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Berlin, Potsdamer Platz. Beim Klettern auf einem Baugerüst macht ein Junge eine grausame Entdeckung: Drei Leichen, einbandagiert in Panzertape, hängen in schwindelerregender Höhe an den Gerüststangen. Sie sehen aus wie Mumien und scheinen in dieselbe Richtung zu blicken, als würden sie auf etwas warten. Als die menschenscheue Fallanalystin Emma Carow auf den Fall angesetzt wird, ist ihr schnell klar, dass er für ihre Karriere entscheidend ist. Doch je fester sie sich verbeißt, desto mehr droht ein altes Trauma sie in den Abgrund zu ziehen.

 

Neuntoeter 

Autor: Ule Hansen
Verlag: Heyne
Erschienen: 04/2018
ISBN: 978-3453421851
Seitenzahl: 496 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Emma Carow ist Fallanalystin in Berlin und eigentlich erst zur Polizei gegangen, nachdem sie selbst vergewaltigt wurde – ein Trauma, das sie auch nach zehn Jahren noch mit sich herumträgt. Als in einem Baugerüst drei Leichen gefunden werden, weiß sie sofort: Das sind nicht alle Opfer, es muss weitere geben. Und tatsächlich findet die Polizei weitere Leichen, alle ähnlich aufgemacht wie die ersten drei. Emma gibt alles, um ein möglichst genaues Profil des Täters zu erstellen, verstrickt sich jedoch immer wieder in ihrer eigenen Vergangenheit und kommt damit von ihrem eigentlichen Ziel ab.

Hinter dem Pseudonym Ule Hansen steckt ein Berliner Autorenduo, das mit „Neuntöter“ sein Debüt vorlegt und damit den Auftakt zu einer hoch interessanten Reihe um Emma Carow, die wiederum mit ihrer sehr besonderen Persönlichkeit zumindest diesen ersten Band sehr prägt.


Stil und Sprache
Direkt auf den ersten Seiten fällt auf, dass die Sprache dieses Thrillers etwas anders ist als gewohnt. In kurzen, knappen Sätzen, oft richtiggehend abgehackt, schildert Emma die Geschichte aus ihrer Perspektive. Dabei geht es oft stakkatoartig zu: „Die Eingangshalle wie im Opernhaus mit hohen Säulen, Kassettendecke, geschwungenen Treppenaufgängen und mittendrin ein gelangweilter Pförtner, den man nett grüßen musste, dann die Stufen hoch, rein in die langen Flure mit den kackbraunen und kotzgrünen Wänden, unnötig hohe Decken, alles düster hier, trübe Leuchtstofflampen, wir müssen sparen, die Beamtenhölle gleich hinter der glorreichen Fassade.“ (S. 11). Liest man diesen Satz, so hat man direkt Emma Carow vor dem inneren Auge, wie sie morgens das Gebäude betritt und zu ihrem Büro hetzt.

An solchen Sätzen merkt man auch gleich, dass es hier nicht beschaulich zugeht, sondern die Dinge beim Namen genannt werden. Einige Schilderungen sind wirklich nichts für zarte Gemüter, da geht es ganz schön zur Sache, aber genau das macht auch den Reiz dieser Geschichte aus. Denn wirklich atemberaubend spannend ist sie nur punktuell, es gibt durchaus kleine Längen und doch bleibt man dran an dieser absolut ungewöhnlichen Ermittlung. Es lohnt sich!


Figuren
Emma Carow ist nicht leicht zu durchschauen und sie macht es weder ihren Kollegen noch dem Leser leicht, sie zu mögen oder auch nur zu verstehen. Schwer traumatisiert ist sie mit Sicherheit, dennoch ist nicht ganz klar, welche ihrer Verhaltensweisen auf diesem Trauma beruhen und welche vielleicht einfach zu ihrem Charakter gehören. Aber trotz ihrer vielen Macken und ihrer absolut direkten, undiplomatischen Art hat sie etwas an sich, das Mitgefühl weckt und man hofft das ganze Buch über, dass es gut für Emma endet.

Alle anderen Figuren sind deutlich weniger detailliert dargestellt, nur ihr Kollege Lutz, der so etwas wie ihr Mentor ist, verdient ein paar Eigenheiten wie zum Beispiel seine Vorliebe für extravagante Eissorten zu jeder Tageszeit. Emmas Chefin hingegen hat nicht einmal einen Vornamen, sondern wird von ihr nur „die Brennemann“ betitelt. Ein bisschen schade ist das, aber irgendwie auch passend zur ganzen Atmosphäre der Geschichte.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover zwei Krähen oder Raben, die in der Luft aufeinander losgehen. Nur bedingt zur Geschichte passend ist dieses Motiv aber zumindest atmosphärisch gelungen. Innen gibt es 90 kurze Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Ein Thriller der etwas anderen Art, teilweise brutal und verstörend, aber dennoch faszinierend bis zum Schluss. Eine klare Leseempfehlung von mir!


4 5 Sterne


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