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Nach dem Tod ihres Onkels leitet Sophie das Kaffeehaus Prinzess mit großem Erfolg. Sie erweitert das Angebot und setzt neue Ideen um, zum Beispiel eine spektakuläre Schaufensterdekoration. Das Café wird schon bald zum Treffpunkt der Wiener Kulturbohème. Privat ist Sophie in großer Sorge um ihre Schwester Milli. Und dann gefährdet auch noch ein unbekannter Saboteur das Kaffeehaus. Derweil ist Sophies große Liebe Richard sehr unglücklich in seiner Standesehe mit Amalie. Und sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, Sophie wieder nahe zu kommen ...

 

Geheime Wuensche 

Autor: Marie Lacrosse
Verlag: Goldmann
Erschienen: 11. Oktober 2021
ISBN: 978-3-641-26609-7
Format: Ebook
Seitenzahl der Printausgabe: 752 Seiten 

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Die Grundidee der Handlung
Sophie von Werdenfels steht – nach dem plötzlichen Tod ihres Onkels – mit 21 Jahren vor der schweren Aufgabe, als neue Besitzerin des „Café Prinzess“, dessen Lebenswerk, fortzuführen. Für eine so junge Frau zur damaligen Zeit eine große Herausforderung, zumal für eine Angehörige der „besseren“ Kreise, für die berufstätige Frauen gesellschaftlich kaum akzeptabel sind.
Das Elend ihrer weniger priviligierten Geschlechtsgenossinnen aus der Arbeiterklasse ist bedrückend, denn die Ausbeutung und Bereicherung auf Kosten der Ärmsten der Armen ist im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts bei den Reichen und Mächtigen an der Tagesordnung.
Marie Lacrosse schildert Sophies Geschichte vor dem tatsächlichen Hintergrund der sozialen und politischen Verhältnisse spannend, emphatisch und mit großer historischer Genauigkeit.


Stil und Sprache
Mit „Geheime Wünsche“ beendet die Autorin die Trilogie um ihre – fiktive – Figur Sophie von Werdenfels und das Wiener Kaffeehaus. Dieser letzte Band unterscheidet sich recht wesentlich von den beiden Vorgängern, die in weiten Teilen den Schwerpunkt auf die historischen Ereignisse in der Familie Kaiser Franz Josephs und seiner Gemahlin Elisabeth (Sisi) gelegt haben. Obwohl sie hier nur noch am Rande eine Rolle spielen, sollte man beide Bücher vorher lesen, um die Zusammenhänge richtig zu verstehen. Auch die Entwicklung der Beziehung zwischen Sophie und ihrer großen Liebe Richard von Löwenstein wird erst dann wirklich nachvollziehbar.
In diesem Roman liegt der Fokus auf den kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Nicht nur die – bis heute gepflegte – Wiener Kaffeehauskultur in den 1890er Jahren, sondern auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, das Ehe- und Familienrecht, das den Mann und Vater zum alleinigen Oberhaupt machte, der zunehmende Antisemitismus oder der „Ehrenkodex“ unter den Offizieren sind – unter anderem – interessante und spannende Punkte, die Marie Lacrosse geschickt in die Handlung mit einbezieht, indem sie Sophie, Richard und deren Familien und Mitarbeiter die unterschiedlichsten Situationen erleben lässt, die davon beeinflusst werden.
Über den bildhaften, lebendigen und mitreißenden Schreibstil muss ich eigentlich – nach mittlerweile 9 Büchern, die ich von Marie Lacrosse / Marita Spang bisher rezensiert habe – nichts mehr sagen. Sie ist einfach eine begnadete Erzählerin, die – ungeachtet des Themas – ihr Publikum immer wieder in den Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt.


Figuren
Obwohl die Priorität dieses Mal auf den fiktiven Figuren liegt und sich hauptsächlich um die Familien von Sophie und Richard – sowie die Vorgänge im Kaffeehaus und dem Café Prinzess – dreht, sind auch wieder bekannte historische Personen Teil dieser Geschichte.
Kaiserin Elisabeth kommt erst ganz zum Schluss eine wichtige Rolle zu, aber es befinden sich unter den Gästen des Kaffeehauses mit Gustav Klimt, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal, sowie Karl Luger und Victor Adler prominente Künstler, Literaten und Politiker, die großen Einfluss auf die geschilderte Zeit gehabt haben.
Nicht zu vergessen Dr. Siegmund Freud, der eine ganz besondere Aufgabe im Zusammenhang mit Sophies Sorge um ihre Schwester Milli wahrnimmt.
Die Charakterisierung der Genannten beruht auf sehr umfangreichen und sorgfältigen Recherchen, sodass sie wirklich authentisch und nachvollziehbar agieren, was Marie Lacrosse auch in ihrem ausführlichen, lesenswerten Nachwort belegen kann.
Dass aus Sophie im Laufe der 6 Jahre - die das Buch umfasst - aus einer anfangs doch etwas unsicheren, eine sehr selbstbewusste Leiterin des Kaffeehauses wird, wundert mich nicht sehr. Schließlich hat sie bereits bei Onkel Stephan viel gelernt.
Wirklich überrascht hat mich die Entwicklung von Richard. Ich gestehe, dass ich ihm zwischenzeitlich keine große Sympathie entgegen gebracht habe. Er nahm mit Sophie ganz selbstverständlich für sich in Anspruch, was er seiner Frau Amelie nicht zugestand. Er suchte die Gründe ihrer unglücklichen Ehe nur bei ihr, ohne zu bedenken, dass auch sie ein Opfer der Umstände war. Dass er das letztendlich eingesehen hat und – für mich glaubwürdig – ehrlich mit ihr klären konnte, hat mir tatsächlich Bewunderung eingeflößt. Nicht nur für ihn, sondern auch für die Autorin, die mir damit das Vertrauen in ihre Urteilskraft wiedergegeben hat.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Ebooks zeigt sich die junge Dame von Band 1 und 2 dieses Mal in einem lindgrünen Sommerkleid vor dem Wiener Café, aber aus einer anderen Perspektive.
Der Vorspann beginnt mit vier Zitaten bekannter Persönlichkeiten, gefolgt von einer Karte des Habsburgerreiches und zwei weiteren von Wien und Umgebung von 1889. Im sehr umfangreichen Personenverzeichnis sind die historischen Figuren mit einem * gekenntzeichnet.
Zwischen dem Prolog vom Juni 1891 und dem Epilog vom Juni 1897 gliedert sich die Handlung in 6 Hauptteile mit 26 Kapiteln, die alle mehrfach unterteilt, datiert und mit Ortsnamen versehen sind.
Ausführliche Anmerkungen der Autorin zu „Wahrheit und Fiktion“, ein Glossar und ein Quellenverzeichnis beschließen das Buch.


Fazit
Spannend in der Umsetzung und überzeugend in Stil und Sprache ist „Geheime Wünsche“ ein sehr beeindruckender Abschluss dieser wunderschönen Trilogie, mit der Marie Lacrosse ihre Leser in das Wien Kaiser Franz Josephs und seiner Familie entführt, ehe der schon absehbare Untergang der Habsburgerdynastie – die nahezu 650 Jahre die Geschichte bestimmt hat – Europa für immer veränderte.
Die Wiener Kaffeehäuser aber sind geblieben und heute beliebter denn je.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre 
Band 2: Das Kaffeehaus - Falscher Glanz

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