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Dieser letzte Band der Serie löst alle Rätsel und Geheimnisse, die uns seit Band 1 in Atem halten. Auf ihrer Suche nach Conrad von Marburg, ihrem vermeintlichen Retter, und dem Grund allen Übels, dem Grafen von Sayn, nimmt Elisabeth jede Beschwernis in Kauf, um ans Ziel zu gelangen. Ob ihr das gelingt, ist fraglich, denn es gibt enorme Kräfte, die nichts anderes wünschen als ihren Untergang ...

 

  Autor: Xavier Dorison
Illustration: Alex Alice
Verlag: Carlsen Comics
Erschienen: 2003
ISBN: 978-3-551-76324-2
Seitenzahl: 77 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Elisabeth von Elsenor überlebte ihren wagemutigen Sprung in den reißenden Fluss und wacht in einem Kloster wieder auf – ihr Retter scheint Conrad von Marburg gewesen zu sein, doch dieser ist verschwunden. Durch Zufall kommt heraus, dass er auf der falschen Spur ist – das Rätsel, welches sich aus dem alten Artefakt ergibt, weist zu einem anderen Versteck des Dritten Testaments.
Um der Horde von Sayn zuvorzukommen, verbündet sich Elisabeth mit der anderen, in diesem Machtkampf beteiligten Gruppierung: den Rittern des Tempelordens. Die Expedition bricht zur Suche nach dem Dritten Testament auf, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

Xavier Dorison holt in dem letzten Band seiner Comicserie noch einmal alles heraus, die Ereignisse überschlagen sich, die Handlungen sind dramatisch. Gleichzeitig erfährt der Leser die letzten Geheimnisse – wer steckt wirklich hinter dem, der sich Sayn nennt? Und was ist das Dritte Testament tatsächlich? Welche Macht besitzt es? Der Leser darf gespannt sein…


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Was man im dritten Teil vermisste, findet sich nun im vierten Band wieder: das für diese Serie typische, körnige Aussehen, das je nach Darstellung der einzelnen Szenen mehr oder weniger stark ausfällt. Die aquarellartigen Farben sind nie knallig, aber immer passend und zuweilen auch mal satt, so der Ausbruch des Vulkanfeuers auf dem Gipfel des Nidmigiv. Die einzelnen Szenen sind mit entsprechenden Tonungen unterlegt, um die Atmosphäre vor Ort gekonnt zu unterstützen, so vermitteln z.B. kaltblaue Farbtöne gedämpftes Licht, aber auch Kälte in den verschneiten und vereisten Bergen.

Alex Alice hat zu seinem Können, das in Band 3 nicht immer überzeugen konnte, zurückgefunden. Die architektonischen Einzelheiten und die Gestaltung und Ausstattung der Innenräume ist gelungen. Sei es die vertikale Grafik eines Kirchenschiffes auf Seite 15, dessen Spiel aus Formen, Licht und Schatten meisterlich dargestellt wird, oder seien es die Städte, Festungen und anderen Gebäude – sie können fast immer überzeugen, locken den Blick mit vielen Einzelheiten und Verzierungen, wirken aber dennoch nicht überfrachtet.
Auch bei den Figuren hat er zum alten Maßstab zurückgefunden. Zwar sind die Charaktere nur bei herausgegriffenen Portraits bis ins Letzte ausgearbeitet und umso ungenauer, je unbedeutender oder kleiner sie in einer Szene werden. Aber dennoch stellt sie der Illustrator immer mit einem guten Mittelmaß dar, es ist immer klar, wen er hier zeichnet, und herausstechende Merkmale – wie das linke, erblindete Auge des Guillaume von Beaujeu – geben den Figuren eine besondere Note. Bemerkenswert sind Alice die Schlachtszenen um Jerusalem gelungen, auf einer sich über zwei Seiten erstreckenden, im horizontalen Panoramaformat ausgelegten Grafik sind so viele Details eingeflochten, dass sich der Leser richtig Zeit nehmen sollte, um dies auf sich wirken zu lassen. An solchen Szenen kann man sich kaum satt sehen. Im Rahmen dieser Rückblicke werden nicht nur das Geheimnis und die Rolle der Templer aufgeklärt, sondern der Abschnitt noch mit einer Kurzzusammenfassung der Ereignisse seit Band 1 komplettiert,  so dass der Leser die Zusammenhänge besser nachvollziehen kann. Immer wieder feiert Alice mit gewaltigen, furchteinflößenden und dramatischen Bildern das Finale der Serie, so fiebert der Leser mit, als die Templerarmee auf dem Gletscher, nach und nach zerschlagen, einem starken Trupp berittener Krieger in dämonischer Gestalt gegenübertreten muss.

Die goldorangenen Landschaften zu Beginn des Comics sind wunderschön, auch im weiteren Verlauf sind es immer wieder Zeichnungen von Landstrichen, die überzeugen und begeistern. Eindrucksvoll ist unter anderem das Meer auf Seite 41 dargestellt, so dass man bei den riesigen Wellen und Tälern im Sturm, auf denen die Drakker der Templer segeln, ein Gefühl für die Kraft der Naturgewalten bekommt. Die Gebirgsszenen um den Berg Nidmigiv und die schiere Größe, aber auch die Gefahren der Eisgletscher zeigen sich in ehrfurchtgebietenden Darstellungen. Mit einer der schönsten Landschaftzeichnungen der gesamten Reihe überhaupt – einem zweiseitigen Bergpanorama im Meer der Wolken – verabschieden sich Alex Alice und Dorison … für dieses mal.


Aufmachung des Comics
Die Aufmachung orientiert sich an den vorangegangenen drei Comics und schafft so einen eindeutigen Wiedererkennungswerk. Wie bisher auch, wurde dieser Comicband mit weicher Broschur in heftähnlicher Form und einem A4 großen Format aufgelegt, setzt sich mit 77 Seiten vom Umfang her aber deutlich von den anderen Teilen ab.
Die Gestaltung des Covers ist eher grob und zeigt zwei nicht näher erkennbare Figuren, die sich im Schwertkampf erbittert bekriegen – auf einer Felsnase, hinter und unter ihnen das gelborangene Leuchten eines Vulkans. Dieser Ausschnitt findet sich wieder mal – so wie bei den übrigen Covergestaltungen auch – in der Szenerie nicht wieder, vermag aber in Bezug auf die zeichnerische Qualität und die Farbgestaltung einen guten Eindruck zu hinterlassen. Über diesem Bild prangt der Haupttitel, unterlegt von den für diese Serie üblichen Ornamenten. Schön gestaltet, aber mit einem informativen Minimum schießt die Heftrückseite den Vogel ab: war man bereits gewohnt, keine erwähnenswerte Inhaltszusammenfassung zu finden, ist hier nun lediglich ein Zitat aus der Geschichte eingefügt, das nur aus drei Wörtern besteht. Dies wird Fans der Serie egal sein, aber auf Einsteiger in „Das Dritte Testament“ könnte das eher abschreckend als lockend wirken. Eine Inhaltszusammenfassung gibt es dennoch, allerdings versteckt diese sich auf Seite 3 des Comicbandes.


Fazit
Mit den spannenden Handlungen und dramatischen Wendungen der Ereignisse stellt der vierte Comic einen gelungenen Abschluss der Serie dar. Dies unterstreicht auch Alex Alice mit seinen Zeichnungen, die überwiegend einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlassen – besonders, aber nicht nur, die bildgewaltigen Landschaftsszenen sind beeindruckend. Dieser Comic sollte nicht nur bei Fans der Serie im Regal stehen.


4 Sterne


Hinweise
Der Comicband ist im Handel nicht mehr erhältlich.

Backlist:
Band 1: MARKUS oder DAS ERWACHEN DES LÖWEN
Band 2: MATTHÄUS oder DAS GESICHT DES ENGELS
Band 3: LUKAS oder DER ATEM DES STIERS

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