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Frankreich, im Revolutionsjahr 1793: um dem Schafott zu entkommen, hat sich die Adelige Marie-Provence de Serdaine in einem verlassenen Schloss versteckt. Niemand weiß von ihrem Schwur, den eingekerkerten Königssohn zu retten. Unter falschem Namen erlangt die junge Frau eine Anstellung beim Arzt des Kindes, wo sie auch dem bürgerlichen Andrè Levallois näher kommt. Andrè ist ein Pionier der Ballonfahrt – dies bringt Marie auf einen tollkühnen Gedanken: Wird sie das gefangene Königskind womöglich mit Hilfe einer Montgolfiere aus dem Turmverlies befreien können?

 

  Autor: Tania Douglas
Verlag: Rowhlt
Erschienen: 2. November 2009
ISBN: 978-3499252525
Seitenzahl: 592 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Reiz des Fliegens und in diesem Fall mit einem Ballon, ist ein Thema, das bei historischen Romanen – aus auf der Hand liegenden Gründen – fast gar nicht vorkommt. Tania Douglas hat ihre Geschichte von der Rettung König Louis-Charles XVII rund um dieses reizvolle Thema gesponnen. Glaubhaft und nachvollziehbar erfährt man viel über die Technik und ersten Flugversuche mit Ballonen.


Stil und Sprache
Liebhaber des Genres historischer Romane haben nicht ganz zu unrecht, wenn sie Bücher mit „Die…in..“ ablehnen. Meist suggerieren diese Titel wie „Die Seidenweberin“, Die Malerin“, „Die Kürschnerin des Königs“, „Die Schreiberin des Herzogs“…(fiktive Titel!) usw. schon von vornherein Trivialliteratur - was sich leider sehr oft bestätigt. Gestehen muss ich, dass ich auch bei diesem Buch etwas skeptisch war, was mich wohl erwarten würde. Ich wurde allerdings sehr positiv überrascht. Die Sprache ist einfach, aber passend schnörkellos und treffend pointiert, so dass der Leser rasch und übergangslos in die Geschichte gezogen wird. Der Spannungsbogen ist nicht nervenaufreibend, wird aber stets leicht angezogen, sodass die Erzählung nie ins Langweilige abgleitet.
Die Einblicke in den Alltag und die Ängste der Menschen nach dem gewaltigen Umbruch 1793 vermittelt die Autorin sehr anschaulich und realistisch. Auch die Hintergründe der damaligen Zeit sind sehr gut recherchiert, auch wenn sich die Autorin natürlich die Freiheit genommen hat, so manches abzuändern, um es für ihre Geschichte passend zu machen. Dennoch lässt sich sagen, dass es so gewesen sein könnte und diese kleinen glaubhaften Änderungen sind für einen Roman allemal legitim.


Figuren
Die Figuren sind zweifelsohne Douglas Stärke! Die Protagonistin, Marie-Provence, ist zwar hübsch (es spricht ja auch nichts dagegen), aber nicht so perfekt wie man sie aus vielen „seichten“ Romanen kennen mag. Als Leser ist man oft gewillt zu fragen, was dieses Mädchen eigentlich treibt, so naiv und stur zu handeln und somit ihre ganze Zukunft aufs Spiel zu setzen. Aber gerade dieses Unperfekte macht den Reiz dieser Figur aus und wirkt glaubwürdig und nachvollziehbar. Auch die anderen Figuren, wie Marie-Provences Vater oder auch ihr geliebter Andrè, sind alles andere als strahlende und fehlerlose Helden. Ebenso haben aber auch die Antagonisten nicht nur schlechte Seiten und Tania Douglas zeigt die kranke Seele von Marie-Provances „Feind“ Cédric Croutignac mit sehr viel Empathie. Die vielschichtigen Figuren sind das Highlight dieses Buches!
Einzig für mich nie wirklich nachvollziehbar in diesem Buch war das extreme Engagement, das die Protagonistin hinsichtlich der Befreiung des jungen Königs an den Tag legte. Tania Douglas hat zwar versucht, dies realistisch darzustellen, aber so wirklich klar und glaubhaft war dies für mich allerdings nicht. Schon gar nicht dahingehend, dass Marie-Provence all ihre Zukunft, ihre Liebe und auch ihr Leben aufs Spiel setzt, um ein Kind zu retten, das sie aus Besuchen mit ihrer Mutter bei Hofe kennt. Dies war aber auch der einzige Punkt, der für mich einfach nicht ganz schlüssig war.


Aufmachung des Buches
Leider wieder einmal nur eine Taschenbuchausgabe.
Diese jedoch ist sehr schön und enthält interessante Details. Auf dem in verschiedenen Beigetönen schattiertem Umschlag sieht man eine junge Frau in einem Ballonkorb (allerdings im Stile des späten 19. Jahrhunderts) und der Ballon schwebt über einer Stadt (Paris?). Im Inneren des Buches findet man noch einen Stadtplan von Paris, auf dem die wichtigsten Schauplätze markiert sind. Eine Übersichtsliste der Romanfiguren, eine Bibliographie und Anmerkung und Danksagung der Autorin finden sich hinten im Buch. Hilfreich ist noch das Glossar mit vielen französischen Ausdrücken. Dieses Glossar hätte m.E. noch ausführlicher sein können, da im Buch sehr viele französische Ausdrücke vorkommen, die man - wenn man der Sprache nicht mächtig - nicht verstehen kann.


Fazit
4 Sterne bedeuten „Lesevergnügen“ und ein Lesevergnügen ist dieses Buch allemal. Leicht zu lesen, flüssig und mitreißend erzählt, interessante historische Einblicke, tolle Erklärung über die Entwicklung der Ballonfahrt und vor allem vielschichtige und lebendige Figuren.
Um abzutauchen in die Welt Ende des 18. Jahrhunderts ist dieses Buch absolut zu empfehlen!


4 Sterne


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