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Kategorie: Science Fiction

Die faszinierende Fortsetzung von Weltengänger: Merkwürdige Dinge geschehen in Moskau. Als Kirill Maximov eines Abends nach Hause kommt, behauptet eine ihm völlig unbekannte Frau, sie wohne hier schon seit Jahren. Damit nicht genug: Auch an seinem Arbeitsplatz ist Kirill niemandem bekannt, und sogar seine Freunde und Verwandten haben vergessen, dass er je existiert hat.
Völlig verwirrt, wird Kirill durch einen anonymen Anruf schließlich zu einem verlassenen Wasserturm geleitet – wo ihm eine atemberaubende Enthüllung gemacht wird: Man hat ihn aus seiner Existenz gerissen, um ihn zu einem sogenannten „Funktional“ zu machen. Als solcher hat er die Aufgabe, die Grenze zwischen etlichen parallelen Welten zu überwachen. Doch wer hat diese Parallelwelten geschaffen? Und wozu?

 

  Autor: Sergej Lukianenko
Verlag: Heyne
Erschienen: 08/2008
ISBN: 978-3-453-52460-6
Seitenzahl: 496 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Kirill muss nun – nachdem er die Hebamme (ein hochrangiges Funktional, dass aus Menschen wiederum Funktionale machen kann) getötet hat – vor den Funktionalen flüchten. Er selbst hat seine Fähigkeiten, die ihm als Zöllner-Funktional zur Verfügung standen, weitestgehend eingebüßt. Nur in bestimmten Situationen treten diese wieder auf.
In einer besonders brenzligen Situation kommt die Hilfe von einer mehr als unerwarteten Seite. Doch letztendlich muss Kirill sich weitestgehend allein durchschlagen, um den Ursprung, das Herz der Funktionale zu finden – von dem Wunsch getrieben, die Erde von ihnen zu befreien. Dabei findet er heraus, welch enorme Bedeutung er selbst hat und wird vor eine schwierige Entscheidung gestellt.

Es handelt sich um einen Science-Fiction-Roman, der nicht einfach runter zu lesen ist. Bisweilen ist er sehr philosophisch, regt zum Nachdenken an und zeigt neue Möglichkeiten auf. Es macht Spaß, diese Gedankengänge mit zu verfolgen.


Stil und Sprache
Sergej Lukianenko nimmt den Leser sogleich mit seinem bekannten Schreibstil in Empfang: locker, bildlich und einfach schön zu lesen. Obwohl der Autor meist einen recht ruhigen Ton anschlägt, versteht er es, an den passenden Stellen das Tempo anzuziehen und Spannung aufzubauen. Auch streut er hier und da ein bisschen Witz ein und lockert das Ganze somit noch ein wenig auf. Er knüpft damit an den vorangegangenen Band „Weltengänger“ an, dem Leser fällt es nicht schwer, wieder in die Geschichte hinein zu finden.

Der Roman ist in Ich-Form geschrieben, wodurch der Leser ein enges Verhältnis zu dem Protagonisten Kirill aufbaut, seine Gedanken und Gefühle verfolgen und nachvollziehen kann. Lukianenko spricht den Leser in seinem Roman immer wieder direkt an, wodurch man noch ein wenig dichter am Geschehen ist.

Negativ anzumerken ist diesmal, dass Lukianenko stellenweise zu ausschweifenden Beschreibungen neigt, was nicht unbedingt seine Art ist. Eine Kürzung des Romans an diesen Stellen wäre sicher vorteilhaft gewesen, da der Spannungsbogen in dem Fall straffer gespannt gewesen wäre. So zieht sich das Buch teilweise zu sehr, als Leser möchte man beinahe schon einige Seiten überspringen.

Wie auch bei „Weltengäger“ sind die Kapitel einfach durchnummeriert – allerdings werden die Zahlen ausgeschrieben – und beginnen mit einer scheinbar allgemeinen Aussage, von der aus der Autor geschickt einen Bogen zur eigentlichen Handlung schlägt. Dieses Stilmittel gefällt mir gut.


Figuren
Der Protagonist Kirill ist eine interessante Figur, die der Leser nun noch besser kennen lernt. Er ist ein Gentleman, der anderen kein Leid zufügt, wenn es nicht absolut notwendig ist. Durch die ehrliche Art des Autors, der Kirill nicht nur von seiner guten Seite zeigt, sondern dem Leser all seine Gedanken und Gefühle vor Augen führt, auch wenn diese nicht immer Gut im eigentlichen Sinne sind, wird er realistischer und greifbarer.
Sein ehemals bester Freund Kotja, der sich als Kurator der Erde herausstellte, ist eine Figur, die für Kirill und den Leser noch einige Überraschungen bereithält und somit alles andere als langweilig oder gar durchschaubar ist. Lukianenko versteht es schlichtweg, dreidimensionale Figuren zu erschaffen, die der Leser gerne durch deren Abenteuer begleitet, mit ihnen bangt und hofft.


Aufmachung des Buches
Optisch ist das Taschenbuch an „Weltengänger“ und somit an alle bisher von Lukianenko im Heyne-Verlag erschienenen Bücher angelehnt. Die beherrschenden Farben sind Schwarz und Rot, der Titel steht im unteren Drittel in einem hochglänzenden Silber, während der Name des Autors kleiner und in einem Gelbton darüber steht. Neben einem imposanten Gebäude im Hintergrund, fallen vor allem die drei schwarzen Krähen auf, die im oberen Drittel scheinbar durch das Bild fliegen.

Wiederum wurde eine recht große Schrift gewählt, weshalb das Buch schnell durchgelesen ist, und der Titel nicht wörtlich aus dem Russischen übersetzt, wonach es „Reinschrift“ geheißen hätte. Dies passt natürlich zur freizügigen Titelvergabe des ersten Bandes – „Weltengänger“ - besser, der im russischen Original „Rohschrift“ heißt.


Fazit
Begeisterte Leser von „Weltengänger“ werden dieses Buch ebenfalls gerne lesen, auch wenn es nicht ganz so gut gelungen ist, da die Spannung stellenweise einfach zu sehr abflacht. Zudem bleibt das Gefühl zurück, dass noch etwas fehlt, dass das nicht alles war. Zu viele Fragen bleiben einfach unbeantwortet. Es bleibt zu hoffen, dass Lukianenko sich dazu entschlossen hat, noch einen weiteren Band zu schreiben.
Letztendlich lohnt es sich trotzdem, dieses Buch zu lesen – besonders das Ende hat mir sehr zugesagt.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Weltengänger