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«Sieh nach dem Himmel, den Sternen, den Übergängen. Du findest sie dort, wo die Erde auf den Himmel trifft.»

Vor zehn Jahren verschwand die fünfjährige Lucy. Seitdem schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe an die Norfolk Police.

An einem nebligen Herbsttag werden in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden. Lucys? Ruth Galloway, die forensische Archäologin, sieht auf einen Blick: Sie steht vor einem Fund aus vorgeschichtlicher Zeit. Damals opferte man Menschen, wo Land und Wasser aufeinandertreffen.
Zufall? Ein weiteres Mädchen verschwindet, und Ruth ahnt, dass sie dem Täter nahe ist. Wie nahe, ahnt sie nicht.

 

  Autor: Elly Griffiths
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 18.12.2009
ISBN: 978-3-8052-0874-1
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Vor zehn Jahren verschwand ein Mädchen, das bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Die Eltern der kleinen Lucy Downey leben in Ungewissheit. Lebt ihre Tochter noch? Ist sie schon lange tot? Die einzigen Hinweise sind Briefe mit verwirrendem Inhalt, Briefe, in denen Chief Inspector Harry Nelson verhöhnt wird, da er es nicht schafft, Lucy zu finden.
Dann verschwindet wieder ein Mädchen und es stellt sich die Frage: Wurde die kleine Scarlet von dem gleichen Menschen entführt? DCI Nelson arbeitet auf Hochtouren und als im Salzmoor die Leiche von einem Kind gefunden wird, befürchtet er, Scarlet gefunden zu haben. Er zieht Dr. Ruth Galloway, forensische Archäologin, hinzu, die sofort erkennt, dass es sich nicht um das vermisste Mädchen handeln kann, sondern um eine Leiche aus der Eisenzeit. Doch wo ist dann Scarlet? Liegt sie ebenfalls irgendwo in dem torfigen Boden, dort, wo Land und Wasser aufeinander treffen und in früheren Zeiten Menschenopfer dargebracht wurden?


Stil und Sprache
Dieser Krimi packt den Leser und lässt ihn nicht mehr los. Schon der Prolog nimmt ihn mit zu einem Tatort, an einem ungemütlichen Tag im Moor. Anschließend springt die Handlung wieder zurück und der Leser erfährt nach und nach, was bis zu diesem Tag geschehen ist. Dabei versteht Elly Griffiths es hervorragend, den Herzschlag des Lesers anzutreiben und ihm das eine oder andere Mal eine Gänsehaut über den Körper zu jagen. Dazu benötigt sie keine pompösen Schilderungen oder herausragende Showeffekte, sondern belässt es bei subtilen Andeutungen – den Rest erledigt die Fantasie des Lesers. Dieser versucht ebenso angestrengt wie Dr. Ruth Galloway und DCI Nelson alles in einen logischen Zusammenhang zu bringen, ermittelt regelrecht mit und macht sich seine eigenen Gedanken. Besonders gut gelingt es der Autorin, den Verdacht von einer Person auf die nächste zu lenken, sodass der Leser irgendwann genauso wenig weiß wie Ruth, wem man eigentlich noch trauen kann. Cliffhanger am Ende der Kapitel, Wechsel im Handlungsstrang, ein flottes Erzähltempo und stetig steigende Spannung sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag; spätestens auf den letzten hundert Seiten kann man dies auch nicht mehr. Gefesselt blättert man Seite um Seite weiter, atemlos und mit dem Drang, endlich hinter das Geheimnis des Ganzen zu kommen.

Die gewählte Zeitform, Präsens, vermittelt den Eindruck, dass man als Leser direkt dabei ist, dass sich dies alles gerade in diesem Moment abspielt. Zudem ist es dem Erzähler auch nicht möglich, Andeutungen auf zukünftiges Geschehen zu machen, wodurch der Leser nie mehr weiß als die Figuren.

Sehr gut gelungen ist es Elly Griffiths außerdem, Details und Fachausdrücke rund um das Thema Ausgrabungen dem Leser aus dem Zusammenhang heraus nahe zu bringen, ohne dabei belehrend zu wirken. So entnimmt der Leser diese Informationen Dialogen zwischen Ruth Galloway und Harry Nelson, der sich ebenfalls nicht mit Archäologie und Opferritualen auskennt. Zudem ist aus jeder Zeile ersichtlich, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat, und verpackt alle wichtigen Informationen auf interessante Weise in der Geschichte.


Figuren
Die Figuren erwecken die Buchstaben zum Leben. Jede einzelne sieht der Leser regelrecht vor sich und man ist überzeugt, dass Elly Griffiths sich diese farbenfrohen Charaktere unmöglich ausgedacht haben kann – egal, ob es sich nun um Dr. Ruht Galloway, DCI Harry Nelson oder auch ‚nur‘ um die Nebenfiguren wie Shona, Erik oder Cathbad handelt. An dieser Stelle möchte ich mich auf die beiden wichtigsten Figuren beschränken:
Da das Geschehen meist aus Ruths Sicht wiedergeben wird, fühlt man sich schnell mit ihr verbunden. Sie ist dem Leser direkt sympathisch, gerade weil sie alles andere als perfekt ist. Sie ist etwas übergewichtig, 39 Jahre alt, ledig und liebt ihre Katzen mehr als alles andere auf der Welt. Für sie sind ihre pelzigen Begleiter kein Kinderersatz, vielmehr sind Kinder ein Katzenersatz. Als forensische Archäologin schlittert sie in die Ermittlungen rund um die verschwundene Scarlet hinein, ohne es zunächst recht zu wollen und ohne sich schließlich aus dem Sog der Ermittlungen befreien zu können.
Chief Inspector Harry Nelson ist dafür verantwortlich, dass Ruth sich unversehens mitten im Geschehen befindet. Er wirkt zunächst wie ein arroganter Mistkerl, zeigt jedoch schon bald eine sympathische, ja sogar sensible Seite. Er ist gerne bei der Polizei, „schätzt die Kameradschaft, die langen Arbeitszeiten, die körperliche Anstrengung und das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun“ (S. 31). Er hat seinen ganz eigenen Charme, mit dem er Ruth und den Leser trotz seiner schroffen Art für sich gewinnt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch liegt sehr gut in der Hand, was sicherlich daran liegt, dass es nicht sonderlich dick ist. Der Schutzumschlag ist in Grautönen gehalten, interessant und passend zum Inhalt gestaltet. Unter dem Umschlag befindet sich ein komplett schwarzes Buch, Titel und Name der Autorin sind in weiß auf dem Buchrücken aufgebracht. Ein hellgraues Lesebändchen komplettiert das Buch.
Schlicht, aber schön. 

Zu Beginn des Buches ist eine Karte abgedruckt, die die Orientierung erleichtert bzw. dem Leser die Möglichkeit gibt, sich ein genaueres Bild von der Umgebung zu machen - was aufgrund der gelungenen Beschreibungen der Autorin jedoch nicht unbedingt notwendig ist. Am Ende des Buches befindet sich dieselbe Karte noch einmal.


Fazit
So soll ein Krimi sein! Spannend bis zum Schluss, hervorragend ausgearbeitete Figuren und eine nicht vorhersehbare Auflösung des Falls. Absolut empfehlenswert!


5 Sterne 


Hinweise
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