswerk, über 900 Seiten dick und in der „Ich-Form“ erzählt.
Der erfahrene Leser wird an so ein Werk wohl eher skeptisch herangehen. Gerade das Wagnis, den Protagonisten selbst erzählen zu lassen, fordert von einem Autor ziemlichen Mut. All zu schnell kann es da passieren, dass ihm dabei die Geschichte durch die Finger gleitet und alles entweder sehr eindimensional oder unglaubwürdig wird.
Um es kurz und bündig auf den Punkt zu bringen: Ulf Schiewe hat diese wahrlich dicke Probe mit Bravour bestanden! Er lässt seinen Helden erzählen und dies mit so viel Geschick und Empathie, dass der Leser das Gefühl bekommt, ihm selbst gegenüber zu sitzen. Man fühlt mit, man bangt mit, man freut sich und man ist traurig mit Jaufré. Man hängt an seinen Lippen und ertappt sich dabei, wie man gespannt darauf wartet, dass er weiter von seinen Erlebnissen berichtet.

Schiewes Sprache ist einfach, glatt und schnörkellos, aber dennoch prall, gewaltig und mit einer Darstellungskraft, von der so manch andere „erfahrene“ Autoren nur träumen können. Alles wirkt spielerisch und leicht und niemals läuft der Autor Gefahr, dem Leser seine Sichtweise aufzudrängen, was enormes Feingefühl verlangt. Ob Liebe, Hass, Trauer, Eifersucht oder Kampfgeist, stets ist die Waage ausgeglichen, was den Roman sehr authentisch werden lässt.


Figuren
Nein, auch die Figuren zeigen keine Schwächen. Zumindest keine nennenswerten, denn kommt man doch einmal zu dem Schluss, dass dieser oder jener Darsteller doch etwas zu einseitig gezeichnet ist, so muss man sich ins Gedächtnis rufen, aus welcher Perspektive hier erzählt wird und dann wird die Sichtweise über diese Figur als logische Konsequenz empfunden.
Ulf Schiewe zeigt das ganze Spektrum menschlicher Abgründe und deren Folgen. Auch der Protagonist ist nicht nur der strahlende, unfehlbare Held, sondern hat sehr wohl seine Kanten und Schwächen. Diese Vielschichtigkeit bei den Figuren macht es aus, dass sie lebendig wirken. Ob Knappe, Fürst, Bischof, Hure oder Jaufrés geliebte Tochter, alle haben ihre Tugenden und Lasten, ihre Stärken und Schwächen und bleiben dadurch nicht oberflächlich, sondern wandern dadurch Seite um Seite in das Innerste des Lesers, um dort Platz zu nehmen. Umso schwerer wird es dadurch für den Leser, diese Figuren wieder zu entlassen, wenn das Buch zu Ende ist.


Aufmachung des Buches
Liebt jemand Bücher nicht nur vom lesbaren Inhalt her, sondern weiß es auch zu schätzen, wenn ein gutes Werk auch nach außen hin entsprechend gewürdigt wird, so wird er mit dem Bastard von Tolosa ein prächtiges und augenfälliges Buch in seinem Regal haben.
Ein Buch, wie der Liebhaber sich ein Buch wünscht. Sorgfältig und qualitativ hochwertig gebunden, mit einem ansprechenden und elegantem Schutzumschlag. Lediglich ein antiker Ring ziert den in verschiedenen satten Gelb- und Ockertönen gehaltenen Umschlag. Auf den inneren kartonierten Umschlagseiten findet sich eine Karte von süd/ost Frankreich und nach den ersten Seiten findet man auch noch eine Karte von Outremer. Als Clou sind die wichtigsten Personen nicht nur ganz hinten im Buch aufgelistet, sondern noch extra auf einem beiliegenden Lesezeichen angeführt, sodass dem Leser ein langes Suchen erspart bleibt. Im Anhang findet sich auch noch eine Anmerkung des Autors.


Fazit
Viel gibt es zu diesem Buch nicht mehr zu sagen. Es ist ein Prachtwerk!
In der Fülle der historischen Romane, die derzeit den Markt schier überschwemmen, schwimmt Ulf Schiewes Buch auf jeden Fall bei den vordersten und besten Büchern dieses Genres mit.
Dieses Buch kann man uneingeschränkt empfehlen und – was bei historischen Romanen nicht immer bedenkenlos möglich ist – man kann dieses auch ohne Überlegung den Herren der Schöpfung schenken.
Absolut lesenswert!


5 Sterne


Hinweise
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