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Ein Mord in einem englischen Internat. Ein Kosmos hinter Mauern. Und eine junge Ermittlerin, die vor ganz eigenen Herausforderungen steht.

Für Rektor Jones des altehrwürdigen Internats St Stephen’s im idyllischen Norfolk wird ein Alptraum wahr, als einer seiner Schüler unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt: Der 18jährige Charlie Cavendish, Sohn aus vermögendem Hause und bekannt für seine rebellische Art, wird tot in seinem Zimmer aufgefunden. Vergeblich versucht Jones, das Ereignis als Unfall abzutun, und Detective Inspector Jazz Hunter, die aus persönlichen Gründen gerade ihre Karriere bei der Londoner Polizei aufgegeben hat, lässt sich überreden, den Fall zu übernehmen. Als wenig später ein Lehrer Selbstmord begeht und ein Schüler verschwindet, beginnt Jazz zu ahnen, dass sie eine Reise in die Vergangenheit antreten muss, um die Wahrheit über Charlies Tod zu enthüllen…

 

 Die Toten von Fleat House

Originaltitel: The Murders at Fleat House
Autor: Lucinda Riley
Übersetzer: Sonja Hauser und Ursula Wulfekamp
Verlag: Goldmann
Erschienen: 05/2022
ISBN: 978-3442316724
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext erklärt schon ganz gut den Einstieg in die Handlung: Jazz Hunter hat eigentlich ihre Ermittlerlaufbahn aufgegeben, als ihr früherer Chef sie bittet, an ihrem neuen Wohnort den Fall am Internat St Stephen’s zu übernehmen. Widerwillig nimmt sie an und stellt schnell fest, dass sie mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest sticht. Und nicht nur die Vergangenheit der Beteiligten ist wichtig, auch Jazz‘ eigene Geschichte spielt eine Rolle – auch wenn sie das nicht wahrhaben will.

Ein Krimi aus der Feder der Autorin der gefeierten „Sieben-Schwestern-Reihe“? Kann das gutgehen? Nun gut, ich nehme es vorweg: es kann. Der bereits 2006 entstandene Krimi wurde erst jetzt posthum veröffentlicht und hat durchaus seine Qualitäten, wenn er auch sicher kein herausragendes Highlight der Krimilandschaft darstellt. Dazu ist die Geschichte nicht raffiniert genug, hier treffen mir einfach zu viele Zufälle zusammen.


Stil und Sprache
Lucinda Riley hat einen eingängigen Schreibstil, so dass man direkt mitten drin ist in der Geschichte. Mit Hilfe von unterschiedlichen Perspektiven schafft sie ein recht umfassendes Bild des Settings, auch wenn Jazz natürlich einen großen Teil der Handlung aus ihrer Sicht schildert.

Dabei gelingt es der Autorin durchaus, ein gewisses Maß an Spannung aufzubauen, auch wenn Jazz persönliche Geschichte und auch die einiger weiterer Beteiligter recht viel Raum neben der Krimihandlung einnehmen. Und auch Jazz‘ Weg von der Frau, die vor etlichen Monaten einfach ausgestiegen ist hin zur leitenden Ermittlerin in diesem Fall – der immerhin hochbrisant und öffentlichkeitswirksam ist – erscheint mir nüchtern betrachtet nicht direkt realistisch. Hier mag man eine gewisse Unerfahrenheit von Lucinda Riley im Krimi-Genre herauslesen, trotzdem macht die Geschichte Spaß und lässt sich weitgehend störungsfrei lesen. Wie gesagt sucht man nervenzerfetzende Spannung vergeblich und auch ein spektakuläres Finale fehlt fast völlig, dafür baut die Autorin eine echte Beziehung zu ihren Charakteren auf und erzählt deren Geschichten auch – fast – bis zum Ende, so dass keine losen Fäden bleiben, wenn man das Buch nach knapp 500 Seiten zur Seite legt.


Figuren
Hier liegt die große Stärke der Autorin, sie versteht es sehr geschickt, ihren Figuren Leben einzuhauchen und ihre Geschichte zu erzählen, ohne mit dem Holzhammer zu arbeiten. Stattdessen entwickelt sie vor allem Jazz eher langsam und stellt ihre Vielschichtigkeit eher mit Andeutungen dar. So muss man schon etwa die Hälfte des Buches lesen, um die Details ihres überstürzten Abschieds von der Polizei zu erfahren. Jazz wäre als Protagonistin durchaus serientauglich, bietet sie doch jede Menge Entwicklungspotential.

Aber auch alle anderen Figuren sind authentisch und lebensnah dargestellt, man kann ihre Handlungen gut nachvollziehen und ich fürchte, dass es in englischen Internaten auch heute noch ähnlich zugeht, wie es Lucinda Riley beschreibt. Das spricht zwar nicht für die Internate, aber für die Autorin, die offenbar eine gute Beobachtungsgabe ihr eigen nannte.


Aufmachung des Buches
Das Hardcoverbuch mit Lesebändchen zeigt auf dem Cover ein offensichtlich verlassenes Gebäude vor einem dunklen Gewitterhimmel. Das ist zwar stimmungsvoll, passt allerdings nicht wirklich zur Handlung, denn auch wenn Fleat House zwar sanierungsbedürftig ist, kaputte Fensterscheiben im gezeigten Ausmaß sollte es dort dann doch nicht geben. Innen gibt es nach einem Vorwort von Lucinda Rileys Sohn 33 nummerierte Kapitel sowie einen Epilog, der einen Monat nach der eigentlichen Handlung spielt. Eine Leseprobe aus „Die sieben Schwestern“ folgt am Schluss.


Fazit
Ein klassischer Krimi ohne große Höhen und Tiefen, wegen des gelungenen Schreibstils und der tollen Figuren aber dennoch ein Lesevergnügen.


4 Sterne


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