Smaller Default Larger

Meine Damen und Herren, legen sie den Lippenstift beiseite für eines der schrägsten Bücher der Saison: Die Nummer eins der Transen-Thriller-Serie aus Istanbul. Leidenschaft, High Heels und gutaussehende Damen am Rande des Nervenzusammenbruchs inklusive!
Schon wieder ein Mord im Istanbuler Rotlichtviertel: wieder eine Prostituierte, wieder ein Transvestit. Eigenmächtig nimmt sie die Ermittlungen in die manikürten Hände. Sie: Nachtclubbesitzerin, Femme fatale – und ein Mann mit Kampfsportlizenz. Beste Voraussetzungen, um den Serienmörder zu überführen …

 

  Autor: Mehmet Murat Somer
Verlag: Tropen
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-608-50201-5
Seitenzahl: 233 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sie ist Clubbesitzerin, lässt sich die Beine enthaaren und besitzt als Mann eine Kampfsportlizenz. Prädestiniert um als Femme fatal in der Szene aufzutreten. Sie hat eigentlich ein geregeltes Leben: tagsüber entwickelt sie im Normalfall ohne Verkleidung, also als Mann, Sicherheitssysteme für Firmen, und nachts leitet sie einen Transvestiten-Club. Obwohl sie es gar nicht mag als älter Schwester bezeichnet zu werden, ist sie für ihre Mädchen nur die ‚Abla’. Als kurz hintereinander zwei Prostituierte aus ihrem Umfeld getötet werden, zeigt sich bei ihren Mädchen die Angst, das nächste Opfer zu werden. Die Polizei geht von Unfällen aus und da es sich nur um Transvestiten handelt, wird nicht weiter ermittelt. Grund genug für sie, selbst einzugreifen. Alle Getöteten haben als Geburtsnamen den Vornamen eines Propheten. Es scheint also ein System hinter den Verbrechen zu geben. Durch ihre guten Kontakte und ihre Hartnäckigkeit kommen immer mehr Details ans Tageslicht und ein erster Verdacht erhärtet sich nach weiteren Morden. Doch wie kann der Täter überführt werden? Er muss in eine Falle gelockt werden. Doch der Serienkiller ist unberechenbar und sie gerät selbst in Lebensgefahr.


Stil und Sprache
Ich habe bisher schon viel Skurriles gelesen, aber ein Thriller, der im Istanbuler Transen-Mileau spielt war mir noch nicht untergekommen. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Vorweg, das Buch ist nicht schlecht, aber es hält definitiv nicht, was es verspricht. Mehmet Murat Somer hat diese Szenerie gewählt, um mit diversen Tabus und Klischees aufzuräumen. Doch leider hat er neben der interessanten Story die Spannung bis auf ein schnelles Aufbäumen am Schluss komplett vergessen. Somit wird der Thriller schnell zum seichten Krimi degradiert. Er erzählt mit viel Liebe zum Detail über den Alltag der Transsexuellen in Istanbul, zeigt, wie schwierig es teilweise ist, sich seiner sexuellen Neigung in der größten Stadt Europas, in der es auch viele religiöse Eiferer gibt, hinzugeben. Vor allem die Gefahren in die sich die Prostituierten begeben, stehen im Mittelpunkt. Perverse, die die Mädchen für Geld verprügeln oder andere Absurditäten verlangen gibt es hier anscheinend zuhauf. Der Autor versteht es, diesen besonderen Alltag nicht verschönt darzustellen. Trotz der Bezeichnung Thriller zeigt er nicht nur die Schattenseiten des Transendaseins. Liebe, Schminke, Klamotten, die Freude am effeminiert sein, das gemeinsame Ablästern mit den Freundinnen, all das gehört auch dazu und macht den Reiz für diese Mannfrauen aus. In einfacher und trotz des Themas nicht zu obszöner Sprache schafft er es, dieses Lebensgefühl anzudeuten. Einziger Wehmutstropfen sind die türkischen Namen, da muss man sich erst dran gewöhnen.


Figuren
Der Ich-Erzähler - oder besser: die Ich-Erzählerin - ist eine klassische Femme fatal. Sie steht mitten im Leben, weiß, was sie will und weiß, wie sie es bei ihren Mitmenschen durchsetzt. Trotzdem ist sie sehr verständnisvoll und wird auch wegen ihrer Kampfsporterfahrung als Beschützerin, als ältere Schwester, auf Türkisch ‚Abla’, angesehen. Ihre einzige Schwäche scheint ihre unbekümmerte Neugier und ihre sexuelle Neigung zu sein. Dies macht sie stellenweise sehr leichtsinnig und bringt sie unnötig in Gefahr. Sie sieht sich selbst zwar gern in der Frauenrolle, findet sich aber auch als Mann attraktiv. Ihr Umfeld wird von vielen schrillen und skurrilen Personen bevölkert. Die meisten sind Transvestiten, die sich für ihren Lebensunterhalt prostituieren, und sich so in viele Gefahren begeben. Oft wird ihre Abhängigkeit von diversen perversen Männern ausgenutzt. Da in Istanbul auch viele religiöse Eiferer unterwegs sind, müssen sie sich nicht selten dem Spott und Hass dieser Leute aussetzen.
Die Charaktere sind sehr schön beschrieben und werden ihrer bunten Rolle perfekt gerecht. Selbst die Bösewichte zeigen sich vielschichtig und nicht nur von der dunklen Seite.


Aufmachung des Buches
Wie bei diesem Hardcover nicht anders erwartet, ist auch die Aufmachung bunt, schrill und auffallend. Das Cover zeigt einen Türkis-Silbernen Hintergrund, vor dem auf einem zerknüllten Papier in rotem Glitzerlippenstift der Titel geschrieben wurde. Perfekte Einstimmung auf das zu Erwartende.
Am Schluss des Buches erwartet einen eine mehrere Seiten lange Danksagung; wahnsinn wem man alles dankbar sein kann.


Fazit
Wer aufgrund des Seriennamens ‚Hop Ciki Yaya-Thriller’ einen selbigen erwartet, muss sich in Geduld üben, erst kurz vor Schluss wird’s etwas spannend. Der Rest des Buches zeigt einen leichten Krimi in einem schrillen, bunt schillernden Milieu. Witzig und skurril, auch etwas erotisch, aber mehr nicht.
3 Sterne, hat noch Potential.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo