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Die verlorenen Tagebücher des Michael Klondeik erzählen die Geschichte eines sagenhaften Landes: dem Land im Westen, das uns, die Menschen, seit 1500 Jahren vor dem Bösen beschützt. Sie erzählen von Galahad, dem uralten Tafelmann, von Ko-Khala-Bold, dem Schlawinermädchen, von Sean Dark, der atemberaubend schönen und bösen Dame von Wildernacht, von Kurz Null Null Zero, dem Melonenträger der Kurzen, seiner Frau Gold Doppelpfündchen und von Sally Wild Blanche, der letzten der drei Wilden Frauen des Feuers. Durch sie erhaschen wir einen Blick auf die Liebe und wir spüren den Atem des Drachens, die Kraft, die alles beseelt. Aber wir erfahren auch von Michael Klondeik, dem Schriftsteller, der sein Leben riskierte, damit diese Geschichte niemals verloren geht. Denn wenn das passiert, kommt das Böse aus Wildernacht auch in unsere Welt und es wird uns vernichten. In seinen Tagebüchern dokumentiert Michael Klondeik die Geschichte von Wildernacht. Doch Klondeik wird bedroht und lässt seine Kladden verschwinden. Nun sind sie wieder aufgetaucht. Und jetzt liegt alles an uns:

Lesen Sie Klondeiks Tagebücher!

 

  Autor: Joachim Massanek
Verlag: Schneiderbuch
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-505-12663-5
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext vermittelt ein recht gutes Bild von der Handlung, auch wenn er ein wenig verwirrend anmutet. Aber das ganze Buch ist ein wenig verwirrend. Es ist durchgehend in einem Stil verfasst, der nicht ganz einfach zu lesen ist. Alles ist aus der Perspektive von Michael Klondeik geschrieben. Die Handlung entwickelt sich, wie in einem Tagebuch, sprunghaft und besitzt keinen richtigen Erzählfluss. Trotz allem übt das ganze einen Reiz aus, der den Leser unweigerlich in seinen Bann zieht. Dafür ist unter anderem die sehr außergewöhnliche Aufmachung des Buches verantwortlich, doch dazu später mehr.


Stil und Sprache

WilderNacht ist komplett in der Ich-Perspektive geschrieben, und zwar aus der Sicht von Michael Klondeik. Dadurch wird die Geschichte sehr persönlich, sehr intim. Der Tagebuchstil tut sein Übriges, um das Ganze sehr persönlich wirken zu lassen. Gleichzeitig kommt dadurch aber auch kein richtiger Erzählfluss auf. Die Handlung entwickelt sich, vor allem am Anfang, sehr sprunghaft. Man hat einige Mühe, in die Geschichte hineinzufinden. Später wird dies besser und ein gewisser Erzählfluss entsteht, der nicht mehr so häufig abreißt. Sprachlich sind die Tagebücher von Michael Klondeik sehr einfach und direkt erzählt - so wie ein Tagebuch eben. Eine schematische Unterteilung in einzelne Tage, wie bei Tagebüchern gängig, gibt es aber nicht, und das ist auch gut so. Dadurch wäre es zu schematisch und ein flüssiges Lesen recht mühsam geworden. Für Jugendliche dürfte es eh zum Teil recht schwer verdaulich sein, was vor allem am Einstieg des Buches liegt. Die Handlung springt irgendwie zusammenhanglos zwischen den beiden Welten hin und her und vermittelt erstmal kein klares Bild von dem, was hier eigentlich abgeht. Später werden dann die einzelnen Erzählstränge länger und das Ganze beginnt sich ineinander zu fügen. Das ist dann auch der Punkt, an dem die Spannung sich aufzubauen beginnt und der Leser langsam aber sicher in die Geschichte hineingezogen wird - vorausgesetzt, man ist bereit, sich auf die recht skurrilen Charaktere einzulassen. Das Buch endet an einem Höhepunkt der Geschichte und lässt den Leser etwas irritiert zurück, nach einer Weile dann formt sich ein Gedanke ganz klar: Der zweite Band muss her und zwar schnell!


Figuren
Die Figuren sind recht absonderlich. Schon alleine wegen der Namen. So zum Beispiel Ko-Khala-Bold das Schlawinermädchen - übrigens sind die Schlawiner eine Art Echsenmenschen -, oder die Kurzen, als da wäre Null Null Zero. Vieles wirkt vertraut, aber alles ist ein wenig anders, irgendwie absonderlich und verdreht. Teile der Artus Sage sind eingeflochten, aber sie hat sich irgendwie weiterentwickelt und irgendwie kommen jetzt recht absonderliche Rassen darin vor.

Im vorliegenden ersten Band bleiben die Charaktere noch recht blass. Das könnte sich in den weiteren Bänden aber ändern. Eine klare Abgrenzung von Gut und Bösen gibt es nicht. Es ist noch lange nicht ersichtlich, wer hier ehrenwerte Motive hat und wer nicht. Ist Merlin einer von den Guten, oder hat er am Ende alle verraten? Was ist mit Mordred, wo steht er, was beabsichtigt er zu tun, was sind die Motive für sein Nichtstun? Fragen, die unbeantwortet bleiben, doch die ganze Handlung kommt erst am Ende dieses Bandes so richtig in Fahrt. Man erhält einige Informationen, die es einem ermöglichen, das Puzzle so weit zusammen zu setzen, dass man Teile des Bildes klar erkennen kann.

Durch die Art der Erzählung wird der Leser emotional sehr stark in die Geschichte mit einbezogen. Doch kann man sich vorerst mit keinem der Protagonisten identifizieren. Fürs erste bleiben sie zu undurchsichtig, zu wenig greifbar. Doch den gewissen Wahnsinn, der von Klondeik Besitz ergreift, den kann man voll und ganz verstehen. Er handelt, ohne zu verstehen warum, doch weiß er, dass er einfach handeln muss, denn sonst wäre das Ende unvermeidbar. Die Realität entgleitet ihm immer mehr und gleichzeitig beginnt er zu begreifen, dass die beiden Welten aneinander gebunden sind.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist in der Art eines Notizbuches gebunden. Die Buchdeckel sind aus dickem Karton, die Seiten sind mit einer Klebebindung zusammengefügt. Sofort fällt einem der ungewöhnliche Look dieses Buchs auf. Der Einband ist matt und wirkt, als wäre er direkt mit Filzstiften/Markern gezeichnet worden. Im Innern finden sich linierte Blätter, die mit Schreibmaschinenschrift beschrieben sind. Die Blätter sind so gestaltet, das sie schmutzig und versifft wirken. Drecksprenkel, vom Wasser verwischte Schrift, Tintenspritzer. Nahezu auf jeder Seite wurden mit einem Filzstift einzelne Worte durchgestrichen oder unterstrichen. Manches wurde groß und deutlich noch einmal hingeschrieben, auch Notizen in Spiegelschrift finden sich. Diese handschriftlichen Notizen sind zum Teil sehr schlecht zu lesen.
Dann gibt es immer wieder kleine Zeichnungen und grobe Skizzen, manche davon nehmen eine ganze Seite ein. Sie wirken, als wären sie mit Kohle gezeichnet. Teilweise sind sie sehr detailliert, manche auch sehr grob, ja fast schemenhaft. Am Ende des Buches findet sich dann noch ein recht informatives Register, in dem Klondeik verschiedene Informationen zusammen getragen hat. Hier finden sich Anmerkungen zu den Personen, zu den Rassen und zu dem Land WilderNacht bzw. der Region, wie wir hier erfahren.

Dies alles macht die Tagebücher von WilderNacht sehr lebendig. Eine ungemeine Faszination geht von diesem Buch aus. Nur anfassen und darin blättern ist ein Erlebnis, wie man es zuvor noch nicht gesehen hat. Respekt vor dem unglaublichen Mut des Verlags, dieses Buch in genau dieser Form zu verlegen, denn es fällt vollkommen aus dem Rahmen.


Fazit
Zuerst hat mich die Geschichte sehr irritiert. Ich hatte Probleme, dem Ganzen zu folgen, kämpfte mit der Lesbarkeit der Schrift, die ja zum Teil verwaschen ist. Dann gewöhnte ich mich langsam an das schwer lesbare Schriftbild und auch die Geschichte begann klarer zu werden. Jetzt will ich wissen, wie es weitergeht, will mehr von diesen verrückten, irgendwie extrem cool wirkenden Büchern, in den Händen halten. Ganz klar, wer außergewöhnliche Bücher schätzt, kommt an diesem nicht vorbei, auch wenn man noch abwarten muss wie sich die Geschichte weiter entwickelt.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Schneiderbuch-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Band 2 der Tagebücher ist bereits erschienen und zusätzlich ist noch ein Roman angekündigt. Man darf gespannt sein, was aus dem ganzen Projekt noch wird.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.de 

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