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Die junge Sophie von Werdenfels tritt ihre Stelle als Kaiserin Sisis Hofdame an. Doch im Hofstaat hat sie es schwer. Insbesondere die Gräfin Marie Festetics, Sisis Favoritin, verfolgt jeden ihrer Schritte mit Eifersucht und Argwohn. Sophie erlebt das vordergründig glamouröse, hinter den Kulissen jedoch zutiefst bigotte Leben am Kaiserhof mit. Als Hofdame muss sie auch an der Hochzeit ihrer großen Liebe Richard mit Amalie von Thurnau teilnehmen. Als sie selbst gegen ihren Willen mit einem viel älteren Adeligen verheiratet werden soll, flieht sie vom Hof ins Kaffeehaus ihres mittlerweile schwer kranken Onkels. Dort übernimmt sie die ersten Leitungsaufgaben …

 

Das Kaffeehaus 02 Falscher Glanz 

Autor: Marie Lacrosse
Verlag: Goldmann
Erschienen: 13. April 2021
ISBN: 978-3-641-25139-0
Format: Ebook
Seitenzahl der Printausgabe: 752 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nur knapp 4 Wochen nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf – bei dem er ihre beste Freundin Mary Vetsera mit in den Tod nahm – muss Sophie ihre Stelle als Hofdame bei Kaiserin Elisabeth antreten. Diese – von ihr nicht gewollte – Ehre hat sie dem Wissen um die wirklichen Hintergründe der Tragödie von Mayerling zu verdanken, die sie durch Marys Abschiedsbrief an sie erfuhr. Da alle Höflinge in der unmittelbaren Umgebung des Kaiserpaares einen entsprechenden Eid leisten müssen, hat „Sisi“ sich somit durch Sophies Berufung in ihren Haushalt deren Stillschweigen über die persönlichen Belange der Herrscherfamilie gesichert.
Die junge Komtess kommt daher in einen echten Gewissenkonflikt zwischen der Loyalität zu ihrer Dienstherrin und der Treue zu ihrer Freundin, die sie ihr über deren Tod hinaus bewahrt. Und dann gibt es ja auch noch ihre Liebe zu Richard von Löwenstein – der durch die erzwungene Heirat mit seiner Cousine Amalie für sie verloren scheint – und die Sorge um die immer schlechtere Gesundheit ihres Onkels Stephan, der Sophies Hilfe im „Café Prinzess“ nötiger hat, denn je.


Stil und Sprache
„Falscher Glanz“ schließt unmittelbar an den ersten Teil  der Reihe „Das Kaffeehaus – Bewegte Jahre“ an und daher sollte dieser unbedingt vorher gelesen werden, damit das – nicht weniger – dramatische Geschehen des zweiten Bandes überhaupt verständlich wird.
Wie immer hat Marie Lacrosse sehr akribisch und umfassend recherchiert. Langsam gehen mir die passenden Adjektive aus, um ihre außergewöhnlich interessante und spannende Darstellung der tatsächlich verbürgten historischen Ereignisse entsprechend zu würdigen. Ihre bildhaften Beschreibungen und die überaus mitreißende Erzählweise, sowie die prägnante und ausdrucksvolle Sprache der betreffenden Epoche, machen dieses Buch wieder zu einem ganz besonderen Lesegenuß.


Figuren
Wie schon im ersten Band der Trilogie um das Wiener Kaffeehaus „Prinzess“, bilden die fiktive Figur Sophie von Werdenfels und ihre Angehörigen lediglich den Rahmen – obgleich auch ihr Schicksal weiterhin fesselt und berührt – um der Autorin zu ermöglichen, verschiedene, bemerkenswerte, vor allem aber authentische Episoden aus der unmittelbaren Umgebung der kaiserlichen Familie zu schildern. Daher sind die wahren Hauptakteure des Buches die Eltern des unglücklichen Kronprinzen Rudolf, nämlich Kaiser Franz Joseph und vor allem seine Gattin, die legendäre Kaiserin Elisabeth, genannt „Sisi“, die ihn – nach eigener Aussage – „als 16jähriges Kind geheiratet hat“ und das ihr Leben lang bereute.

Mit dem süßlichen Kitsch der „Sissi-Filme“ aus den 1950ger Jahren wird hier gründlich aufgeräumt. Vielmehr knüpft Marie Lacrosse in ihrer Darstellung der Monarchin an die Meinung der sehr bekannten Biografen Egon Conte Corti und Brigitte Hamann an, die Elisabeth von Österreich-Ungarn als „seltsame Frau“ und als „Kaiserin wider Willen“ bezeichneten und damit vollkommen richtig lagen.
Die anfangs bildschöne und vom Volk sehr verehrte Märchenfee kann und will sich nicht in die Rolle einfügen, die ihre hohe Stellung von ihr verlangt. Sie bricht permanent aus dem steifen, ihr verhassten Hofzeremoniell aus und entwickelt sich mit zunehmendem Alter zu einer egoistischen, selbstverliebten und exzentrischen Frau, die sich innerlich längst ihrer Familie und ihren Untertanen entfremdet hat, nirgends zur Ruhe kommt und wie eine Getriebene durch halb Europa reist.

Als promovierter Psychologin gelingt es der Autorin sehr eindrucksvoll, die viel bewunderte und doch so bedauernswerte Kaiserin ihrem Publikum menschlich nahe zu bringen und einerseits Verständnis und Mitgefühl für sie zu erwecken, andererseits aber bestimmt auch Fassungslosigkeit und Antipathie. Das ausführliche Nachwort trägt dazu wieder in hohem Maße bei.


Aufmachung des Buches
Die Cover der Kaffeehaus-Trilogie sind ausgezeichnet aufeinander abgestimmt. So zeigt dieser zweite Band die gleiche junge Dame, am gleichen Ort wie bei Teil 1, nämlich vor dem Wiener Café. Ihr luftiges Sommerkleid ist diesmal lachsfarben, passend zu dem Blumengesteck des Strohhutes.
Nach zwei Karten von Wien und Umgebung und einer dritten mit dem gesamten Habsburgerreich, folgt ein nach Familien geordnetes Personenverzeichnis, wobei die historischen Figuren mit einem * gekenntzeichnet sind.
Zwischen dem Prolog vom 28. Februar 1889 und dem Epilog vom Juni 1891 liegen 5 Hauptteile mit 26 Kapiteln, alle mehrfach unterteilt, datiert und mit Ortsnamen versehen.
Anmerkungen der Autorin zu „Wahrheit und Fiktion“, ein Glossar und ein Quellenverzeichnis beschließen das Buch.


Fazit
Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ist die eigentliche Hauptperson dieses Romans von Marie Lacrosse. Durch die Filme der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde sie romantisch verklärt und zu einer Sympathieträgerin. Dass sie zwar in Glanz und Luxus lebte, aber in Wahrheit eine zutiefst unglückliche Frau war, erzählt die Autorin sehr einfühlsam und glaubwürdig.
Der Buchtitel ist daher außerordentlich passend: Es ist eben nicht immer alles Gold, was glänzt.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre

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