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"Verschwinde", kreischte Phineas und hob abwehrend die Hände. "Ich will dich hier nicht mehr sehen, hörst du? Du bist ein gottverdammter Eskatay!" Er spuckte dieses Wort regelrecht aus. "Ein Eskatay?", fragte Tess hilflos. "Was soll das sein?" "Ein Teufel in Menschengestalt! Das Böse schlechthin" Phineas' Gesicht war zu einer Fratze verzerrt. Vor vielen Tausend Jahren vernichteten die Menschen Morlands alle magisch Begabten. Sie fühlten sich sicher. Doch nun sind die Eskatay zurück.


Autor: Peter Schwindt
Verlag: Ravensburger
Erschienen: Januar 2009
ISBN: 978-3-473-35302-6
Seitenzahl: 397 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Drei Teenager entdecken in einer Notlage magische Fähigkeiten an sich und sind gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben. Sie entdecken Machenschaften auf Regierungsebene, die die Menschen in Gefahr bringen. So beschließen sie den Anhaltspunkten zu folgen um mehr über sich, ihre Gaben, die Gefahr und die Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.

Dies hört sich sehr gewöhnlich an, Peter Schwindt liefert aber eine ganz und gar ungewöhnliche und neuartige Geschichte ab. Er erschafft eine Welt, die der unsrigen sehr ähnelt. Morland ist ein Agrarstaat auf dem Weg in die Industrialisierung. Die Fahrzeuge sind größtenteils noch Dampfgetrieben, die Oberschicht hat aber bereits Automobile, die mit einer Art Holzvergaser betrieben werden. Flugzeuge gibt es noch nicht, lediglich das Luftschiff ist bereits erfunden. Auf der anderen Seite gibt es bereits Wolkenkratzer von beachtlicher Höhe.


Stil und Sprache
Morland ist in einer einfachen, flüssig lesbaren Sprache geschrieben. Der Stil des Buches wirkt aber überwiegend recht erwachsen. Der Autor nimmt sich viel Zeit, um eine komplexe und vielschichtige Geschichte zu entwickeln. Das Setting erinnert stark an das kommunistische Russland. Die Gesellschaftskritik, die Schwindt einarbeitet, passt wiederum in unsere Gegenwart. So entsteht ein sehr reizvoller Mix aus Elementen der Fantastik, Stilelementen, die irgendwie an Dickens erinnern, Elementen aus Kriminalgeschichten, und Elemente, die an Kevin Costners "Postman" erinnern, also ein Hauch postapokalyptisches Szenario. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, in welche Richtung sich das Ganze tatsächlich entwickelt.

Obwohl Schwindt der Vorstellung seiner Figuren fast die Hälfte des vorliegenden ersten Bandes widmet, entwickelt sich die Erzählung recht flott und besitzt ausreichend Erzähltempo. Immer wieder streut er kleinere Begebenheiten ein, die die Spannung aufrecht erhalten. Immer wieder geraten Tess, York und Hakon in Situationen, in denen sich ihre Lage zuspitzt. So steigert sich der Spannungsbogen zunehmend. Am Ende des ersten Bandes hat man allerhöchstens eine dunkle Ahnung von den Machenschaften der Eskatay und wie sich die Erzählung weiterentwickeln wird. Beendet wird der erste Band mit einem Cliffhanger. So ist die Spannung zum Schluss an einem Höhepunkt angelangt und auch die Handlung hat ein hohes Tempo erreicht.

Das komplette Geschehen wird aus der Perspektive des Erzählers wiedergegeben. Es gibt insgesamt vier Haupterzählstränge, die sich am Ende der Geschichte vorerst vereinen. Die Erzählung erfolgt abwechselnd aus der Perspektive von Tess, von York, von Hakon, oder von Hagen Lennart.

 
Figuren
Die Ausarbeitung der Figuren ist außerordentlich aufwendig. Man erfährt, wo sie herkommen, wie sie aufgewachsen sind und was sie momentan gerade machen. Der Leser darf mitverfolgen wie Tess, York und Hakon ihre besonderen Fähigkeiten entdecken und wie sie Schritt um Schritt lernen, ihre Gabe gezielt zu verwenden. Hagen Lennarts Vorgeschichte wird ebenfalls sorgsam erläutert. Man erfährt absolut alles, was notwendig ist, um das Denken und Handeln der Hauptfiguren nachzuvollziehen. So kann man sich auch ohne Probleme in die Rollen der Protagonisten hineinversetzen.

Der Sichtweise der Gegenspieler widmet sich der Autor im vorliegenden ersten Band überhaupt nicht. Im Verlauf der Handlung erhält der Leser aber trotzdem häppchenweise Informationen über die Gegenseite, aber deren Pläne bleiben vorerst im Dunkeln. Im zweiten Band erfahren wir hier vermutlich gleich zu Beginn deutlich mehr über die Gegenspieler. 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist sehr schön in Leinen gebunden. Der Buchtitel ist in Gold auf den Buchrücken geprägt. Der Schutzumschlag zeigt das recht ansprechende Motiv einer Stadt mit runden Türmen und einer großen Kathedrale. Eine solche Stadt wird im Buch aber leider nirgends beschrieben und irgendwann fragt man sich, was das Cover eigentlich darstellen soll.

Zusätliche Inhalte gibt es leider keine, eine Karte wäre ganz nett gewesen. Ein Personen- und Ortsregister sind jedoch nicht notwendig - ohne Probleme gelingt es dem Leser den Überblick zu behalten.


Fazit
Das Buch ist für Freunde fantastischer Geschichten uneingeschränkt empfehlenswert. Auch ältere Leser werden sehr gut unterhalten.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Ravensburger-Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die Hörspiel-Umsetzung des Buches hinweisen. Diese ist sehr gelungen und hält sich sehr eng an die Buchvorlage. Lediglich unwichtige Details werden ausgespart.


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