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Eiskalte Nächte, ein Toter und höchste Lawinengefahr - der neue Fall für Kult-Ermittler Kluftinger

Eigentlich sollte es für die Kluftingers ein erholsamer Kurzurlaub werden, auch wenn das Ehepaar Langhammer mit von der Partie ist: ein Winterwochenende in einem schönen Allgäuer Berghotel samt einem Live-Kriminalspiel. Doch aus dem Spiel wird blutiger Ernst, als ein Hotelgast unfreiwillig das Zeitliche segnet. Kluftinger steht vor einem Rätsel: Die Leiche befindet sich in einem von innen verschlossenen Raum. Und über Nacht löst ein Schneesturm höchste Lawinenwarnstufe aus und schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Kommissar Kluftinger ist ganz auf sich allein gestellt. Das heißt: fast. Denn Doktor Langhammer mischt bei den Ermittlungen kräftig mit. Und das alles während der berüchtigten Rauhnächte, von denen man sich hier in den Bergen grausige Geschichten von bösen Mächten erzählt.

 

  Autor: Volker Klüpfel, Michael Kobr
Verlag: Piper
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-492052047
Seitenzahl: 363 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar Kluftinger ist gemeinsam mit seiner Frau und dem Ehepaar Langhammer zu einem Wochenende in einem neueröffneten Luxushotel eingeladen worden. Er soll im Rahmen der Inszenierung eines Mordes den legendären Inspektor Hercule Poirot spielen. Als plötzlich tatsächlich ein Mord geschieht und die Hotelbewohner aufgrund des starken Schneefalls von der Außenwelt völlig abgeschnitten sind und auf unbestimmte Zeit in der Berghütte festsitzen, wird schnell klar, dass der Mörder unter ihnen sein muss. Gemeinsam mit Dr. Langhammer macht sich Kluftinger auf die Suche nach dem Täter, was gar nicht so einfach ist, denn es gibt mehr als nur einen Verdächtigen...

Ein bisschen wie "Shining im Allgäu" hab ich mir ja zunächst gedacht. Ein abgelegenes Hotel, ein Mörder (bei "Shining" ist allerdings schnell klar, wer der Verrückte ist...) und eine beklemmende Situation. In "Rauhnacht" ist die Atmosphäre schon sehr viel angenehmer, weil's im Allgäu eben einfach gemütlicher und lockerer zugeht, als in den USA.


Stil und Sprache
Die Kommissar-Kluftinger-Reihe ist wohl der Inbegriff eines Regionalkrimis. Mit entsprechend viel Lokalkolorit und Spaß gehen die Autoren die Sache auch an. Volker Klüpfel und Michael Kobr sind bekannt für ihren witzigen Stil. Ein lustiger Krimi? Meine Neugierde war gleich geweckt. Doch leider war ich letztendlich etwas enttäuscht. Zu klamaukig und schulbubenhaft kam mir der Roman zeitweise vor. Jaja, der dümmliche Kommissar, der keine Ahnung von E-Mails, Chat und Co. hat. Na, ich weiß ja nicht... Dieser unbedarfte Umgang mit den neuen Medien wirkte schon etwas übertrieben und wurde auch etwas zu inflationär bemüht. Da wäre weniger sicher mehr gewesen. Auch das dauernde "Priml!" vom Kommissar hat mich von Beginn an genervt. Das ist in etwa so, wie wenn jemand dauernd "Zum Bleistift!" sagt. Klar ist es witzig, wenn der Ermittler so seine Schrullen hat, aber ein Trottel ist in dieser Rolle nicht ganz authentisch.
Sieht man allerdings von einigen allzu bemühten Stellen ab, ist der Roman auch wirklich unterhaltsam. Ich habe ihn fast in einem Rutsch ausgelesen, weil er auch ordentlich Drive entwickelt. An einigen Stellen hat der Klamauk den Lesegenuss aber eindeutig geschmälert.


Figuren
Kommissar Kluftinger ist ein Allgäuer Original. Bodenständig und sparsam (oder geizig...) und in seiner pragmatischen Art einfach grundsympathisch. Manchmal wirkt der schrullige Polizist allerdings auch etwas zu "deppert".

Dr. Langhammer, der Landarzt, der äußerst nervig sein kann, hat ein eher kindliches Gemüt. Er mag effektvolle Raketen beim Silvesterfeuerwerk, trinkt sündteures Himalaya-Quellwasser und bekommt von seiner Mama zu Weihnachten immer noch Spielzeug geschenkt, über das er sich auch freut wie ein Schneekönig. In vielerlei Hinsicht unterscheidet er sich also sehr von Kluftinger. In puncto Unbedarftheit, die bisweilen bis zur Trotteligkeit reicht, ähnelt er dem Kommissar wiederum sehr. Zum Glück haben die beiden immer in unterschiedlichen Situationen ein Brett vorm Kopf - sonst wär's ja auch nimmer komisch. Dick und Doof sind auch nur witzig, weil sie sich charakterlich unterscheiden - genau wie Kluftinger und Langhammer.

Die Hotelgäste und das Personal haben sehr unterschiedliche Charaktere. Von jung bis alt, hässlich bis schön, schlau bis dumm ist alles dabei. Hier haben Klüpfel und Kobr ganze Arbeit geleistet und einen bunten Mix kreiirt, der das Buch abwechslungsreich und spannend macht.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag sowie mit einem Lesebändchen versehen. Auf dem Cover ist im Vordergrund ein eingeschneites Warnzeichen abgebildet: "Achtung, Schneegefahr!" Im Hintergrund sieht man eine eingeschneite Berghütte, am oberen Rand thront der Gipfel über allem. Das Cover ist in der typischen Kluftinger-Optik gehalten. Es ist auffällig und durchaus ansprechend.
Im Innenteil findet man zwei Lageskizzen vom Hotel, die Kluftinger zu Ermittlungszwecken angefertigt hat.


Fazit
"Rauhnacht" ist ein amüsanter und spannender Regionalkrimi, der zeitweise enorm nach vorne geht. Wegen des manchmal übertrieben klamaukigen Stils und einiger Längen (Buffet-Szene etc.) gibt es einen Punktabzug. Wer auf der Suche nach einem netten Unterhaltungsroman ist, wird hier aber sicher seinen Spaß haben - ich hatte ihn auch!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Piper-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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