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In der Wiener Altstadt detoniert eine Bombe: Opfer des brutalen Anschlags ist Eli Lavon, ein Freund des israelischen Agenten Gabriel Allon. Ein Ableger der Al-Qaida bekennt sich zu dem Attentat. Doch Allon verfolgt eine andere Spur und stößt bald auf eine großangelegte Verschwörung und ein grausames Menschheitsverbrechen, an dessen Vertuschung nicht nur CIA und Vatikan beteiligt sind …

 

Der Zeuge Silva  Originaltitel: A death in Vienna
Autor: Daniel Silva
Übersetzer: Wulf Bergner
Verlag: Piper
Erschienen: Februar 2008
ISBN: 978-3-492-25107-5
Seitenzahl: 416 Seiten


Grundidee der Handlung
Als Eli Lavon Opfer eines Bombenanschlages wird, betraut Schamron seinen besten Agenten, Gabriel Allon, mit den Ermittlungen und führt ihn zurück nach Wien, der Stadt, der Allon nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes für immer den Rücken kehren wollte. Max Klein, Überlebender von Ausschwitz, bringt Allon auf die Spuren des Millionärs Ludwig Vogel – einem gefährlichen Gegner, und der nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Dessen Machenschaften reichen weit in die Vergangenheit zurück und werden durch mächtige Organisationen geschützt …

Daniel Silva kombiniert einmal mehr die Fiktion des Romans und politisch-brisante Themen – unter anderem die lasche Verfolgung der österreichischen Justiz von NS-Kriegsverbrechern, die Rolle und Schuld Österreichs an und im 2. Weltkrieg oder die Rolle der Katholischen Kirche und der argentinischen Staatsführung bei der Flucht hunderter Nazis – zu einem hochspannenden Agententhriller.


Stil und Sprache
Daniel Silva war über viele Jahre CNN Top-Jornalist, insbesondere als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und am Persischen Golf. Durch seinen Beruf und intensive Recherche hat er ein beeindruckendes Fachwissen erworben, das der Autor in seine Romane einfließen lässt. So beeindruckt er mit präzisen Ortskenntnissen, deren genaue Beschreibungen die Orte vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lassen. Für seine Hauptfiguren, allen voran der gealterte und ausgebootete Schamron sowie Gabriel Allon, baut er umfassende geheimdienstliche Hintergründe auf, benennt den Mossad zwar nie namentlich, sondern bezeichnet diesen immer nur als „der Dienst“, und arbeitet zahlreiche Fakten aus der realen Spionagewelt ein, beispielsweise über den Topspion Eli Cohen.

Auch die Settings, in die Silva seine Romane einbettet, sind ihm ausgesprochen wichtig: Detailliert und nachdrücklich prangert er in „Der Zeuge“ offen die Schuld Österreichs, deren Beteiligung an NS-Kriegsverbrechen an – beispielsweise die überdurchschnittlichen Besetzungen hochrangiger Nazi-Posten, insbesondere KZ-Kommandanturen durch viele Österreicher, und die bis heute fehlende oder mangelhafte Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte Europas an. Ein auf realen Hintergründen basierender und auf eine Romanfigur zugeschnittener Augenzeugenbericht des Todesmarsches aus Birkenau steht stellvertretend für tausende Opfer der SS-Brutalität und des eisigen Winters.

Mit diesem Mix aus Fakten und Fiktion nimmt Silva – besonders geschichtlich und politisch interessierte – Leser schnell gefangen, zieht sie in die Handlungen hinein, lässt sie miterleben und mitfiebern. Mit vielen feinen Details, aber auch überraschenden Wendungen gelingt es ihm, Handlungen von gewaltiger Tiefe und Atmosphäre, von Melancholie und Trauer, Wut und Scham, aber auch fesselnder Spannung und topaktueller Brisanz entstehen zu lassen. In ruhigeren Szenen gibt der Schriftsteller Gelegenheit, das Gelesene zu reflektieren, nur um dann das Tempo wieder anzuziehen, ist hin zu einem raffiniert ausgestalteten und unerwarteten Finale. Bei seinen Ermittlungen und der Jagd nach den Tätern wird Allon nach Österreich, Israel, Italien, Argentinien und Polen entsandt und deckt reale Zusammenhänge als adaptierte Elemente der Handlungen des Romans auf. Und eben diese Kombination aus temporeichem, bristantem Thriller und realen Hintergründen gehen unter die Haut, machen „Der Zeuge“ zu einem besonderen Buch.


Figuren
Gabriel Allon ist nicht nur ein herausragender Agent, sondern auch einer der weltbesten Restauratoren. Von dieser Arbeit wird er einmal mehr von Ari Schamron abgehalten, der ihn für eine brisante Mission rekrutiert. Bei der Fahndung nach einem ranghohen, ehemaligen SS-Soldaten begibt sich Allon auf eine mühselige Detektivarbeit, stellt seine Erfahrung, Fähigkeiten und – wenn nötig – Kaltblütigkeit unter Beweis. In entscheidenden Szenen entpuppt er sich als wahrhaftes Chamäleon, um in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Aber damit nicht genug, erweist er sich in diesem Thriller auch als Stratege und geschickter Organisator, der gewillt ist, für eine entscheidende Wahrheit seine tiefsten Emotionen zurückzuhalten. Gerade diese Züge, dieser innere Kampf zwischen Gefühlen und Logik, machen ihn so menschlich, dass der Leser mit ihm fühlt und sich in ihn hineinversetzen kann.

Ari Schamron ist eine wahre Legende des Mossad, wird er von David Silva doch mit der Ergreifung des SS-Mannes Adolf Eichmann direkt verknüpft. Zwar ist er den modernen Staatsführern Israels unbequem geworden, hat aber immer noch viel Macht. Er ist ein sehr undurchschaubarer, aber nichtsdestotrotz großartiger Charakter. Von ganz anderem Schlag ist Ludwig Vogel – emotionslos und kalt, berechnend und unnahbar verkörpert er perfekt und doch zu keiner Zeit überzogen einen prägnanten Antagonisten in diesem Thriller. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Insgesamt sind David Silvas Figuren lebensecht und dreidimensional, beziehen sie sich doch viele ihrer Eigenschaften von realen Persönlichkeiten, sind zugleich aber stets eigenständig genug, um ihren eigenen Weg zu gehen.


Aufmachung des Buches
Piper hat „Der Zeuge“ in der Reihe um Gabriel Allon als Taschenbuch veröffentlicht. Während die deutsche Erstausgabe im Februar 2008 erschien, ist meine Fassung die 6. Auflage aus Januar 2017. Das Cover ist in Rottönen mit weißer Schrift gehalten, die St. Stephans Kathedrale als Wahrzeichen dient als enge Verknüpfung mit einem der Hauptthemen. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die Kapitel durchnummeriert. Zum Abschluss findet sich nicht nur die übliche Danksagung, sondern auch eine Zusammenfassung der Figur von Gabriel Allon.


Fazit
Brisante historische wie gegenwärtige Fakten, gemischt mit einem temporeichen Stil machen „Der Zeuge“ zu einem besonderen Agententhriller – Daniel Silva schlägt den Leser einmal mehr in seinen Bann. Nicht nur für Fans der Reihe um Gabriel Allon eine Empfehlung!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Auftraggeber
Band 2: Der Engländer
Band 3: Die Loge

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