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Die Legende erzählt, das EL NIÑO, die bekannte äquatoriale Strömung, ihnen eines Tages einen Schiffbrüchigen auf einem Floß angetrieben hat. Der Mann erzählte, dass er der Nachkomme eines geheimnisvollen Piraten aus dem Pazifik sei. Darauf machten sie ihn zu ihrem Anführer, und er erfüllte sie mit Hoffnung.

 

  Autor: Christian Perrissin
Illustration: Boro Pavlovic
Verlag: Mosaik Steinchen für Steinchen
Erschienen: 06/2009
ISBN: 978-3-937649-47-4
Seitenzahl: 112 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Vera, eine junge, dynamische Frau, die für das Rote Kreuz arbeitet, muss erfahren, dass sie einen Bruder hat. Diesen ließ ihr Vater einst zurück, als er Vera aus der Ukraine mit nach Frankreich nahm. Doch ihr Bruder scheint verschollen, vor 5 Jahren kam ein letzter Brief an die Zigeuner, bei denen er aufwuchs. Vera macht sich auf die Suche nach ihm und folgt seinen Spuren von Tahiti bis nach Ecuador, wo er das Leben eines Piraten zu führen scheint. Doch die junge Frau begibt sich bei ihren Nachforschungen in ernste Gefahr…

Christian Perrissin hat eine ebenso fesselnde wie unterhaltsame Geschichte inszeniert, deren erste zwei Bände in diesem Buch zusammengefasst wurden. Eine Story über eine gefahrvolle, actionreiche, aber auch dramatische Suche nach dem letzten Angehörigen einer jungen Frau, eine Reise in die ärmsten Gebiete Mittelamerikas…


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Comic - geschildert aus Veras Sicht - beginnt mit bewegenden und schockierenden Bildern aus Ostafrika, wo die junge Krankenschwester humanistische Arbeit für das Rote Kreuz leistet. Im Laufe der weiteren Geschichte führt er in die Lebensbedingungen auf Tahiti und in Ecuador, besonders in die Armutsviertel, und den verzweifelten Kampf des Roten Kreuzes gegen Armut und Krankheit ein.

Die zeichnerische Qualität bewegt sich überwiegend im oberen Mittelfeld. Landschaften sind, wenn auch zu den Horizonten hin einfacher, überzeugend und mit kräftigen, aber nicht übertrieben knalligen Farben gestaltet. Kraftvoll fallen besonders das intensive Himmelsblau, das Türkis des Meeres und das saftige Grün der Pflanzen aus. Hiervon setzt sich Veras Alptraum monochrom mit rotbraun-cremefarbener Tonung ab, eine Erinnerung einer alten Zigeunerin passend in Sepia. Die Bilder fallen kontraststark aus, was ihnen Tiefe verleiht; mit Schatten geht der Illustrator eher sparsam um, setzt sie aber gelegentlich ein, um bestimmte Merkmale, wie Veras dunkle Augenpartie, hervorzuheben. Übersichten von Städten, Inseln, Häfen oder dem Elendsviertel Las Malvinas sind eindrucksvoll gestaltet, verdeutlichen die Größe und werden naturgemäß in die Ferne immer dunstiger. Portraits können ebenfalls überzeugen, sind ansprechend mit kontrastreichen Zügen gezeichnet, zwar nur selten vollkommen, sondern meist etwas schlichter, aber trotzdem hochwertig umgesetzt. Gerade das Mimikspiel der Figuren passt zu den jeweiligen Szenen und bringt die Gefühle glaubhaft rüber. Allerdings sind manche Abschnitte recht grob gezeichnet, dann sind Straßenzüge und Personen eher angedeutet denn fein erstellt. Da diese Passagen aber recht kurz ausfallen, stören sie das Lesevergnügen nicht sonderlich.

Der Illustrator lässt es sich nicht nehmen, etwas sachte Erotik einzubauen und Vera auch mal nackt zu zeigen, indem er sie unter der Dusche und – als dann das Telefon klingelt – dann auch entkleidet im Zimmer zeigt. Hierbei präsentiert er seine Hauptfigur in sinnlichen und ästhetischen Posen. Deutlich verhaltener und knapper gehalten sind zwei Sex-Szenen, so dass diese ein ganz natürlicher Bestandteil der Geschichte werden, ohne einen aufdringlichen, geschweige denn pornografischen Eindruck erwecken.

Bei den Hintergründen macht es sich der Zeichner immer mal wieder einfacher, indem diese – in der Farbgestaltung der Umgebung – unifarben gehalten sind, oder aber schlichtweg einfach nur weiß ausfallen. Die meisten Bilder sind jedoch mit dem passenden Umfeld, mal mehr, mal weniger aufwendig, versehen.

Die Texte fügen sich so in die Geschichte ein, dass sie nie störend wirken oder wichtige Aspekte des Bildinhaltes verbergen, entsprechend dem üblichen Comicstil sind sie natürlich durchweg großgeschrieben. Sehr angenehm ist, dass Abkürzungen und Fremdworte direkt, als Fußnoten am unteren Seitenrand, erklärt werden.


Aufmachung des Comics
Dieses Buch beinhaltet eine Zusammenfassung der ersten beiden Teile der EL NIÑO-Reihe und ist als gebundenes Werk mit festem Einband aufgelegt. Das A4-Format ist gerade noch handlich genug, fordert im heimischen Buchregal aber entsprechend Platz, um 'artgerecht' untergebracht zu werden. Die Verarbeitung ist mustergültig, der Einband, die Bucheinschläge und das seidenmatte Papier sind von hoher Qualität. Das Cover zeigt Vera vor einem blau marmorierten Hintergrund, zwei Palmen im Sturm sind erkennbar eine Andeutung auf eine der Szenen im Comic.
Die Bucheinschläge sind vorne wie hinten mit groben Bleistiftskizzen in hellbrauner Tonung versehen, auch wenn sich die Darstellungen nicht mit denen des Inhalts decken – eine erste Aussicht auf den nächsten Band? Im Anschluss an die Geschichte finden sich auf 8 Seiten Skizzen, Planungen und Umsetzungen, mit der die Entstehung des Comics dokumentiert wird.


Fazit
Der erste Band von EL NIÑO handelt von der abenteuerlichen und gefahrvollen Suche einer draufgängerischen, aber liebenswerten Protagonistin nach ihrem vermissten Bruder, von deren Existenz sie erst vor kurzem erfuhr. Die Zeichnungen des französischen Comics sind überwiegend hochwertig und wissen mit dramatischen, gelegentlich gar bewegenden Szenen Spannung rüberzubringen und den Leser zu fesseln. Eine Reise, die sich lohnt.


4 Sterne


Hinweise
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