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Fälle, in die hochgestellte Persönlichkeiten verwickelt sind, die man mit Samthandschuhen anfassen muss, sind Kommissar Maigret zutiefst zuwider. Als das Pariser Nobelhotel >George-V< eines Nachts den Mord an einem reichen Obersten und den Selbstmordversuch einer Gräfin meldet, macht sich also ein schlechtgelaunter und unsicherer Maigret auf den Weg ins Krankenhaus, um die Gräfin zu befragen. Die ist jedoch längst wieder abgereist, und Maigret reist ihr nach – an die Cote d’Azur, an den Genfersee und zurück nach Paris.

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23851-8
Seitenzahl: 195 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Colonel Ward ist Milliardär und ein Lebemann wie es im Buche steht. Nach mehreren Ehen, Trennungen und Affären plant er wieder den Hafen der Ehe anzusteuern. Seine Auserwählte ist die Comtessa Paverini, eine kleine, zierliche und zerbrechliche Frau. Doch das offensichtliche Glück währt nicht lange, Colonel Ward wird eines Morgens tot in seiner Badewanne gefunden. Bereits als Maigret den Ort der Tat, das Nobelhotel ‚George-V’ hört, hat er eigentlich schon genug von dem Fall. Er hasst es sich mit diesen Leuten, die alles von Oben herab betrachten, befassen zu müssen. Und so ist es kein Wunder, das er, was selten passiert, mürrische Antworten erteilt, denn in Gegenwart dieser Leute fühlt er sich immer etwas unsicher. Als er dann auch noch erfährt, dass diese Comtessa in der Nacht zuvor nach einem gescheiterten Selbstmordversuch ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sinkt seine Stimmung in den Keller. Er beschließt, der offensichtlich Geflüchteten hinterher zu Reisen. Bei dieser Reise an die Cote d’Azur und den Genfersee begegnet er noch weiteren für ihn unangenehmen Zeitgenossen, kommt der Lösung des Falles bei seiner Rückkehr nach Paris aber schon näher. Doch das letzte Puzzlestück fehlt noch.


Stil und Sprache
Georges Simenon schafft es immer wieder mich zu überraschen. Kein Fall gleicht dem anderen, zumindest inhaltlich. Denn was alle gemeinsam haben, ist die Spannung, die Lesefreude und die Atmosphäre, die sie erzeugen. Dem Leser scheint es, als dass sich nicht nur Maigret in der Welt der Reichen unwohl fühlt. Die Beschreibungen der Szenen, der Personen und der Orte zeigen ebenso diese Abneigung. Die aus den anderen Fällen bekannten warmen und freundlichen Beschreibungen fehlen diesmal. Damit erzeugt Simenon beim Leser ein ähnliches Gefühl wie Maigret selbst es haben muss. Selten bekommt man einen Protagonisten eines Romans so intensiv zu spüren. Und trotzdem bleibt alles dank einer einfachen Sprache leicht und locker zu lesen.
Beeindruckt haben mich auch die intensiven und bildhaften Hotelszenen, ich hätte nie gedacht, dass sich Hotelzimmer derart genau beschreiben lassen. So entstehen beim Lesen Bilder der Geschehnisse und lassen den Leser die Geschichte noch besser erleben.


Figuren
Der Meister des Krimis besticht vor allem durch seine hervorragende Ausarbeitung seiner Handlung, der Orte und auch der Charaktere. Selbst wenn man denkt, man kennt Maigret in- und auswendig, überrascht einen Simenon mit neuen, bisher unbekannten Details. So wie diesmal: Maigret bekommt es mit den ‚Oberen 10.000’ zu tun. Er hat Angst, nicht vor diesen Leuten, sondern davor, mit ihnen umzugehen. Es ist nicht die kleinbürgerliche Welt aus der er kommt. Seine Unsicherheit lässt ihn seinen Kollegen und Mitmenschen gegenüber mürrisch und ungerecht erscheinen. Doch trotzdem schafft er es, Profi genug, sich zu fassen und den Fall wie gewohnt zu lösen.
Die Figuren sind wieder ein wahrer ‚Augenschmaus’. Die kleine, zierliche Comtessa, die total verunsichert, ängstlich und weltfremd daher kommt. Mit ihrem eigenen dekadenten Leben unzufrieden, aber trotzdem unfähig, etwas zu ändern. Sie ist dem Alkohol und den Männern, die sie beherrschen, unterlegen. Zwar stellt Simenon die Extreme klar heraus und übertreibt auch etwas, aber genau darum geht es: die Differenzen zwischen den Schichten aufzuzeigen.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover im Taschenbuchformat kommt diogenestypisch komplett in Weiß daher. Auf dem Cover befindet sich innerhalb des dünnen schwarzen Rahmens eine Schwarz-Weiß-Nachtaufnahme einer Pariser Straßenszene. Darunter befindet sich der Name des Autors und der Buchtitel. Die Neuauflage dieser Sammleredition wird mit rotem Lesebändchen sowie zwei Farbskizzen von Paris und Frankreich aufgewertet.


Fazit
Diesmal ein etwas mürrischer Maigret, aber nichts desto trotz ein großes Lesevergnügen. Für Sammler und Krimifreunde ein Muss!


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 46: Maigret und der Minister
Band 47: Maigret und die kopflose Leiche
Band 48: Maigret stellt eine Falle
Band 49: Maigret erlebt eine Niederlage
Band 50: Maigret amüsiert sich

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