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Rex Mundi ist die Suche nach dem Heiligen Gral, verpackt in eine Kriminalgeschichte. Sie handelt von Sünde, Mord, und Sühne in einer Alternativwelt, in der Magie Wirklichkeit ist und die katholische Kirche ihre weltliche Macht niemals verloren hat.

Dr. Julien Saunière versucht den Diebstahl einer mittelalterlichen Schriftrolle aus der Krypta einer Pariser Kirche aufzuklären. Er stößt dabei auf eine Serie schrecklicher Ritualmorde und auf eine alte Geheimgesellschaft, die mit den Verbrechern in Verbindung steht. Die Mörder dürfen nicht unerkannt entkommen, sonst werden sie wieder zuschlagen …

 

  Autor: Arvid Nelson
Illustration: EricJ
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 01/2007
ISBN: 978-3-7704-6610-8
Seitenzahl: 171 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren


Die Grundidee der Handlung
„Rex Mundi“ ist eine Welt der 1930er Jahre, in dem sich die Macht auf den König und die Heilige Kirche verteilt. Die Inquisition ist allgegenwärtig und ahndet Verbrechen gegen das Gesetz des Staates und der Kirche auf brutale Weise.
Pater Marin, Hüter eines geheimen Archivs, wendet sich hilfesuchend an seinen Freund, Dr. Saunière, weil aus dem Archiv ein geheimnisvolles Dokument gestohlen wurde. Dr. Saunière macht sich auf die Suche nach den Dieben, doch seine Nachforschungen sind nicht ungefährlich, denn eine Mordserie, der auch Marin zum Opfer fällt, scheint auf das Konto der Diebe zu gehen...

Arvid Nelson hat mit EricJ als Illustrator eine Comicserie geschaffen, die es in sich hat. Auf beklemmende Art und Weise schaffen sie eine Parallelwelt, in der die Kirche genauso viel Glauben wie Angst in der europäischen Bevölkerung verbreitet. Der Auftakt zu einem fesselnden Mysterie-Thriller…


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Das erste, was mir bei diesem Comicband auffiel, ist die starke Verwendung von Schatten, welche die bedrückende Stimmung gekonnt zu steigern vermögen. Dabei finden sich die Schatten nicht nur klassisch in Ecken, wo kein Licht hinkommt, z.B. unter Brücken, sondern auch in den Furchen eines alten Gesichts. So bekommen die Zeichnungen, die zudem sehr kontrastreich sind, einen intensiven plastischen Eindruck, der bis zu den Strukturen von Oberflächen reicht, wie einer alten Holztür oder einer gemauerten Wand. Gleichzeitig gibt dieser Stil den Bildern einen harten Ausdruck, wiederum passend für das Düstere. Die Schatten verdecken im Übrigen immer wieder mal Teile der Gesichter und reichen bis hin zur vollständigen Konturierung von Personen, Gegenständen und Gebäuden. Die pastellartig gehaltenen Farben, die zwar relativ kräftig, aber nicht aufdringlich stark ausfallen, passen gut hierzu.

EricJ gestaltet den Comic mit einem beeindruckenden Zeichenstil, besonders bei architektonischen Einzelheiten hat er sich oft bis in jeden Kopf- und Wandstein verausgabt. Statuen, Fresken, Golems und andere Verzierungen sind exakt dargestellt. Manchmal wurde besonderen Darstellungen eine Einzel- oder gar Doppelseite gewidmet, um die Szene voll zur Geltung zu bringen und wirken zu lassen. Eindrucksvoll fällt das Zimmer der ermordeten Marie-Christin aus, das eine Fülle von Details offenbart. Auch die Sequenzen mit dem explodierenden Gebäude und der Rittersaal im Haus von Lord Lorraine stellen sich beeindruckend dar und wurden mit viel Liebe erstellt. So wird schnell klar, dass auf solchen Aspekten das Hauptaugenmerk des Gestalters lag. Portraits wurden gelegentlich bis in die Bartstoppeln, bis in die Falten genau ausgearbeitet, wobei eine bestimmte Härte immer präsent ist. Im übrigen fallen die Umsetzungen der Figuren eher mit einer „kraftvollen Rohheit“ aus (um aus dem Vorwort zu zitieren), insbesondere dann, je weniger der alleinige Fokus auf einer Person innerhalb eines Bildes liegt – dann sind sie nicht selten nur angedeutet. Die Mimiken und Gestaltungen sind dabei manchmal etwas überspitzt und muten trotz der ernsten Geschichte zum Lächeln an, wie z.B. bei dem fetten Hotelbesitzer, der hinter seinem Tresen hervor stürmt.
In einem ganz eigenen Stil präsentieren sich die Figuren zudem im Seitenprofil, fallen sie ungewöhnlich groß, ja förmlich langgestreckt aus, als wären sie Opfer einer inquisitorischen Streckbank geworden. Überhaupt vermittelt die hier dargestellte Form der christlichen Kirche, die immer noch die gleiche Macht wie im finstersten Mittelalter besitzt, ein fanatisches und zuweilen auch brutales Bild, welches typisch ist für die Taten der Inquisition.

Es ist doch erstaunlich, wie sehr ein Comic ohne Dialoge auskommt: so gibt es bei einer Anschlags-Szene über 10 Seiten kein gesprochenes Wort, die Spannung und Dynamik ergibt sich völlig aus der Bildabfolge. Ansonsten sind die Texte comic-typisch durchweg in Großschrift gehalten. Begriffe und Abkürzungen, die der Leser nicht kennen kann, werden umgehend als Fußnote unter dem jeweiligen Zeichnungen erklärt.


Aufmachung des Comics
Das Buch beginnt und endet jeweils mit einer doppelseitigen Grafik von Europa mit der Anordnung von Staaten, wie sie die Welt von „Rex Mundi“ bestimmen. Das Vorwort stammt von Joshua Dysart, Fan dieser Serie und Autor mehrerer Comicserien. Auf schwarzem Untergrund findet sich anschließend, unterlegt von einer in grau gehaltenen Zeichnung des sephirotischen Lebensbaums, ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium. Dem gegenüber eröffnet die Schwarzweiß-Fotografie eines alten Brunnens, dünn überlagert von einer vergrößerten, Ausschnitte darstellenden Grafik des Lebensbaums, die Geschichte. Die Kapitelseiten sind ähnlich gestaltet, jeweils schwarzweiße Fotografien, die etwas unscharf und surrealistisch wirken, überlagert jeweils vom dünn gehaltenen Gitter des genannten Musters. Die Bilder des Comics sind mit schwarzer Rahmung hinterlegt, so dass die intensiven Kontraste und pastellenen Farben stärker zum Tragen kommen. Bei der Anordnung der Bildinhalte geht der Zeichner nicht immer den typischen Weg, sondern gestaltet sie immer wieder mal anders auf modern anmutende Weise. Zum Ende eines Kapitels finden sich die ein- oder zweiseitig bedruckten Wiedergaben von Zeitungsseiten mit recht kleiner Schrift, deren Artikel sich bestimmten, zur aktuellen Situation der Geschichte passenden Themen widmen oder einen Überblick über bedeutende Ereignisse vermitteln.

Von außen präsentiert sich der Comic mit festem Einband und gut verarbeiteter Bindung. Die Gestaltung der Vorderseite zeigt neben einer Statue besonders ein Bild von Notre Dame, dem Sitz der Inquisition. Die schwarzen Flächen auf der Vorder- und Rückseite sind von lateinischen Wörtern und sakralen Mustern in neblig-grauem Stil gehalten.


Fazit
So bedrückend wie faszinierend kommt die Eröffnung des Mysterie-Thrillers „Rex Mundi“ daher und zeichnet ein Bild dessen, was in den 1930ern hätte sein können, wenn die Kirche die Autorität des Mittelalters nicht eingebüßt hätte. Diese Vorstellung wird um ein wenig Zauberei und Magie ergänzt, die keine große, aber umso wesentlichere Rolle spielt. Die Zeichnungen sind überwiegend anspruchsvoll, auch wenn die Figuren in einem ganz eigenen Stil umgesetzt wurden. Ein gelungener Auftakt.


4 Sterne


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