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Der Rücken des Toten war mit blutigen Striemen übersät. Die Leiche trug Handschellen und eine Dornenkrone. In ihre Brust waren die Worte „Markus 15,15“ geritzt.
Eine grausige Mordserie erschüttert die Ewige Stadt. Die Opfer: junge Männer, mit deren Leichen der Kreuzweg Christi nachgestellt wird. Eine Station an jedem neuen Tag. Die Spuren führen weit zurück in die Vergangenheit – und hinter die hohen Mauern des Vatikans.

 

  Autor: Arno Strobel
Verlag: dtv
Erschienen: 09/2009
ISBN: 978-3-423-21136-9
Seitenzahl: 317 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eine grausige Mordserie schockiert Rom. Die Opfer sind junge Männer, mit deren Leichen jeden Tag eine Station des Kreuzweges Christi dargestellt wird. Commissario Daniele Varotto, Leiter der „Sonderkommission Judas“, steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Deshalb wird ihm vom Justizministerium ein Experte für religiös inspirierte Logen und Bruderschaften zur Seite gestellt: Der Deutsche, der sich Matthias nennt und in einem sizilianischen Kloster lebt, hat wenige Jahre zuvor die katholische Kirche vor dem sicheren Untergang bewahrt (s. „Magus – Die Bruderschaft“). Gemeinsam mit der Journalistin Alicia stoßen die beiden bei ihren Nachforschungen auf eine Reihe von Kindesentführungen, die über zwanzig Jahre zurückliegen und nie aufgeklärt wurden.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit einer Art Prolog, der 17 Jahre vor der eigentlichen Geschichte spielt. Darin beobachtet ein Zeuge die Entführung eines kleinen Jungen. Damit kann man als Leser zunächst nicht viel anfangen, man sollte es aber im Hinterkopf behalten. Dann gibt es einen Sprung ins Jahr 2005 und Knall auf Fall sind wir mitten im Geschehen. Wir treffen auf Daniele Varotto und einen Leichenfund, gestaltet nach der 5. Kreuzwegstation. Die Spannungskurve beginnt direkt auf hohem Niveau und, man hält es kaum für möglich, sie lässt sich tatsächlich noch steigern. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die enorme Geschwindigkeit, mit der der Commissario und mit ihm der Leser durch die Handlung hetzen. Die ganze Geschichte spielt innerhalb von nur vier Tagen. Um sich nicht mit langen Beschreibungen der Örtlichkeiten aufhalten zu müssen, gibt es Datums- und Ortsangaben oberhalb der Kapitel und Abschnitte. Am vierten und letzten Tag kommt noch die Angabe der Uhrzeit hinzu. Weder Daniele Varotto noch der Leser haben Zeit zum Verschnaufen.
Die Handlung wird in der dritten Person erzählt, mit häufig wechselnden Perspektiven. Diese Wechsel sind gut an den Ortsangaben über dem Abschnitt zu erkennen. Der Leser erfährt nicht nur die Gedanken und Handlungen der ermittelnden Beamten, in etlichen Abschnitten begleitet der Leser auch die Täter und kann ihnen über die Schulter schauen. Um die Spannung nochmals zu erhöhen, gibt es Passagen, in denen die agierenden Personen nicht näher bezeichnet werden.
Strobels Sprache ist sehr direkt, aber dennoch so, dass von Personen und Orten ein gutes Bild entsteht. Die Erläuterungen, wie der Mörder es schafft, dass die Leichen in der von ihm gewünschten Position bleiben, ist ausführlich und bestimmt nicht jedermanns Sache.
Rückblicke sind teilweise kursiv gedruckt und heben sich so gut vom Textbild ab.

„Castello Cristo“ spielt zeitlich gesehen vier Jahre nach Strobels Roman „Magus - Die Bruderschaft“ und bildet eine, jedoch in sich abgeschlossene, indirekte Fortsetzung. Wer die Möglichkeit hat, sollte mit „Magus“ beginnen. Da in „Castello Cristo“ einige Fakten aus dem vorherigen Buch detailliert erwähnt werden, wird dem Leser ein Teil der Spannung genommen.


Figuren
Die Hauptfiguren sind Commissario Daniele Varotto und der Deutsche, der sich Matthias nennt. Gerade über ihn gibt es etliche Andeutungen und nichts ist so wie es scheint. Matthias hat große Schuld auf sich geladen („Magus“) und lebt zurückgezogen in einem Kloster auf Sizilien. Durch merkwürdige, zunächst nicht durchschaubare Absprachen zwischen Justizministerium und Kirche, wird er gezwungen, an diesen Mordfällen als Experte mitzuarbeiten. Sein Unbehagen darüber wird gut vermittelt. Nach und nach erfahren wir die gesamten Hintergründe, natürlich immer schön Häppchenweise, und seine Handlungen und Gedanken werden noch transparenter.
Commissario Varotto ist von der Einmischung eines Außenstehenden überhaupt nicht begeistert und dann noch ein Mann der Kirche. Er hat seinen Glauben an Gottes schützende Hand in dem Augenblick verloren, als seine über alles geliebte Frau Francesca durch einen schrecklichen Unfall ums Leben kam. Er selber leidet seither unter schweren Panikattacken und ist in psychotherapeutischer Behandlung. Ausgerechnet er trifft nun auf Matthias mit seinem unbedingten Gottvertrauen. Das gibt jede Menge Spannungen, die der Autor glaubwürdig dargestellt hat. Beide Figuren sind mit einem ausführlichen Hintergrund ausgestattet. Das macht sie dreidimensional.
Die Dritte im Bunde ist Alicia Egostina, eine Journalisten mit guten Beziehungen zum Vatikan und pikanterweise die Freundin von Varottos verstorbener Frau. Er hat nach Francescas Tod jeden Kontakt zu ihr abgebrochen. Auch diese Figur ist gut dreidimensional dargestellt.
Es gibt einige Nebenfiguren, weitere Polizisten, Mitarbeiter der Zeitung, Mitglieder des Klerus im Vatikan, auch der Papst spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Über diese erfährt man genau so viel, wie es nötig ist.
Auf jeden Fall gehört in diese Aufstellung auch noch der Drahtzieher des Ganzen. Seine Identität bleibt lange im Dunkeln, auch wenn es hier und da schon mal klitzekleine, verdeckte Hinweise gibt. Sein Motiv hat mich auf jeden Fall völlig überrascht. Es wird jedoch schlüssig präsentiert und ist damit gut nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
„Castello Cristo“ ist im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen. Damit ist klar, in welcher Form es vorliegt. Das Cover ist relativ dunkel gehalten und zeigt im oberen Teil den Kreuzgang eines Klosters. Im Hintergrund verschwindet ein Mönch gerade in einem Durchgang. Je nach Lichteinfall sieht es so aus, als ob in den Kreuzgang von links die Sonne herein scheinen würde, toll gemacht. Darunter steht der Titel des Buches in gelben Buchstaben.
Die Rückseite ist mattschwarz und beinhaltet neben einer kurzen Zusammenfassung des Inhaltes auch eine Abbildung des Covers von „Magus – Die Bruderschaft“.

Auf der ersten Seite befindet sich die ausführliche Inhaltsangabe zusammen mit einem kurzen Lebenslauf des Autors.
Der Text beginnt mit einem Prolog, der zeitlich 17 Jahre vor der eigentlichen Geschichte spielt und endet mit einem Epilog „drei Monate später“. Insgesamt gibt es 77, teilweise sehr kurze, Kapitel, die immer noch mal in einzelne Abschnitte unterteilt sind. Hilfreich bei der Orientierung sind die schon erwähnten Orts- und Datumsangaben. Aufgrund der kurzen Kapitel bzw. Abschnitte ist man immer versucht, doch noch schnell den nächsten Abschnitt zu lesen. Die atemlose Spannung trägt natürlich auch dazu bei.


Fazit
Arno Strobel hat einen genialen Plot erdacht, den er in ein Buch mit atemberaubender Spannung umsetzen konnte. Seine Charaktere sind durchweg glaubwürdig, gerade auch aufgrund der Ecken und Kanten, die er ihnen verpasst hat. Dieses Buch trägt die Bezeichnung „Thriller“ zu Recht und sorgt für höchsten Lesegenuss. Strobel ist ein gutes Beispiel, dass auch deutsche Autoren in der Lage sind, nervenaufreibende Thriller zu schreiben.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Magus - Die Bruderschaft

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