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Beim Atem des Drachen!

Es gibt keine erfundenen Geschichten. Alle Geschichten passieren in Wirklichkeit...

Das muss auch der 15 jährige Charly, ein Computergenie erfahren: Vor drei Jahren fand er eine Kiste mit den Tagebüchern des Schriftstellers Michael Klondeik. Die Geschichten und Bilder aus Wildernacht, dem Land im Westen, faszinierten ihn so sehr, dass er, anstatt zur Schule zu gehen, ein Computerspiel baute. Darin verteidigt er, zusammen mit dem Tafelritter Galahad und Sally Wild Blanche, der letzten der drei Wilden Frauen des Feuers, die Welt der Menschen vor Merlins Rache.

Doch als Charly den Showdown des letzten Levels besteht, vereinigen sich beide Welten: Galahad, der uralte Tafelmann, steht plötzlich bei ihm in Berlin und gemeinsam brechen sie auf, um diejenige zu finden, die unsere Welt retten kann: Fli-Fla, die Tochter von Sally Wild Blanche....


  Autor: Joachim Masannek
Verlag: Egmont Franz Schneider Verlag
Erschienen: Oktober 2009
ISBN: 978-3-5051-2597-3
Seitenzahl: 443 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Handlung des Wilder Nacht Romans beginnt rund 15 Jahre nach Kladde 02. Charly, ein 15 jähriger Junge, fand vor einigen Jahren die Tagebücher von Michael Klondeik, und zwar versenkt, an dem Platz, an dem damals alles begann. Er liest sie immer und immer wieder, ja verschlingt sie förmlich. Schließlich baut er unter Zuhilfenahme der Tagebücher ein Computerspiel im Universum von Wilder Nacht. Die Schule lässt er einfach sausen, da sind eh keine Eltern die sich um ihn kümmern. Durch dieses Spiel wird er zum Bindeglied zwischen den Welten, er ermöglicht schließlich Galahad und Sally Wild Blanche, sowie einigen anderen, in unsere Welt zu kommen. Hier, in den Sümpfen des Spreewaldes, kommt es zu dem alles entscheidenen Kampf.

Masannek setzt seine Erzählungen um Wilder Nacht auf originelle Weise fort. Der Leser wird allerdins zuerst einmal enttäuscht, hätte man doch erwartet, das die Handlung nun im Westen spielt. Doch wiederum befinden wir uns, wie ganz zu Beginn, in Berlin, während im Westen bei einem Baum, der "flüsternder Riese " genannt wird, die letzte Schlacht geschlagen wird. Der Rest der Geschichte, die dann beinahe das gesamte Buch ausmacht, spielt in Berlin. Doch die gesamte Handlung ist nun viel flüssiger und nicht mehr so kantig wie die "Kladden" es zu Beginn waren. Eben ein richtiger Roman und keine Tagebücher mehr.


Stil und Sprache
Wilder Nacht entwickelt sich mehr und mehr zu einem sehr gesellschaftskritischen Gesamtwerk, das Tolle daran ist, dass all dies so geschrieben wurde, dass es auch Jugendliche begreifen und sich hoffentlich auch das eine oder andere davon zu Herzen nehmen. Der Schreibstil ist unkompliziert und jugendgerecht. Selbst die Gedichte zu Beginn jedes Kapitels sind nicht zu geschwollen. Auch die Handlung selbst ist nicht zu blutig, das Erzähltempo aber ist sehr hoch und hält sicher auch den jungen ungeduldigen Leser bei der Stange. Die Spannung ist ebenfalls auf einem durchgehend hohen Niveau. Ich persönlich hätte es schön gefunden wenn es auch mal einige ausschmückende Elemente gegeben hätte, aber die Meinung eines "alten Sacks", wie ich einer bin, zählt hier nicht. Immer wieder kommt es zu Höhepunkten in der Handlung, immer wieder wird es so eng, das man glaubt, jetzt ist es aus.

Der Plot ist facettenreich und alles andere als einfach gestrickt. Geschickt ist alles ineinander verwoben, allerdings gibt es einigen Stellen, an denen man dann doch gerne etwas mehr erfahren würde. Für die angepeilte Zielgruppe dürfte es allerdings in der vorliegenden Form bereits komplex genug sein.


Figuren
Die Figuren sind, wie bisher auch, etwas blass. Wenigstens verzichtet Masannek auf allzu viel Schwarz-Weiss Malerei. Die Grenzen zwischen den Guten und den Bösen verschwimmen immer wieder, ja selbst die Ziele, die Merlin verfolgt, sind nicht ganz und gar böse, nur der Weg, den er eingeschlagen hat, ist der falsche. Auf die Emotionen, die Gedanken und Gefühle der Charaktere wird nur unzureichend eingegangen. Hier wünscht man sich des öfteren etwas greifbarere Statisten, identifizieren kann ich mich bis heute mit keiner einzigen, der Figuren. Ihr ganzes Handeln ist einfach zu statisch, zu vorhersehbar. Überraschungen gibt es keine. So sind leider alle nur "stereotype Statisten", die beliebig austauschbar sind - Galahad könnte auch Aragorn sein. Nur Ko-Khalas Geheimnis, das nun endlich gelüftet wird, hat ein wenig Potenzial, das aber leider verschenkt wird. Es gibt aber auch keine Logikfehler und dank des flüssigen Schreibstils bleibt das Lesevergnügen, trotz vieler Schwächen nicht auf der Strecke.

Man sollte die Messlatte hier auch nicht zu hoch ansetzen, denn schließlich soll ein 12- jähriger Spass an dem Buch haben.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist sehr schön gebunden und besitzt keinen Schutzumschlag. Dieser ist aufgrund des hochwertigen, sehr haltbaren Kartons, der verwendet wurde, auch nicht notwendig. Bemerkenswert ist, das auch an ein rotes Lesebändchen gedacht wurde. Das findet man bei Jugendbüchern eher selten.

Das Cover zeigt den Drachen, der als Airbrush Gemälde eine gekachelte Wand ziert. Als auffälliger Hotspot wurde das Auge des Drachen, ebenso wie der Autorenname, glänzend mit Spotlack hervorgehoben. Auf dem Buchrücken ist es der gesamte Drache, der - auf dem sonst matten Karton - glänzt. Dies sind schöne Details, die das Buch sehr hochwertig erscheinen lassen.

Auch gibt es wieder atmosphärische Illustrationen, im gleichen Stil wie sie bereits in den Kladden zu sehen waren. Positiv ist, dass sie diesmal nicht den Text überlagern, so dass man sie uneingeschränkt genießen kann. Allerdings sind es auch nicht so viele wie in den Kladden. Das verwendete Papier fühlt sich hochwertig an und hinterlässt nicht den Eindruck einer Billig Produktion, die angesichts des günstigen Preises durchaus vermuten könnte. Fehlanzeige! Das schwarze Vorsatzpapier rundet den guten Gesamteindruck gekonnt ab und fügt sich bestens in die Gesamtgestaltung ein. Das gesamten Buches ist durchweg sehr liebevoll produziert und kann in allen Punkten voll überzeugen. Der Kaufpreis von 14,95 Euro lässt es schon beinahe als Schnäppchen erscheinen, denn soviel Ausstattung bekommt man so gut wie nie für so wenig Geld.


Fazit
Hier bleibt mir nur eines zu sagen: Kaufen sie dieses Buch ihren Kindern und werfen sie selbst einen Blick hinein. Es setzt sich sehr kritisch mit den allermeisten Problemen von Jugendlichen in der heutigen Zeit auseinander. Der zunehmende Handywahnsinn, sinnloses Töten in Computerspielen und vieles mehr sind hier so eingearbeitet, dass man sich auch mal Gedanken darüber macht. Das Beste daran ist, dass niemals der pädagogische Zeigefinger erhoben wird, so das auch der sich selbst Ertappende nicht die Lust am Lesen verlieren dürfte.

Auch ohne die Kladden gelesen zu haben lässt sich das Ganze lesen, ich würde aber empfehlen diese zuvor zu lesen. Die gesamte Handlung wird dann einfach viel runder und verständlicher. Ob es eine weitere Fortsetzung geben wird, lässt sich noch nicht sagen. Das vorliedende Buch schließt die in Kladde 01+Kladde 02 begonnene Handlung, sehr befriedigend ab, lässt aber Raum für eine Fortsetzung.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Egmont Franz Schneider Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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