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Prag, im frühen 19. Jahrhundert: Mit Einbruch der Dunkelheit kehrt die Angst in Prag ein, denn die Nächte der Stadt werden von blutgierigen Vampiren beherrscht - allen voran Graf Jiri, Anführer der Vampire. Auf seinen pompösen Bällen wählt er schöne junge Frauen als Beute für die Orgien der Vampire aus.

Ein Objekt seiner Begierde ist auch Karolina, eine junge Adelige. Auf der Flucht vor Graf Jiri wird sie von einem geheimnisvollen Mann gerettet: Fürst Dominik Karolyi. Vom ersten Moment an ist Karolina von dem düsteren Dominik fasziniert, nicht ahnend, dass auch er zu den Vampiren gehört und von Graf Jiri höchstpersönlich erschaffen wurde!

Einem Hilferuf ihrer Freundin Adela folgend, reist Karolina zum unheimlichen Schloss von Graf Jiris Mätresse, in dem Vampire ihr Unwesen treiben. Der Fluchtplan der Freundinnen scheitert, und Adela wird im Schloss gefangen gehalten. In ihrer Angst sieht Karolina keinen anderen Ausweg, als Dominik um Hilfe zu bitten. Der Fürst verspricht ihr zu helfen - aber er verlangt eine Gegenleistung von Karolina …

 

  Autor: Kim Landers
Verlag: Plaisir d'Amour
Erschienen: August 2009
ISBN: 978-3-938281-60-4
Seitenzahl: 216 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Anfang des 19. Jahrhunderts: Auf einem seiner nächtlichen Streifzüge durch Prag rettet Fürst Dominik Karolyi die junge Karolina aus einer bedrohlichen Situation. Die hübsche unschuldige Baroness weckt sofort sein Begehren, und auch Karolina fühlt sich bereits vom ersten Moment an zu ihrem gutaussenden Retter hingezogen. Kurze Zeit später muss sie ihn schon um einen Gefallen bitten. Ihre Freundin Adela wird von Elisabeth, Dominiks Ex-Geliebter und Mätresse von Graf Jiri, gefangen gehalten. Dieser Graf ist der Anführer der Prager Vampire; ein überaus gefährliches Individuum, das plant, mithilfe von Dämonen die Weltherrschaft zu übernehmen. Das alles jedoch weiß Karolina zu dieser Zeit noch nicht. Dominik erklärt sich bereit ihr zu helfen. Er fordert allerdings eine pikante Gegenleistung… Nach der erfolgreichen Befreiung ihrer Freundin löst Karolina ihr Versprechen ein und verbringt eine Liebesnacht mit ihm.
Dominik weiß, dass sie die Geschöpfe der Nacht verabscheut und auch er hütet ein dunkles Geheimnis: Er ist ein Dhampir, ein Mischwesen, halb Mensch, halb Vampir. Trotz zahlreicher Liebschaften mit sterblichen Frauen hat er noch nie von Menschen getrunken, stillt seinen Blutdurst ausschließlich an Tieren. Auch wenn er sich beim Sex mit Karolina nur mühsam beherrschen kann, bringt sie seine Selbstkontrolle gefährlich ins Wanken. Fortan hält er sich nur mit Mühe von ihr fern und wagt es lediglich, sich ihr in seiner Wolfsgestalt zu nähern.
Karolina wiederum glaubt, nur ein weiteres Spielzeug für ihn gewesen zu sein und ist enttäuscht, denn sie erkennt, dass sie ihn liebt. Unvermittelt läuft ihr Leben aus dem Ruder. Ihr Vater will sie in ein Kloster schicken, ihre Tante offenbart ihr ein Geheimnis, das Karolina vor eine schwierige Entscheidung stellt, und die Vampire haben ein gefährliches Interesse an ihr.
Eine Kette von Ereignissen wird in Gang gesetzt, und obwohl er damit gegen den Vampir-Kodex verstößt, steht der dunkle Fürst der Frau, in die er sich inzwischen unsterblich verliebt hat, bei.


Stil und Sprache
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich in “Schattenfürst“ eingelesen hatte, denn mit überwiegend knappen Sätzen und schnörkelloser, fast schon zu nüchterner Sprache beginnt die Geschichte. Ich bin kein Freund von allzu blumigen und ausschweifenden Erklärungen, doch Kim Landers‘ Erzählstil ist für meinen Geschmack ein wenig zu emotionslos. Manchmal hat es den Anschein, als arbeite sie pragmatisch eine von ihr vorbereitete Liste von Gefühlen und Ereignissen der Reihe nach ab. Und manche Sprünge in der Handlung erschwerten mir teilweise das Verfolgen derselben.
Wenn auch nicht perfekt, so werden ab etwa der Mitte des Buches die Übergänge fließender, der Schreibstil wird eingängiger und der Erzählstil wirkt weniger ruppig und gefühlsarm, fast so, als hätte sich die Autorin erst warmschreiben müssen, und es entsteht der Eindruck, als handele es sich um ein Debüt. Ein Blick auf die vordere Innenklappe des Covers jedoch verrät dem Leser, dass Kim Landers unter dem Namen ‘Elke Meyer‘ bereits mehrere Romane und Kurzgeschichten veröffentlichte.
Nach diesem kurzen Einwurf zurück zu “Schattenfürst“. Es herrscht durchgehend eine düstere Atmosphäre. Einige Spannungsspitzen halten den Leser vorübergehend in Atem. Der Plot ist etwas vorhersehbar, denn überraschende Wendungen sind eher rar. Dabei ist die Idee, die der Geschichte zugrunde liegt, durchaus gut und bietet neben Altbewährtem auch Neues. Den Roman in und um Prag spielen zu lassen, fand ich im Vorfeld sehr interessant. Leider erfährt man nicht allzu viel über die Goldene Stadt.
Sexszenen sind zwar vorhanden, jedoch nicht in der Menge und Detailliertheit, die der Untertitel “Erotischer Vampirroman“ vermuten lässt. Doch sollte positiv erwähnt werden, dass sie sehr romantisch geschrieben sind, zudem kommt die Autorin komplett ohne vulgäre Ausdrücke aus. Apropos Ausdrücke: Für einen Roman, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt, sind manche Redewendungen der Protagonisten zu modern geraten.

Bis auf ein kleines Detail, das am Ende offenbleibt, wird die Geschichte abgeschlossen, womit wohl mit einer Fortsetzung zu rechnen sein dürfte.


Figuren
Karolina ist eine Figur, in die ich mich nur mühsam hineinversetzen konnte, nur selten gelang es mir, mich mit ihr zu identifizieren. Insbesondere bei ihrer Heldin macht sich die etwas gefühlsarme Schreibweise der Autorin bemerkbar. Beispielsweise entlocken mehrere Todesfälle in ihrer nächsten Umgebung Karolina lediglich ein paar Tränen, bevor sie zur Tagesordnung übergeht. Ihr Verhalten macht sie oftmals unglaubwürdig. Hierfür möchte ich ein Beispiel anführen: Wenige Augenblicke nach dem ersten Sex mit Dominik fällt das bis dahin unberührte Mädchen auf eine Art und Weise über ihn her, als wäre es eine erfahrene Kurtisane.
Im Verlauf der Geschichte vollzieht Karolinas Persönlichkeit eine derart übergangslose Kehrtwende, die nachzuvollziehen mir außerordentlich schwerfiel und bei mir den Eindruck erweckte, als handele es sich um zwei vollkommen verschiedene Personen. Auch der eine oder andere zu schnelle Sinneswandel, besonders in Bezug auf Dominik, irritierte mich doch sehr. Und die Kleidung, die sie nach ihrer 180-Grad-Wende trägt, ist zu modern, wenn man sich vor Augen führt, in welcher Epoche die Geschichte spielt. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Landers lässt ihrer weiblichen Hauptfigur nicht genügend Zeit zum Entfalten. Sie wirkt übermotiviert und unausgegoren.

Einige der Nebenfiguren bleiben etwas blass. So hätte ich gerne mehr über Tante Carlotta erfahren. Ihr Erscheinungsbild wird nicht beschrieben, außerdem wird nie erwähnt, ob sie nun die Schwester von Karolinas verstorbener Mutter oder die des Vaters ist. Letzterer legt zuweilen Handlungsweisen an den Tag, die kaum nachzuvollziehen sind, bzw. ändert seine Meinung schneller, als man „Kloster“ zu sagen vermag.
Zu den besser durchleuchteten und authentischen Figuren zähle ich Karolinas Freundin Adela. Diese macht eine erfreuliche – und vor allem allmähliche – Entwicklung durch und ist sehr sympathisch. Karolinas neue Kameradinnen Malvina, Hana und Eliska sind ebenfalls gut ausgearbeitet und sorgen teilweise für angenehme Verwirrung und Überraschung. Auch Dominiks ehemalige Geliebte Elisabeth ist ein vielschichtiger und sehr interessanter Charakter.
Kim Landers‘ Blutsauger sind weder Kuschelvampire noch Lachnummern, sondern ausnahmslos böse. Die mit Abstand übelste Kreatur ist ihr Anführer und Dominiks Schöpfer, Jiri Graf von Boskovic. Um noch mächtiger zu werden schließt er einen Pakt mit Dämonen, denn es ist sein Ziel, seinem Obersten Herrn den Weg zu ebnen für dessen Wiederkehr, damit dieser über die gesamte Welt herrschen kann. Jiris Auftritte sind relativ rar, er dominiert diese seltenen Szenen jedoch uneingeschränkt und zieht den Leser in seinen grausamen Bann. Sein Aussehen und Verhalten sind bestens beschrieben, kurzum: ein Antagonist wie aus dem Lehrbuch.
Auf der Unsympathenskala folgt gleich nach ihm sein Speichellecker Vampir Anton Drazice, ein Schwächling und Feigling, dessen Hinterlist kaum zu überbieten ist; eine gelungene und keinesfalls langweilige Figur.

Mit dem überzeugendsten Charakter, den dieses Buch vorzuweisen hat, will ich diesen Abschnitt abschließen, nämlich mit dem “Schattenfürsten“ höchstselbst. Als Halbblut gehört Dominik weder der menschlichen Seite noch den Vampiren an. Er ist gezwungen sich von Blut zu ernähren, lehnt jedoch vehement das Saugen an Menschen ab. Einzig Karolina führt ihn in Versuchung, für ihn ein Zeichen, dass sie seine wahre Seelengefährtin ist. Will er nicht gegen den Vampirkodex verstoßen, darf er sich nicht näher mit ihr einlassen. Auch befürchtet er, dass sie seine wahre Natur verabscheuen könnte, genauso wie er selbst es tut. Dies alles stürzt ihn in ein Chaos der Gefühle, aus dem es kaum ein Entrinnen zu geben scheint. Er leidet unsägliche Qualen und der Leser leidet mit ihm. Jeder seiner Schritte, egal ob gedanklich oder physisch, ist absolut nachvollziehbar.
Dominik ist ein heroischer, charismatischer und absolut authentischer Protagonist, und die Autorin verleitet mich mit dieser herausragenden Figur zu einer Aussage, die ich bisher nur selten machte: Von diesem faszinierenden (Halb-)Vampir würde auch ich mich mal gerne beißen lassen.


Aufmachung des Buches
Mir liegt eine Klappenbroschur-Ausgabe, d.h. ein Softcover mit doppeltem Umschlag, in solider Verarbeitung vor. Mit den Abmessungen 20,8 cm x 14,6 cm entspricht sie DIN A 5-Format und ist somit etwas größer als ein herkömmliches Taschenbuch. Dadurch liegt sie zunächst etwas ungewohnt in den Händen, was sich nach kurzer Zeit aber gibt.
Das vordere Cover ziert ein äußerst aussagekräftiges Szenario, das auf den Inhalt neugierig macht: Mit leicht geöffneten Lippen und geschlossenen Augen legt eine Frau genüsslich den Kopf in den Nacken. Ihre Lippenstiftfarbe und die Farbe der blutenden Wunde an ihrem Hals sind identisch. Das bräunliche Augen-Makeup, besonders großzügig um die Unterlider aufgetragen, lässt sie anämisch wirken. Ihr unbekleidetes Dekolleté wird von weißem Perlenschmuck geziert. Hinter ihr befindet sich ein Mann, dessen Gesicht zum größten Teil geheimnisvoll im Schatten liegt.
Auf der Rückseite entdeckt man über einer Inhaltsbeschreibung, die mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund gedruckt ist, diese Abbildung erneut. Dort ist sie kleiner und geringer gezoomt, sodass am rechten Rand eine weitere Frau, ein wenig in den Hintergrund gerückt, erkennbar wird. Von ihr sieht man lediglich die untere Gesichtshälfte, die dem Paar zugewandt ist. Sie trägt zwar auch tiefroten Lippenstift, jedoch schwarzen Perlenschmuck.

Die Seiten wirken wegen des größeren Formats, relativ kleiner Schrift, niedrigem Zeilenabstand und sparsamen Rändern etwas überladen. Außerdem ist das Lesen ein wenig beschwerlich und geht nur langsam voran.


Fazit
Eine nette Idee, deren Umsetzung nicht ganz gelungen ist. Mehr Umschreibungen, weniger abrupte Sprünge in der Handlung und ein Schreibstil, der flüssiger ist, vor allem aber eine ausgewogener konzipierte Heldin hätten dem Buch sicherlich gut getan und ihm meine Einsortierung in die Schublade mit den Durchschnittsromanen erspart. Aufgrund des anbetungswürdigen Hauptprotagonisten und ein paar höchst unterhaltsamer Nebenfiguren erhöhe ich die Gesamtbewertung um einen halben Stern.


3 5 Sterne


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