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Kategorie: Krimis

‚Es ist lange her, aber ich würde den Mörder jederzeit wieder erkennen’. Dieser Satz ist für den alten Treves, den bekannten Anwalt, das Todesurteil. Denn der Mörder fühlt sich bedroht… Superintendent Battle sieht sich einem so faszinierenden Fall gegenüber, dass er sogar seinen Urlaub vergisst.

 

  Autor: Agatha Christie
Übersetzer: Rebecca Gablé
Verlag: Fischer
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-596-18381-4
Seitenzahl: 267 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Seitdem ihr Mann bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, lebt Lady Tressilian allein mit ihren Bediensteten auf Gull’s Point. Sie hat nur noch ihren Ziehsohn Nevile Strange und dessen zweite Frau Kay, die sie aber nicht wirklich mag. Auch seine erste Frau Audrey kommt noch regelmäßig im September zu besuch. Eben diesen Besuch möchte Nevile nutzen, um die beiden Frauen, Kay und Audrey, einander näher zu bringen. Sie sollen Freundinnen werden, um sein schlechtes Gewissen wegen der Trennung von Audrey zu beruhigen. Sowohl Lady Tressillian als auch Kay können sich nicht wirklich mit dieser Idee anfreunden, allein Audrey sieht dies als Chance sich mit Nevile zu versöhnen. Zu dem Treffen sind weitere Personen, alles Freunde der Familie, eingeladen. Wie bereits von der Lady befürchtet, ist der Urlaub auf Gull’s Point für die Beteiligten eher belastend als entspannend. Als dann auch noch der alte Mister Treves, ein Freund von Lady Tressillian, an Herzversagen stirbt, sinkt die Stimmung auf den Nullpunkt. Zwischen Kay und Audrey herrscht nur noch Spannung und Kay muss feststellen, dass Nevile offensichtlich mehr von Audrey will als nur Freundschaft. Nach mehreren Streits, auch zwischen Nevile und Lady Tressillian, wird sie eines Morgens tot in ihrem Bett gefunden. Superintendent Battle, der in der Nähe bei seinem Neffen Inspektor Leach Urlaub machte, wurde zur Aufklärung des Mordes gerufen. Die Beweislage ist erdrückend, Fingerabdrücke, Zeugenaussagen, alles deutet auf den jungen Nevile Strange hin. Doch irgendetwas scheint nicht zu stimmen, und Battle beginnt zu zweifeln.


Stil und Sprache
‚Towards Zero‘, so heißt der Titel im englischen Original, ist etwas Besonderes. Das Verbrechen beginnt nicht mit dem Mord, sondern weit vorher. Und so hat Agatha Christie gut die Hälfte des Buches der Vorgeschichte um den Mord gewidmet. Der geneigte Leser denkt anfangs immer öfter, wann passiert denn der Mord. Doch mit fortschreitender Seitenzahl zieht ihn Agatha Christie auf ihre gewohnte Art in den Bann. Selbst ohne Verbrechen wird das Buch nicht langweilig und die Spannung steigert sich stetig. Sogar der erste Todesfall ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern liefert weitere wichtige Details, um die folgende Tat zu verstehen. Sie geht dabei tief in die Seele der Beteiligten und offenbart die Psyche des Täters. Aber es wäre kein Christie Roman, wenn nicht auch etwas Mysteriöses zum Tragen käme. So überrascht das Ende und hält einige Aha-Ausrufe bereit. Liebevoll und detailreich beschreibt sie die typisch englischen Szenen. Man merkt sofort wo der Krimi spielt und findet sich vor allem in Agatha Christies eigenem Stil wieder. Das Buch teilt sie in drei Akte ein, dem Vorspiel oder der Vorstellung der Beteiligten, der Geschichte bis zum Mord sowie der eigentlichen Aufklärung des selbigen. Überraschend, aber auf keinen Fall negativ ist die Zeit, die vergeht, bis der Mord passiert. Durch das intensive Kennenlernen der Personen und Geschehnisse schafft sie eine extreme Nähe für den Leser. Und obwohl am Ende alles klar zu sein scheint, wird man trotzdem ordentlich überrascht.


Figuren
Die Charaktere sind das klare Highlight dieses Romans. Sehr detailreich und für den Leser durch die Tiefe extrem authentisch, beschreibt sie ihre Personen. Es gibt nur wenige Nebendarsteller wie zum Beispiel Hurstaller, der Gärtner oder Barrett, das Mädchen von Lady Tressillian. Sie sind nur oberflächlich beschrieben aber trotzdem so genau, dass sie für die Geschichte ihre Funktion erfüllen. Als besonderes Schmankerl kann der Leser die Tatsache betrachten, das er selbst versuchen kann durch die Geschichte hindurch die Personen zu analysieren. Überraschend ist vor allem die Wandelbarkeit und was Hass aus einem Menschen machen kann. Nevile Strange wirkt abgeklärt und alles beherrschend. Als Vollblutsportler weiß er sich zu kontrollieren. Er hat offensichtlich Gewissensbisse, weil er seine erste Frau Audrey für Kay verlassen hat. Er möchte sich mit ihr versöhnen und organisiert das Treffen bei seiner Ziehmutter. Als alle Beweise auf ihn hindeuten, versteht er die Welt nicht mehr. Kay ist die energievolle Powerfrau, die weiß was sie will und Audrey scheint von der Situation eingeschüchtert zu sein. Sie wirkt verletzlich und unsicher. Alles was das Herz begehrt, ist hier vertreten.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist Teil der Agatha Christie Reihe des Fischer Verlages. Das Cover ziert eine schummrige Nachtaufnahme einer Couch im Cotton-Stil, die von einer kleinen Lampe beleuchtet wird. Im unteren Drittel befindet sich die Unterschrift von Agatha Christie und der Titel des Buches. Ein Nachwort, welches die Entstehung des Buches würdigt, befindet sich am Ende der Geschichte.


Fazit
Agatha Christies Tochter sagt, dies sei einer der Lieblingsromane ihrer Mutter und die New York Times meint, es wäre der beste Christie Roman. Ich kann mich dem nur anschließen, auch ohne Hercule Poirot oder Miss Marple ist ihr hier ein spannendes Meisterwerk gelungen.


5 Sterne


Hinweise
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