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London 1783. In einem Findelhaus am Rand der Stadt lebt der 12-jähriges CIRRUS FLUX. Von seinen Eltern weiß er nichts, nicht einmal ihren Namen. Aber dann findet der Junge einen ungewöhnlichen silbernen Anhänger: Es ist eine Weltkugel in Miniaturform, die einst seinem Vater gehört hat. Doch mit der Kugel scheint es etwas Geheimnisvolles auf sich zu haben, denn plötzlich wird CIRRUS von den Mitgliedern einer wissenschaftlichen Akademie verfolgt, die ihm seinen Anhänger abjagen wollen. Es ist der Beginn einer abenteuerlichen Flucht in das brodelnde London der Aufklärung, wo Hypnotiseure und Elektrifizierungskünstler ihr Unwesen treiben und Straßenkinder die Gegend unsicher machen. Als CIRRUS tatsächlich in der Falle sitzt, kommt in letzter Minute unerwartete Hilfe …

 

  Autor: Matthew Skelton
Verlag: Hanser
Erschienen: 17.08.2009
ISBN: 978-3-446-23386-7
Seitenzahl: 336 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Text der Buchrückseite gibt dem Interessierten einen umfassenden Ausblick auf das Geschehen, das ihn in diesem Buch erwartet. So bleibt mir an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen.

Matthew Skelton hat, wie man der Danksagung am Ende des Buches entnehmen kann, reichlich recherchiert, um alles für den Roman wichtige authentisch wiedergeben zu können. Und so entsteht vor dem inneren Auge des Lesers ein lebendiges London des 18. Jahrhunderts, ein London inmitten des „Zeitalters der Aufklärung“, in dem ein Junge gejagt wird, ohne zu wissen warum.


Stil und Sprache
Matthew Skelton präsentiert mit „Cirrus Flux – Der Junge, den es nicht gab“ seinen zweiten Roman. Und wieder versteht er es, den (jungen) Leser zu fesseln. Von Beginn an wird eine unheimliche, aber auch faszinierende Atmosphäre aufgebaut – ob nun im Prolog 1756 oder 27 Jahre später im Waisenhaus. Die Neugier des Lesers ist allemal geweckt.
Es gibt zwei Handlungsstränge, die sich in unregelmäßigen Abständen abwechseln. Einmal wird die Geschichte von James Flux 1756 und einige Jahre später wiedergegeben, einmal die Abenteuer von Cirrus Flux und Pandora im Jahre 1783. Da die Kapitel bei einem Wechsel des Handlungsstrangs mit einer Jahreszahl und beispielweise der Angabe „12 Jahre vorher“ überschrieben sind, weiß der Leser immer genau, wo in der Geschichte er sich befindet. Ungewöhnlich ist allerdings die Tatsache, dass das zurückliegende Geschehen im Präsens verfasst wurde, während das aktuelle Geschehen in der Vergangenheitsform wiedergegeben wird. Das stört den Lesefluss nicht, doch fragt man sich, was den Autor dazu verleitet hat. Umgekehrt wäre meiner Meinung nach nachvollziehbarer gewesen …
In der Gegenwart, also in diesem Fall 1783 wechseln sich wiederum die Erzählstränge von Cirrus und Pandora ab, sodass der Leser das Geschehen an zwei verschiedenen Orten verfolgen kann, was die Spannung ungemein erhöht. Matthew Skelton versteht es generell, Tempo aufzubauen und so den Leser mit Cirrus vor Halsabschneider-Charlie und seiner Bande durch die Gassen Londons fliehen zu lassen oder Felix‘ Angst, als das Schiff sinkt, spürbar zu machen. Der Leser hört das Splittern des Masts, das Grollen im Schiffsbauch …
Das weitere Geschehen ist stets unvorhersehbar, erst nach und nach fügt sich alles zusammen, wobei sich die Handlungsstränge immer näher kommen.

Die Sprache des Autors ist flüssig zu lesen und sehr bildlich, was sicherlich unter anderem an den schönen Vergleichen liegt. So heißt es beispielsweise auf Seite 40, als die Krähen zum Galgenbaum zurückfliegen: „Wie schwarze Blätter ließen sie sich in den oberen Ästen nieder.“ Matthew Skelton versteht es, Bilder wachzurufen, wobei sein Stil zur Stimmung der jeweiligen Figur passt. So spiegelt der beispielhaft aufgeführte Vergleich sofort das Unbehagen der Figur wieder, die diese Szene beobachtet. So auch in dem Satz auf Seite 120: „Die Worte drangen in sein Ohr, schlichen sich in seinen Schlaf, und doch klammerte er sich weiter an die unscharfen Schwellen eines Traumes.“
Und so nimmt Skelton den Leser mit ins London des 18. Jahrhunderts, zeigt ihm das schwere Leben der Waisenkinder, die Gier der Akademiker und den Wert von Freundschaft.


Figuren
Die Figuren bereichern den Roman ungemein. Ob es nun Cirrus Flux ist, den der Leser schnell ins Herz schließt, oder das mutige Mädchen Pandora, dass sich selbst in große Gefahr bringt, um Cirrus vor der undurchsichtigen Madame Orrery zu warnen, die sicherlich nichts Gutes im Schilde führt. Vor allem Cirrus‘ bester Freund Bottle Top (alias Abraham Browne) ist sehr gut ausgearbeitet. Er macht einen Wandel durch, verändert sich – und das nicht nur zum Positiven, wobei all dies gut nachvollziehbar dargestellt wurde. Schade, dass man das Geschehen nicht auch aus seiner Sicht erzählt bekommt, denn seine Gedankengänge zum Ende der Geschichte wären es sicherlich wert gewesen, sie zu verfolgen.
Der Heimvorsteher Mr. Chalfont ist ebenfalls ein liebenswerter Charakter, ebenso Mrs Kickshaw, die man kaum besser beschreiben könnte, als mit den Worten des Autors auf Seite 60: „Von jahrelanger Küchenarbeit war ihre Haut braun wie Kuchenkruste, und ihre Wangen erinnerten an den Stellen, wo Pockennarben sie entstellt hatten, an einen knusprig überbackenen Auflauf.“

Alle Figuren, von den wichtigen bis hin zu den Nebenfiguren, wirken authentisch. Auf schwarz-weiß-Malerei verzichtet der Autor, sodass die eine oder andere Figur für eine Überraschung gut ist.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist ansprechend und farbenfroh gestaltet. Der in Schwarz abgebildete Vogel dürfte Alerion, den letzten Halcyonvogel, darstellen, der sich vor einem blau-lila Hintergrund präsentiert. In feinen, blassen Linien sind die Breiten- und Längengerade der Weltkugel zu sehen, ebenso Beschriftungen des Pols, des Meeres … Der eine Flügel des Vogels erstreckt sich bis auf die Buchrückseite, darin befindet sich die Zusammenfassung des Buches.
Eine gelungene Aufmachung, die sehr gut zum Inhalt des Buches passt!


Fazit
Diese Geschichte zeigt auf, was die Gier der Menschen anrichtet. Doch das nervenaufreibende, spannende, traurige aber auch mutmachende Ende zeigt, dass es HOFFNUNG gibt. Eine lesenswerte Geschichte nicht nur für junge Leser!


5 Sterne


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