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Kategorie: Krimis

Die Geschichte beginnt im verarmten Berliner Wedding: In einer herunter gekommenen Wohnung wird eine verweste männliche Leiche gefunden. Die Kripo nimmt ihre Ermittlungen auf und erfährt, dass der Hartz-IV-Empfänger Markus Keppel angeblich schwarz als Detektiv arbeitete. Tatsächlich stellen Kommissar Mannheim und seine Kollegen eine CD sicher, die eine Überwachung von Sabine von Schleider, der Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, dokumentiert. Im Bezirk Prenzlauer Berg lernen sie die Gewinner der Modernisierungsprozesse der vergangenen Jahrzehnte kennen. In einer Stadt, die sich immer radikaler in arm und reich polarisiert, kommen sie einem rücksichtslosen politischen Machtkampf auf die Spur. Die Ermittlungen führen ins Herz der Hauptstadt ...

 

  Autor: Ullrich Wegerich
Verlag: Königshausen & Neumann
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3826039850
Seitenzahl: 225 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext ist nicht viel hinzuzufügen, ergänzen lässt sich lediglich, dass neben der Krimihandlung kleinere Milieustudien ein Rolle spielen und unterschwellig ziemlich viel Kritik an unserer heutigen Gesellschaft und ihren wenig durchlässigen Schichten geübt wird.


Stil und Sprache

Nach einem kurzen, blitzlichtähnlichen Abschnitt mit einer Szene aus den politischen Kreisen Berlins steigt die Handlung direkt mit einem Leichenfund und dem Auftauchen Kommissar Mannheims ein. Nur knapp, aber prägnant werden Orte und Menschen beschrieben, dabei bedient sich Ullrich Wegerich einer modernen, ungeschminkten Sprache, die auf jede unnötige Ausschmückung verzichtet und direkt zum Wesentlichen kommt. Dennoch merkt man dem Roman an, dass er penibel recherchiert ist und der Autor weiß, wovon er schreibt. Ullrich Wegerich lebt in Berlin und liebt seine Stadt ganz offensichtlich mit all ihren Gegensätzen. Geschickt fängt er das Wesentliche einer Szenerie ein und versucht es an den Leser zu bringen. Besonders zu Anfang der Geschichte reizt das manchmal sogar zum Schmunzeln („Der Flur sah aus wie der Lagerraum eines wahnsinnig gewordenen Altwarenhändlers.“), leider lässt dieses Originalität später nach, schade drum.

Die Handlung selbst geht zügig voran, es gibt etliche Verstrickungen und jede Menge Verdächtige, dabei ist man als Leser genau auf Augenhöhe mit dem ermittelnden Kommissar. Zwar wird man sicher früh ahnen können, wer Drahtzieher der Morde (ja, es sterben noch mehr Menschen) ist, aber wie genau alles zusammenhängt, ergibt sich erst am Schluss. Sicher keine atemberaubend neue Story, aber für eine gute Zwischendurchlektüre reicht es allemal.


Figuren

Hauptakteur ist natürlich Kommissar Robert Mannheim. Er ist der typische Romanpolizist, geschieden, in einer lockeren Beziehung lebend, wortkarg und ein bisschen cholerisch. Seine Handlungsweisen sind nicht immer nachvollziehbar und schon gar nicht korrekt, was etwa den Umgang mit Verdächtigen angeht. Was jedoch in einem sagen wir mal amerikanischen Thriller fast schon normal ist, wirkt bei Kommissar Mannheim einfach nur fehl am Platze.
Ihn unterstützt seine leicht abgedrehte Kollegin Birgit Allenare, mit bunten Haaren und natürllich allein erziehend, so wirklich originell ist auch sie nicht. Und dass der Chef der beiden auch noch „Göttlich“ heißt, das ist sicher lustig gemeint oder hat einen sonstigen Grund, dieser erschließt sich mir aber nicht so recht.

Wie oben schon beschrieben, gibt es eine Menge Verdächtige, deren Lebensläufe offenbar genau ausgearbeitet wurden, die aber gerade deswegen ziemlich steril und leblos rüberkommen. Insgesamt wirken alle Figuren ein bisschen schematisch und hölzern. Sie erklären sich nicht durch ihre Handlungen, sondern müssen beschrieben werden. Hier wäre etwas mehr schreiberische Raffinesse schön gewesen, so dass einige Szenen stilistisch eleganter geraten wären.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist relativ großformatig und zeigt einen Teil eines beleuchteten Berliner (Regierungs-)Gebäudes vor einem Nachthimmel. Das Cover passt gut zur Geschichte und weist direkt auf den Inhalt hin. Der Text ist in zwei Teile und insgesamt 37 recht kurze Kapitel eingeteilt. Etwas hoch erscheint mir allerdings der Preis des Buches, 18,00 € für ein Taschenbuch mit „nur“ 225 Seiten sind schon recht üppig.


Fazit

Ein nicht schlecht gemachter Hauptstadtkrimi, zwar nicht superspannend, aber logisch und konsequent aufgebaut. Man erfährt viel über Berlin und seine Bewohner und kann sich vom Rest gut unterhalten lassen.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Berliner Blut