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Mr. Thipps staunt nicht schlecht, als er am Morgen sein Badezimmer betritt und in der Wanne die Leiche eines Mannes vorfindet. Von einem kleinen Zwicker auf der Nase abgesehen, ist der Tote splitterfasernackt. Panisch alarmiert Thipps die Polizei, bei der er sich gleich selbst zum Hauptverdächtigen macht. Inspector Sugg von Scotland Yard ist das nur recht, ähnelt die nackte Leiche doch praktischerweise dem bekannten und verschwundenen jüdischen Börsenmakler Reuben Levy. Für ihn ist der Fall damit klar. Er hat jedoch nicht mit der Herzoginwitwe von Denver gerechnet: Die alte Freundin von Mr. Thipps setzt ihren Sohn, Lord Peter Wimsey, von dem Fall in Kenntnis, der sich gleich daranmacht, den wahren Täter zu stellen.

 

Ein Toter zu wenig 

Originaltitel: Whose Body?
Autor: Dorothy L. Sayers
Übersetzer: Otto Bayer
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 03/2020
ISBN: 978-805200585
Seitenzahl: 272 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Lord Peter Wimsey langweilt sich maßlos – umso mehr erfreut es ihn, als seine Mutter, die Herzoginwitwe von Denver, ihn bittet, ihrem alten Freund Mr. Thipps beizustehen, denn der wird des Mordes verdächtigt. Lord Peter macht sich, unterstützt von seinem Butler Bunter und einem befreundeten Inspector von Scotland Yard, daran, zum einen den Fall mit dem unbekannten Toten in der Badewanne zu klären und nebenbei noch einen verschwundenen Börsenmakler zu finden.

Dorothy L. Sayers hat mit ihrem Lord Peter Wimsey einen für die heutige Zeit absolut ungewöhnlichen Ermittler zum Leben erweckt, denn er ist ein adeliger Müßiggänger und hat eigentlich mit der Polizei nichts zu tun. Aber eben Zugang zu den höchsten Kreisen der britischen Gesellschaft der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts, ein unschätzbarer Vorteil. Mit unnachahmlicher Eleganz und Abgebrühtheit arbeitet er sich durch diesen Fall, immer perfekt gekleidet und absolut angemessen im Auftreten.


Stil und Sprache
Bevor es losgeht, erläutert jemand namens Paul Austin Delagardie in einer „biographischen Notiz“ die Lebensgeschichte von Lord Peter Wimsey. Bei ihm scheint es sich um einen Onkel zu handeln und er zählt zunächst in Stichworten einige Punkte wie etwa die Zugehörigkeit zu Clubs auf, bevor er etwas näher auf den Charakter des Protagonisten dieser Reihe eingeht. Danach berichtet Lord Peter mehr oder weniger selbst von seinen Ermittlungen, allerdings nicht in der ersten Person, sondern etwas distanzierter in der dritten.

Sprachlich muss man sich an ihn erst etwas gewöhnen, denn er verwendet die komplizierte, oft nicht sehr direkte Sprache der englischen Oberschicht und damit auch jede Menge „antiquierte“ Ausdrücke, denen wir heutzutage eben nur in solchen Romanen begegnen. Das führt zusammen mit Lord Peters in seinem Umfeld bekannter Vorliebe für kriminalistische Rätsel zu etwas schrägen Dialogen: „Ihr Gnaden erzählt mir soeben, dass ein angesehener Architekt aus Battersea eine Leiche in seinem Bad gefunden hat.“ – „Wahrhaftig, Mylord? Wie überaus erfreulich!“ (S. 20).

Es versteht sich von selbst, dass in einem solchen Umfeld keine Verfolgungsjagden, Schießereien oder dergleichen vorkommen, stattdessen ermittelt man mit großer Gelassenheit und der Täter richtet sich am Ende selbst, um einer Bestrafung zu entgehen. Nichtsdestotrotz macht die Geschichte einfach Spaß und man kann für ein paar Stunden abtauchen in die gute alte Zeit.


Figuren
Lord Peter Wimsey ist wie gesagt von adeliger Herkunft und lebt den Müßiggang der reichen Oberschicht der englischen Gesellschaft. Er vertreibt sich die Zeit mit Kunstauktionen oder auf dem Familienlandsitz. Und auch seine Kriminalfälle löst er gelassen und geradezu entspannt, immer die gesellschaftlichen Gepflogenheiten im Blick, nie würde er sich etwa zu einer Unhöflichkeit hinreißen lassen. Unterstützt wird er in allen Belangen von seinem Butler Bunter, der von ihm auch regelmäßig an der Ermittlungsarbeit beteiligt wird, zum Beispiel wenn es darum geht, mit Hauspersonal zu sprechen oder Spuren zu sichern.

Inspector Parker hingegen ist echter Polizist und es wird nicht so ganz klar, worauf die Freundschaft der beiden Herren beruht, allerdings hört auch er auf Lord Peter und lässt sich sogar von ihm beauftragen. In weiteren Nebenrollen lernen wir Lord Peters Mutter kennen und natürlich allerhand Verdächtige, Zeugen und sonstige Beteiligte. So erhält man einen authentischen (?) Überblick über die Gesellschaft Londons zwischen den beiden Weltkriegen.


Aufmachung des Buches
Die fest gebundene Neuauflage des Klassikers aus dem Jahr 1923 zeigt auf dem Cover eine gezeichnete Badewanne, aus deren Duschkopf Blut läuft. Innen gibt es nach der erwähnten Einleitung insgesamt 13 relativ lange Kapitel und sonst keine Besonderheiten.


Fazit
Eine höchst vergnügliche Krimilektüre, die leichtfüßig daherkommt, aber nie in Seichtigkeit abgleitet. Eine klare Leseempfehlung von mir!


5 Sterne


Hinweise
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